SPIEGEL-GESPRÄCH »Wir sind anders«
SPIEGEL: Herr Döpfner, wann haben Sie zuletzt »Citizen Kane« gesehen, den Filmklassiker, in dem es um einen übermächtigen Medienmogul und dessen Allmachtsphantasien geht?
Döpfner: Vor fünf, sechs Jahren habe ich mir das Video ausgeliehen, warum?
SPIEGEL: Weil viele im Land jetzt einen »Citizen Döpfner« fürchten, einen übermächtigen Medien- und Meinungsmanager, der über einen beispiellosen Medienverbund von der »Ostsee-Zeitung« bis zum Nachrichtenkanal N24 Stimmung macht. Sie waren selbst lange Journalist und Chefredakteur. Haben Sie Verständnis für diese Angst?
Döpfner: Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Solche Befürchtungen sind nun wirklich nicht angemessen.
SPIEGEL: Wirklich nicht? Immerhin kontrollieren Sie künftig neben einflussreichen Printmedien wie »Bild« und »BamS« zusätzlich die Hälfte der deutschen Privatfernsehlandschaft. Eine derartige Machtkonzentration in der Medienindustrie hat es in Deutschland nach dem Krieg noch nie gegeben.
Döpfner: Wir schließen etwas zu unseren Wettbewerbern auf. Es gibt eine Konstellation, die noch wesentlich stärker ist: die Bertelsmann-Gruppe. Es ist für den deutschen Markt und für Deutschland insgesamt doch eine gute Nachricht, dass sich mit uns nun ein zweiter Akteur im Medienbereich so stark positioniert, dass er auch international wettbewerbsfähig bleibt. Während deutsche Banken ins Ausland verkauft werden, bildet sich hier ein Medienunternehmen, das das digitale Zukunftsgeschäft erfolgreich gestalten kann. Unsere Wettbewerber der Zukunft sitzen woanders. Google hat eine Marktkapitalisierung von etwa 80 Milliarden Dollar.
SPIEGEL: Sehen Sie Google ernsthaft als Konkurrenten und einen positiven Beitrag zur Meinungsvielfalt?
Döpfner: Was, wenn Google Verleger wird, morgen die »Financial Times« kauft und übermorgen in Deutschland auf Shopping-Tour geht? In der neuen Konstellation hätten wir zumindest eine Chance, gegen solche Player wenigstens hierzulande zu konkurrieren.
SPIEGEL: Das ist die ökonomische Logik. Für die Medienvielfalt im Land ist eine solche Konzentration dennoch bedenklich.
Döpfner: Wo sehen Sie da den Unterschied zu Bertelsmann, Gruner +Jahr und RTL?
SPIEGEL: Bertelsmann veröffentlicht neben dem »Stern« vor allem unpolitische Titel wie »Schöner Wohnen«, »essen & trinken« und »Geo«. Springer dagegen ist ein sehr politisches Verlagshaus, das allein zehn Tageszeitungen herausgibt und an weiteren zehn beteiligt ist.
Döpfner: Es schmeichelt uns zwar, wenn ausgerechnet Sie die »Bild«-Zeitung für publizistisch mächtiger halten als etwa ein politisches Nachrichtenmagazin wie den SPIEGEL ...
SPIEGEL: ... Wie kommen Sie darauf? Sie haben in den letzten Tagen wiederholt gesagt, Bertelsmann kontrolliere den SPIEGEL. Tatsächlich ist der Konzern über seinen Verlag Gruner+Jahr zu 25,5 Prozent am SPIEGEL beteiligt. Das rechtfertigt Ihre Zurechnung kaum, oder?
Döpfner: Können wir uns darauf einigen, dass Bertelsmann beim SPIEGEL als Gesellschafter einen wichtigen Einfluss ausübt?
SPIEGEL: Ja, aber es kontrolliert ihn nicht. Das ist ein gravierender Unterschied, auf den wir Wert legen.
Döpfner: Bleiben wir beim »Stern«. Der »Stern« erreicht knapp acht Millionen Leser mit jeder Ausgabe, ist eminent einflussreich und in seinem Segment nicht nur marktbeherrschend, sondern sogar Monopolist. Es gibt keine andere bundesweite wöchentliche Illustrierte mehr, seitdem die »Quick« eingestellt worden ist.
SPIEGEL: Nur hat Bertelsmann sich nie derart deutlich als politisches Unternehmen positioniert, wie Ihr Haus es seit der Gründung durch Axel Springer getan hat und immer noch tut.
Döpfner: Unsere Zeitungen berichten viel über Politik, aber wir haben keine parteipolitische Agenda. Axel Springer ist heute ein kapitalmarktorientiertes, auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtetes Unternehmen.
