»Wir haben unser Glück auf Unland gebaut«
Sitzen zwei Männer in einer Bielefelder Kneipe. Fragt der Wirt: »Sind Sie aus Brake?« Antworten die Gäste: »Ja, wieso?« Darauf der Wirt: »Sie gucken so giftig.«
Wer in Brake auf Gift gebaut hat, braucht in Bielefeld für den Spott nicht zu sorgen. »So weit ist es hier gekommen, über uns lustig machen sie sich«, empört sich der Hauptschulrektor Klaus Plöger, 43. »Ausgerechnet Beamte der Stadtverwaltung« haben ihm »diesen sogenannten Witz« erzählt: »Die haben es gerade nötig.«
Plöger wohnt seit zwanzig Jahren in Brake, einer 7000-Einwohner-Siedlung vor den Toren Bielefelds, die 1973 im Zuge der Gebietsreform in das ostwestfälische Oberzentrum eingemeindet wurde - ein ländliches Fleckchen Erde, wo es keine Punks und keine Polizisten gibt und wo die kleinen Geschäfte über Mittag schließen. »Wir sind«, sagt der junge evangelische Pastor Helmut Knefelkamp, »ein kleines ruhiges Nest geblieben.«
Da mittendrin, schräg gegenüber dem Pfarrhaus, hat Plöger mit seiner Familie 14 Jahre lang zur Miete gewohnt, bis er sich 1979 »den alten Traum vom eigenen Haus« erfüllte. Ein paar Kilometer weiter, oben auf dem Braker Hügel, stand das kleine Verwaltungsgebäude der alten Ziegelei für 130 000 Mark zum Verkauf. 648 Quadratmeter Grund und Boden für nur 51 840 Mark, da hat der Rektor zugegriffen.
Der blühende Weißklee auf dem brachliegenden Gelände ringsum, der nahe Wald, hatten der Familie die Entscheidung erleichtert. Daß die Baugesellschaft, die ihnen das Häuschen verkaufte, nebenan eine Siedlung anlegen wollte, war ihnen auch nur recht. Das steigert den Wert des eigenen Objektes, hatte sich Plöger gedacht. Heute sagt er: »Ein Idiot war ich, ein ausgemachter.«
Denn der Boden unter der Siedlung zwischen dem Kuhlenweg und der Stedefreunder Straße, auf dem inzwischen etwa dreißig Einfamilienhäuser mit liebevoll gepflegten Vorgärten stehen, ist durchsetzt mit den Rückständen einer einstigen Deponie: mit gesundheitsgefährdenden Schwermetallen wie Cadmium oder Blei und mit chlorierten Kohlenwasserstoffen, die als Krebserreger gelten. Explosives Methangas ist in der Bodenluft ausgemacht worden, hohe Sulfat- und Ammonium-Konzentrationen im Grundwasser greifen die Metall- und Betonfundamente der Häuser an.
Brake ist das bislang eindringlichste Beispiel für die Brisanz der, laut Umweltbundesamt, rund 50 000 bundesdeutschen »Altlasten«, jener halb vergessenen Müll- und Schlamm-Kippen, auf denen während der fünfziger und sechziger Jahre die giftigen Ausscheidungen der Industriegesellschaft verbuddelt wurden - eine Hypothek, die nun zu Buche schlägt.
Am Donnerstag dieser Woche wollen die Bielefelder Kommunalpolitiker darüber beschließen, ob die Häuser auf dem Braker Berg von der Stadtverwaltung für rund 15 Millionen Mark aufgekauft und die Bürger anschließend »abgesiedelt« werden - neudeutscher Behörden-Terminus für eine Maßnahme, die sich in den dioxinverseuchten US-Ortschaften Times Beach und Niagara Falls als unausweichlich erwiesen hat.
Bei einer von der Stadt anberaumten Untersuchung der Braker Deponie-Siedler sind bei einigen Bewohnern stark erhöhte Leberwerte festgestellt worden. In seiner langjährigen Praxis, erklärte Professor Hans Joachim Einbrodt vom Institut für Hygiene und Arbeitsmedizin der Technischen Hochschule Aachen, habe er eine solche Häufung von Leberschäden noch nicht gesehen.
