Westlicher Umweg
Das Verkehrs- und Transportwesen in den Comecon-Staaten hält mit der industriellen Entwicklung Osteuropas nicht mehr Schritt. Immer häufiger kommt es an den Grenzen der Volksrepubliken zu wochenlangen Wartezeiten, weil Transportmittel fehlen. In bulgarischen Häfen liegen dichtgedrängt Frachter, deren Ladungen nur schleppend gelöscht und in die Bruderländer weitergeleitet werden; in den Grenzstationen der ungarischen und tschechoslowakischen Staatsbahnen stauen sich Export-, Import- und Transitgüter. Wegen der Engpässe im Comecon-internen Grenzverkehr läßt Budapest zunehmend seinen Warenstrom über die Bundesrepublik Deutschland und Österreich fließen. Der westliche Umweg koste zwar Devisen, spare aber Zeit, heißt es an der Donau. Allein Hamburg konnte so seinen Ungarn-Handel im vergangenen Jahr um 80 Prozent erweitern.