Parteipolitische Missionsarbeit könnten wir uns gar nicht leisten, das würden uns unsere Investoren nicht durchgehen lassen.
SPIEGEL: Springer steht für einen Wertekanon, es gibt sogar Unternehmensgrundsätze, die alle Mitarbeiter unterschreiben müssen.
Döpfner: Es ist doch ein Ausweis von Transparenz, dass wir mit diesen Grundsätzen formulieren, welche Werte und gesellschaftspolitischen Grundpfeiler dieses Haus hat. Was steht in den Unternehmensgrundsätzen: Wir unterstützen die europäische Einigung, die Lebensrechte des israelischen Volkes, das transatlantische Bündnis, die freie soziale Marktwirtschaft, und wir sind gegen jede Form des politischen Totalitarismus. Hat das etwas mit Partei- oder Tagespolitik zu tun? Schauen Sie sich doch mal die lebendigen Debatten in und zwischen unseren Blättern an, wo das eine für den Beitritt der Türkei zur EU plädiert und das andere dagegen. Oder wo die »Bild« den Deutschen George Bush ans Herz legt und die »Bild am Sonntag« John Kerry.
SPIEGEL: Sie wollen uns Ihr im Zweifel immer und seit je konservatives Haus doch nicht im Ernst als Hort der Meinungsvielfalt und Liberalität verkaufen?
Döpfner: Wir sind ein bürgerliches, liberales Haus, liberaler als viele unserer Wettbewerber - und weil wir anders sind als der deutsche Meinungs-Mainstream, vielen ein Dorn im Auge. Bei Bertelsmann gilt wie bei uns das Chefredakteursprinzip. Dennoch laufen viele, wenn es um Springer geht, mit alten Klischees oder Feindbildern im Kopf herum. Bei Bertelsmann aber sagt man: Nun gut, sie sind zwar viermal so groß wie Springer und ProSiebenSat.1 zusammen. Aber sie veröffentlichen »Schöner Wohnen« und haben deshalb keine politische Agenda. Das greift zu kurz. Sonst rühme ich mich
demnächst noch, dass bei Axel Springer der »Rolling Stone« erscheint.
SPIEGEL: Dennoch können Sie die Bedenken und die massive Kritik aus der Branche, der Politik und von Journalistenverbänden an dem Geschäft und der Machtkonzentration in Ihren Händen kaum ignorieren.
Döpfner: Es gibt Institutionen, die berufen sind, darüber zu urteilen. Das sind das Bundeskartellamt, die KEK und die Landesmedienanstalten. Die werden das Geschäft in aller Neutralität und Objektivität prüfen, und das haben wir mit Respekt und Geduld abzuwarten. Ich sehe in diesem Schritt zu unserer Zukunftssicherung keine problematische Konzentration.
SPIEGEL: Damit stehen Sie allerdings ziemlich allein da.
Döpfner: Im Moment ist die Debatte stark von den Interessen der Wettbewerber vernebelt. Hinzu kommt der ideologische Schaum vor dem Mund. Im Ausland sieht man das nüchterner. Das »Wall Street Journal Europe« schrieb: »Springers Expansion in das TV-Geschäft sorgt genau für die Meinungsvielfalt, von der die Gegner behaupten, sie werde bedroht.« Wir haben in Deutschland die diversifizierteste Printmedienlandschaft Europas. Es gibt hier 329 wirtschaftlich selbständige Regionalzeitungsverlage. Es gibt darüber hinaus regionale Quasimonopolisten wie Neven DuMont, in dessen Verlag alle drei Kölner Regionalzeitungen erscheinen, und etwa zehn Großverlage. Mit Bertelsmann gibt es bislang nur einen international wirklich konkurrenzfähigen Player, der in der Liga von Time Warner, News Corp. oder Disney mitspielen kann. Für Springer gilt das auch nach der Transaktion leider nicht. Ich glaube, wir sind dann international auf Platz 24 unter den Medienunternehmen und in Deutschland auf Platz 2.
SPIEGEL: Das heißt, Sie hoffen tatsächlich auf eine Genehmigung des Geschäfts ohne Auflagen durch die Medien- und Kartellbehörden?
Döpfner: Ich hoffe, dass diese Diskussion in aller Nüchternheit geführt wird und dass man jetzt nicht persönliche Vorlieben zum Maß aller Dinge macht. Natürlich polarisiert die »Bild«-Zeitung als Boulevardmedium in besonderer Weise und zieht deswegen auch Kritik auf sich. Aber das darf nicht zum Kriterium werden, wenn es um eine Transaktion geht, die die dauerhafte Existenz dieses Unternehmens sichern soll. Ich plädiere nicht für irgendeine Form von Sonderbehandlung, ich plädiere für Gleichbehandlung, für Objektivität und Fairness.