»Denken Sie sich irgendeines dieser schrecklichen Umweltgifte«, sagt Studienrat Alexander Scheck, »wir haben hier alles, was man sich nur vorstellen kann.« Selbst das Vorhandensein von Dibenzofuranen, chemischen Verwandten des Seveso-Giftes Dioxin, wollen Experten nicht mehr ausschließen.
Als bestes Bauland hatte der Geographie- und Mathematiklehrer Scheck sein Grundstück erst vor zwei Jahren erworben, den Quadratmeter zu 140 Mark plus 32 Mark Erschließungskosten, und »ein ausgemachtes Sparhaus« mit vier Kinderzimmern draufgesetzt. Gleich nebenan kauften gute Freunde, das Lehrerehepaar Ruth und Jürgen Venhaus, gleichfalls Grund. Ihre Gärten wollten sie zusammenlegen, der Kinder wegen.
Im Herbst des vorletzten Jahres jedoch, das Scheck-Haus stand schon im Rohbau, gingen die Träume verschütt. Beim Aushub der Venhaus-Kuhle förderte
der Bagger übelriechenden Schlamm zutage. »Da dämmerte uns«, sagt Alexander Scheck, »daß wir unser Glück auf Unland gebaut hatten.«
Sicher, alte Braker wie die Plögers wußten sehr wohl, daß die ausgebeuteten Tongruben der Ziegelei jahrelang als Mülldeponie hatten herhalten müssen; bei den zugezogenen Schecks stand davon auch irgendwas im Vertrag. Doch hatte ihnen die Baugesellschaft mehrfach versichert, daß die Erdlöcher ordnungsgemäß mit Schutt verfüllt worden seien, und die Stadt hatte das gut 30 000 Quadratmeter große ehemalige Ziegeleigelände mit dem Bebauungsplan III/12 ausdrücklich und ohne Einschränkungen zum Wohngebiet erklärt.
»Als Jurist«, sagt der Richter Ralf Schulze, der sich 1982 mit seiner 77jährigen Mutter am Klinkerweg für 700 000 Mark ein stattliches Haus mit großem Blumengarten zugelegt hat, »bin ich immer von der Gesetzesfolgsamkeit und der Fürsorgepflicht einer Stadtverwaltung ausgegangen. Was die absegnet, glaubte ich, wird schon korrekt sein.«
»Nie gedacht« hätte Oberstaatsanwalt Uwe Schmidt, der am Kuhlenweg seit drei Jahren ein Reihenhäuschen sein eigen nennt und vor seiner Versetzung nach Bielefeld in Berlin im Umweltdezernat war, daß ihn seine beruflichen Erfahrungen mit Umweltkriminalität im Privatleben mal in diesem Ausmaß einholen könnten.
Empört sind die Schecks, Schulzes und Schmidts über das Verhalten der Stadtverwaltung. Seit der Bagger in jenen Septembertagen Schaufel um Schaufel Giftschlamm an den Tag brachte, berichtet Plöger, »haben uns die da oben hängengelassen, runtergespielt haben sie es«.
Mal kanzelte der Stadtdirektor Rudolf Möllenbrock besorgte Anfrager mit dem Hinweis ab, »die Erforschung der Historie der ehemaligen Ziegelei« sei nicht Aufgabe der Verwaltung. Dann wieder hieß es, der Baufirma sei die »Situation bekannt« gewesen und der Fall somit eine Angelegenheit »des Schadensersatzes zwischen Käufer und Verkäufer«. Ergebnisse erster Analysen des verseuchten Bodens, zum Teil von den Siedlern selber in Auftrag gegeben, wertete die Stadt als »normal« oder zumindest »nicht gefährlich«.
»Als alter Genosse« hat sich Plöger da sogar zum Bielefelder Oberbürgermeister Klaus Schwickert aufgemacht, um seinen Parteifreund mit gutem Zureden zum Handeln zu bewegen. »Klaus, habe ich zu ihm gesagt«, erinnert sich Plöger, »Klaus, da kommt was auf euch zu, das könnt ihr nicht mehr steuern.« Aber der OB habe ihm nur freundlich zugehört »und mich dabei angesehen, als wäre ich ein kleiner Gernegroß«.
