Zur Ausgabe
Artikel 74 / 79

Briefe

WIE IN CHINA?
aus DER SPIEGEL 6/1971

WIE IN CHINA?

(Nr. 3/1971, Rechnungshöfe)

Der Ehrgeiz des Obersten Rechnungshofes, soll der Nobelpreisträger Mößbauer gesagt haben, besteht darin, 100 Mark auszugeben, um den Nachweis zu erbringen, daß irgendwo 20 Pfennig zuviel bezahlt worden sind. Dem und Ihrem ganz ausgezeichneten, aber leider, leider wohl wirkungslosen Artikel habe ich als kleiner Behördenbediensteter nichts mehr hinzuzufügen.

Hamburg WERNER SCHMIDT

Ein gut funktionierender Bundesrechnungshof könnte das Seinige dazu beitragen, die latente Staatsverdrossenheit etwas abzubauen. Ein solcher Rechnungshof müßte ähnlich dem hiesigen Deutschen Patentamt mit speziell ausgebildeten Fachprüfern besetzt sein. Dies böte einige Gewähr dafür, daß der Rechnungshof durch den von Ihnen nur vage aufgezeigten Dschungel der Verflechtungen staatlicher, wirtschaftlicher und politischer Interessen hindurch zu finden vermag. Bislang scheint diese Funktion jedoch nur der nächstgelegene SPIEGEL-Korrespondent erfüllen zu können -- an wen anders könnte sich ein Staatsbürger wenden, wenn ihm einschlägige Skandalfälle zur Kenntnis gelangen? Manches erinnert an die Verhältnisse im Tschiang-Kal-schek-China.

München CHRISTIAN SOMMER

Meines Wissens wird »Odol« von der Lingner Werke GmbH herstellt. Diese Firma gehört über die Kohlensäure-Industrie AG zum Preußag-Konzern. Das Aktienkapital der Preußag befindet sich mit 26 Prozent in Händen der Westdeutschen Landesbank, der Rest ist Streubesitz -- somit kein Bundesunternehmen.

Abbenfleth (Schl.-Holst.)

HEINRICH KOCH

Leser Koch hat recht. -- Red.

Eigentlich hätten ja die Rechnungs-Prüfer auch merken müssen, daß restlos alle Verwaltungen nicht nur überbesetzt, sondern auch viel zu kostspielig arbeiten!

Rodenkirchen (Nrdrh.-Westf.)

WALTER NELLEN

Blühende »biedermeierliche Prüf-Pedanterie« bewies der Oberrechnungshof in Potsdam, als Anfang der dreißiger Jahre von einem Kreuzer der Reichsmarine auf Auslandfahrt zur Verpflegung der Besatzung in Sansibar ein Ochse angekauft worden war. Er beanstandete zwei Jahre später, daß der Erlös für die Haut des Ochsen, die bestimmungsgemäß wiederverkauft werden mußte, zu gering sei, mit der Begründung, daß in Potsdam der Preis für eine Ochsenhaut erheblich höher sei, woraufhin der Kommandant des Kreuzers, Kapitän Arnold de la Perierre, zum Bericht aufgefordert, kurz und unmißverständlich berichtete: »Der erhebliche Preisunterschied der in Frage kommenden Ochsenhaut ergibt sich dadurch, daß in Potsdam die Ochsen erheblich größer sind als in Sansibar.«

z. Z. San Sebastian (Spanien)

HERMANN FREIHERR VON NAGEL

Mehr lesen über

Zur Ausgabe
Artikel 74 / 79
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren