»Wie die Einzelkämpfer«
In einem Konvoi von rund hundert Bussen und mehreren hundert Pkw fuhren wir aus Hamburg zur Demonstration gegen das Kernkraftwerk Brokdorf. Ich saß mit zwei Freunden durch Zufall weit vorn, etwa im zwanzigsten Auto.
Nachdem die Fahrzeugkolonne in Kleve, rund 20 Kilometer vor Brokdorf, plötzlich zum Stehen kam, stiegen viele von uns aus, ich nicht. Von der Spitze des Zuges, hinter einer Wegbiegung, hörten wir Kampfgetümmel, als plötzlich Dutzende Polizisten in Lederjacken und mit Helmen an unserem Treck entlangstürmten und in Einzelkämpfermanier blindlings auf Fahrzeuge und flüchtende Menschen einschlugen.
Wahllos und mutwillig wurden an unseren Autos Front- und Heckscheiben mit langen Holzknüppeln eingeschlagen, Scheinwerfer zertrümmert, Türen eingetreten und Kotflügel eingebeult. Ein Polizist zerstach reihenweise Autoreifen, während ihn zwei Kollegen mit ihren Schilden schützten.
Als Polizisten wenige Meter hinter mir einen Gegenstand in einen VW-Bus warfen, der daraufhin zu brennen anfing, flüchtete ich panisch vor Angst von der Rückbank meines Wagens. Draußen empfingen mich Polizisten mit Knüppelhieben und Fußtritten. Auf meine verzweifelten Rufe »ich habe doch nichts gemacht«, bekam ich nur zu hören: »Verreck doch.«
Ich habe immer gehofft, endlich weggebracht zu werden, doch ich wurde nur von einem prügelnden Polizisten zum anderen weitergereicht, bis ich durch einen Schlag auf den Kopf zusammenbrach. Ich habe solche Brutalität noch nie zuvor erlebt, erst recht nicht am eigenen Leibe.
Im Krankenhaus mußte bei mir eine Platzwunde am Kopf mit sechs Stichen genäht werden. Ich habe noch eine weitere am Hinterkopf sowie Prellungen an Rippen und Beinen.