Nur die Lokalzeitungen, im schläfrigen Bielefeld sonst eher mit Hofberichterstattung beschäftigt, die haben nachgehakt. Tag um Tag erfuhren die Braker ein wenig mehr über die unbewältigte Deponie-Vergangenheit: Mehr als zehn Jahre lang hatte der Müllspediteur Gerhard Steinkühler in die ausgebaggerten Tongruben Rückstände aller Art gekippt, darunter auch, Quelle des heutigen Übels, Chemieschlämme aus Galvanisierbetrieben - schätzungsweise 15 000 Kubikmeter.
Auch die Stadt Bielefeld war auf dem Areal ihre Abfälle zunächst ohne Probleme losgeworden - bis 1968 Ausflüsse aus den Müllkuhlen einen Grundwasserbrunnen verseuchten und die Stadt nach einem Gerichtsentscheid dem Besitzer täglich 500 Liter Trinkwasser liefern mußte.
Doch das Steinkühler-Geschäft florierte weiter, der Entsorgungsunternehmer erwarb noch im selben Jahr das bis dahin nur gepachtete Deponiegrundstück, den Quadratmeter zu 2,20 Mark. Als hätte der Rat der damals noch selbständigen Gemeinde nur darauf gewartet, beschlossen die Braker Kommunalpolitiker vier Monate später, für die Kraterlandschaft einen Bebauungsplan aufzustellen.
Für Steinkühler, Schützenbruder des damaligen Gemeindedirektors Erich Krahmüller, lief die Sache wie geschmiert. Mit zwanzigfachem Gewinn konnte er sein Schlamm-Land an eine Wohnungsbaugesellschaft weiterverkaufen.
Auch die Beamten der Stadt Bielefeld, nach der Eingemeindung von Brake 1973 für den Bebauungsplan »Alte Ziegelei NR III/Bra 12« zuständig, erhoben gegen den Deal keinen Einspruch. Die Stadtverwalter hatten auch nichts dagegen, daß das Unternehmen umdisponierte.
Statt, wie zunächst geplant, vier Hochhäuser auf ausgesuchten müllfreien Flächen hochzuziehen, entschloß sich die Firma, über das gesamte Gelände Einfamilien-Objekte zu streuen. Die Tongruben mit dem Giftschlamm waren mit
Bauschutt und Lehm überdeckt worden - gerade so, daß schnell Gras darüber wachsen konnte.
Unbeeindruckt blieben die Bielefelder Beamten, als Gutachter eines Erdbau-Labors auf »flüssige bzw. breiige Beschaffenheit« sowie »üblen Geruch« und »ungewöhnliches Aussehen« des Bodens hinwiesen - am 9. Mai 1977 wurde der Bebauungsplan vom Rat der Stadt Bielefeld verabschiedet, einstimmig.
»Ach Gott, ja«, sagt Oberstadtdirektor Klaus Meyer heute, wenn er auf den Schlamassel um die Bebauungsfreigabe zurückblickt, »es ist schon ein Unglück, daß das damals alles so gelaufen ist.« Aber eigentlich, fügt er hinzu, sei von den Beamten doch nur verfahren worden wie üblich - nach dem »Gesetz der vier Fruchtfolgen des Bodens": Ackerbau und Viehzucht, Ton- oder Sandausbeute, Müllverfüllung und schließlich Bebauung.
»Brake«, rechtfertigt sich Oberstadtdirektor Meyer, »ist doch kein Einzelfall.« Allein im Bielefelder Stadtgebiet hat die Verwaltung mehr als 400 Altlasten-Deponien ausfindig gemacht - eine Gesamtfläche von mehr als 500 Hektar und zum Teil sogar bebaut. Oberstadtdirektor Meyer heute: »Da werden wir wohl noch manche Überraschung erleben.«
In Sachen Brake hat mittlerweile der Rat der Stadt den Bebauungsplan aufgehoben - freilich erst nachdem der Regierungspräsident in Detmold in einem Gutachten festgestellt hatte, daß für die Verwaltung schon 1977 »genügend Anhaltspunkte gegeben waren, aus denen man auf die Möglichkeit der Gesundheitsbeeinträchtigung durch die vorhandenen Ablagerungen schließen konnte«.
