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William Golding

aus DER SPIEGEL 35/2009

William Golding , 1993 verstorbener Literatur-Nobelpreisträger, hielt sich zeitlebens für ein »Monster«. Die angeborene Grausamkeit der Menschen, die er in seinem Weltbestseller »Herr der Fliegen« beschrieb, spürte er so stark in sich selbst, dass es ihn vor sich grauste. Das berichtet sein Biograf John Carey aus Oxford, der Goldings Nachlass lesen durfte, darunter unveröffentlichte Memoiren des Schriftstellers. Mit 18 Jahren, so schrieb Golding, hatte er versucht, eine 15-Jährige namens Dora zum Sex zu zwingen. Der junge Mann hielt sie für »von Natur aus verdorben«. »Ich war sicher, dass sie heftigen Sex wollte, das las ich von ihrem kecken, reifen und begehrenswerten Mund.« Wenig später »kämpften wir wie Feinde«, während »ich auf ungeschickte Weise versuchte, sie zu vergewaltigen«. Dora gelang es, sich zu befreien, und sie rannte davon. Diese und andere Geschichten befeuerten einen Selbsthass, den Golding im Alkohol ertränkte. Laut Carey hielt sich der Schriftsteller für so böse, dass er von sich selbst sagte: Wäre ich in Deutschland geboren worden, wäre ich Nazi geworden.

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