Auch hat die Stadtverwaltung inzwischen etliche Gutachten geordert. Wegen der stellenweise extrem dünnen Abdeckung von nur 50 Zentimetern, empfiehlt etwa das Braunschweiger Leichtweiß-Institut, seien mitunter selbst kleine Erdbewegungen wie die Anlage eines Zierteiches oder der Bau einer Pergola »ohne Sondierung zu unterlassen«.
Weil die Experten »aktiven Gasschutz« fordern, sind in etlichen Kellern Warngeräte installiert. Mit 160 Sonden, von den Anwohnern »Schniepel« genannt, werden auf dem gesamten Gebiet die Bodenluft-Werte ermittelt. »Als Deponie nicht schlecht«, urteilte Leichtweiß-Ingenieur Peter Spillmann, der mit seinem Meßwagen monatelang die Siedlung abfuhr, »nur die Häuser stören.«
Sogar Polychlorierte Biphenyle (PCB), krebsauslösende Chemikalien, haben Wissenschaftler des Taunussteiner Fresenius-Institutes in Brake entdeckt. Fundort der PCB, die bei Erhitzung Dioxine freisetzen, war zum Entsetzen der Siedler just jene Stelle, an der zuvor ihr Osterfeuer gelodert hatte.
Angesichts solcher Analysen ließ sich Oberstadtdirektor Meyer im September
des vergangenen Jahres dazu hinreißen, den Fall ohne Wenn und Aber »eine nicht zu entschuldigende Schlamperei« zu nennen. Vor den damals gerade anstehenden Kommunalwahlen machten sich solche Schuldeingeständnisse wie auch die Zusage, »schnell und unbürokratisch« helfen zu wollen, nicht schlecht. Den in Bielefeld regierenden Sozialdemokraten retteten sie wohlmöglich gerade noch mal die Führungsposition - trotz aller »Tatarenmeldungen« (Stadtdirektor Möllenbrock) über die »zum Himmel stinkende Affäre« ("Westfalen-Blatt").
So richtig verantwortlich für den Skandal fühlt sich die Stadtverwaltung jedoch nicht - das jedenfalls ist der Tenor eines internen Berichts des Personalamtes über das »Verwaltungshandeln und die Verantwortlichkeit bei Aufstellung des Bebauungsplanes Ziegelei Brake«.
»Es mag schwerfallen zu verstehen«, schreiben die Prüfer des Oberstadtdirektors, aber auch wenn es zu »Versehen« und »Versäumnissen« gekommen sei und »Vorschriften nicht genügend beachtet« worden wären, könne »keinem der beteiligten Mitarbeiter eine Schuld im Sinne des Disziplinarrechts« zugeschrieben werden. Fehler seien nun mal »im Arbeitsleben bei der Erledigung laufender Geschäftsvorfälle nicht ausgeschlossen«.
Während die Verwaltung letztlich alle Verantwortung von sich weist und Oberstadtdirektor Meyer für die Klärung des Falls vor allem um »Ruhe und Geduld« bittet, hocken die Braker in Häusern, in denen sie sich längst nicht mehr zu Hause fühlen. Lehrer Scheck hat seine Mineralien- und Fossiliensammlung, für die er sich im neuen Eigenheim einen eigenen Kellerraum einrichten wollte, gar nicht erst ausgepackt. »Unser Haus«, sagt er, »ist ja nur eine vorläufige Bleibe.«
Dabei sind die rund 30 Familien, die sich auf der Deponie angesiedelt haben, noch vergleichsweise gut dran. Denn wer, wie die Familie Heinzel, sein Haus auch nur ein paar Meter außerhalb des nichtigen Bebauungsplanes III/12, des einstigen Müllareals, gebaut hat, darf kaum mit irgendeiner Entschädigung rechnen.
Zwar denken die Heinzels noch nicht an einen Auszug aus ihrem erst drei Jahre alten, verwinkelten Haus, das in der Siedlung alle nur »Villa Kunterbunt« nennen. Aber der 35jährige Studienrat Bernd Heinzel weiß, daß sein Grundstück in Fließrichtung des Deponie-Grundwassers liegt, das mit Schwermetallen und Kohlenwasserstoffen belastet ist. »Warum«, fragt sich Heinzel, »sollten die Gifte an der Grenze des Bebauungsplanes haltmachen?«
Monika Heinzel sorgt sich eher darum, »wer das Minus trägt, wenn wir mal beruflich bedingt von hier weg müssen«. Denn Brakes Ruf als gute Wohngegend ist ruiniert, daran ändern auch die schönen Aufkleber »Brake sympathisch« der »Werbegemeinschaft Braker Kaufleute e.V.« nichts.
»Brake«, sagt der Rentner aus dem Haus am Klinkerweg 4 schräg gegenüber, »ist keine gute Adresse mehr.« Für sein weißverklinkertes Haus mit dem 1000-Quadratmeter-Grundstück, rechnet er vor, hätte er vor zwei Jahren 800 000 Mark bekommen. »Heute ist es vielleicht noch 200 000 Mark wert, wenn ich es überhaupt loswerde.«
Trotz alledem: »Den großen kollektiven Aufschrei, den Aufstand«, bedauert Plöger, »den hat es nicht gegeben.« Unten im Dorf, wo die alteingesessenen Braker wohnen, hat der Skandal niemanden aufgebracht.
»Gewundert« habe es ihn damals schon, erzählt der Tankwart Friedwald Röske, der seit 19 Jahren in Brake Benzin verkauft, »daß da so schnell Häuser draufgekommen sind. Aber wenn man selber nicht betroffen ist, sagt man auch nix«.
Auch der junge Pastor Knefelkamp, der mit seinen 29 Jahren, dem Bart, der Brille und den Cordhosen ein bißchen so aussieht, wie die Bauern in Brake sich einen Linken vorstellen, mochte sich nicht so recht auf die Seite der Siedler schlagen, weil er noch so neu ist im Ort und es sich mit niemandem verderben wollte.
Nur einmal, da hat es Helmut Knefelkamp »in den Fingern gejuckt«. Da hätte er auf das Wahlplakat der CDU - »Wir schützen Luft und Wasser« - am liebsten draufgesprüht: »Und wer den Boden?« Dann aber hat er die Affäre nur in einer Predigt aufgegriffen. »Doch aufgemerkt«, sagt Knefelkamp, »hat da keiner.«
Dennoch: Bei den Kommunalwahlen machten zwanzig Prozent der Braker ihr Kreuzchen für die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG), die Plöger und Co. aus Verdruß über die Parteien gegründet hatten.
»Wir wollten eine politische Entscheidung«, sagt Schulze, »sonst wären unsere Häuser ein Nullraum geworden.« Denn »auf der Rechtsschiene«, das weiß der Jurist nur zu genau, »ist kaum was zu machen": Die Verträge mit der Baufirma enthalten allesamt irgendeinen Hinweis auf die früheren Verfüllungen, der das Prozeßrisiko viel zu groß erscheinen läßt - woher sollten die Siedler, die ohnehin alle knapp kalkuliert haben, zudem noch das Geld für solch einen Rechtsstreit nehmen?
So können die Siedler vom Bebauungsplan III/12 nur hoffen, daß mit dem Ratsbeschluß in dieser Woche zumindest für sie das Kapitel Brake beendet ist. Für ihre Nachbarn in der näheren Umgebung wie die Heinzels wird der Ärger dann aber wohl erst richtig anfangen. »Was meinen Sie«, fragt Herr Plöger, »was hier los ist, wenn der Bagger kommt, die Häuser abreißt und die Sanierung beginnt?«
Wie das überhaupt alles so weitergehen soll in Brake, ob und wie saniert wird und vor allen Dingen woher die Stadt die zig Millionen Mark nehmen will, die das Unternehmen noch verschlingen wird, das weiß allerdings selbst Oberstadtdirektor Meyer noch nicht so recht. Er gibt eine Parole aus, die die Braker seit eineinhalb Jahren nun schon zur Genüge kennen: »Das muß alles erst mal geprüft und begutachtet werden.« _(Vor der Kommunalwahl im September 1984. )
Vor der Kommunalwahl im September 1984.