SPIEGEL: Sie finanzieren das Geschäft, indem Sie den Konzern mit drei Milliarden Euro massiv verschulden. Wie angriffslustig können Sie gegenüber dem neuen Hauptkonkurrenten Bertelsmann da überhaupt noch auftreten?
Döpfner: Gehen Sie mal davon aus, dass wir unseren Wettbewerbern nicht den Gefallen tun werden, auf Angriffe nicht reagieren oder Chancen nicht nutzen zu können. Wir sind beispielsweise gewappnet für mögliche Angriffe durch neue Gratiszeitungen. Das ist in den Finanzierungsplänen, die wir mit den Banken verabschiedet haben, enthalten. Wir sind in unseren Kerngeschäften voll handlungsfähig, Neugründungen in Deutschland und im Ausland inklusive.
SPIEGEL: Klingt fast so, als könnten und wollten Sie einfach so zum Tagesgeschäft übergehen ...
Döpfner: ... Natürlich müssen wir uns die nächsten zwei, drei Jahre ganz darauf konzentrieren, die beiden Unternehmen erfolgreich zusammenzuführen. Das heißt: Größere Akquisitionen wird und kann es nicht geben.
SPIEGEL: Mal angenommen, die Behörden würden dem Geschäft nur unter Auflagen zustimmen. Würden Sie sich beispielsweise von Ihrer Programmzeitschriften-Sparte trennen?
Döpfner: Ich sehe keine Logik innerhalb der Kartellrechtsprechung, die zu einer besonderen Betrachtung der Programmzeitschriften führen könnte. Außerdem: Der Bauer-Verlag ist hier klarer Marktführer.
SPIEGEL: Sie sind ebenso klar die Nummer zwei und haben neben kriselnden Traditionstiteln wie der »Hörzu« auch schnell wachsende Blätter wie »TV Digital« im Angebot. Für Leser stellt sich damit die Frage: Wie objektiv berichten »Funk Uhr« und Co. künftig über Filme, Shows und Magazine von RTL und anderen?
Döpfner: Glauben Sie wirklich, dass wir jetzt unsere Programmschemata ändern und ProSieben künftig vier Spalten bekommt und RTL nur noch eine halbe? Wissen Sie, was passieren würde? Die Abonnenten würden uns die Zeitschrift um die Ohren schlagen. Das ist auch mit einem Chefredakteur gar nicht zu machen. Wenn mehr Leute Arte gucken als RTL, dann wird er Arte groß machen und RTL klein. Solange aber mehr Leute RTL gucken als Arte, ist es umgekehrt.
SPIEGEL: Da machen Sie es sich vielleicht ein bisschen einfach. Die positivste Besprechung der neuen Sat.1-Talkshow mit Bettina Rust brachte vorige Woche die »Bild« ...
Döpfner: ... und den schlimmsten Verriss unser »Hamburger Abendblatt«.
SPIEGEL: Und wenn »Bild«, wie geschehen, zwei Wochen lang Titelgeschichten über RTL-Formate wie »Deutschland sucht den Superstar« macht, wäre das künftig konzernschädigend. Da steht doch jetzt sofort der Sat.1-Geschäftsführer vor Ihrer Tür.
Döpfner: Glauben Sie, der Chefredakteur der »Bild«-Zeitung würde sich von mir sagen lassen, über welche Sendungen er wie berichten soll? Wir waren bisher schon Aktionär bei ProSiebenSat.1. Trotzdem gab es die »Bild«-Geschichten über RTL-Formate wie die Dschungel-Show oder »Deutschland sucht den Superstar«. »Bild« muss die großen Massenthemen aufgreifen, die die Menschen interessieren. Sonst laufen die Leser weg.
SPIEGEL: Ein Problem im Kartellverfahren könnte auch der Bereich Tiefdruck werden. Da kontrolliert Ihr gemeinsames Joint Venture mit Bertelsmann mittlerweile 20 Prozent des europäischen Druckmarktes.
Döpfner: Kartellamtschef Böge hat erklärt, dass er dies vertieft prüfen lässt. Darauf
sind wir eingestellt. Ich glaube, es geht wesentlich darum, welche Dimension dieses Geschäft in absoluten Zahlen für Springer als Minderheitsaktionär und für Bertelsmann hat. Wenn das Kartellamt dann zu dem Ergebnis kommt, dass das für uns ein wesentliches Geschäft ist, dann wäre das ein Problem, das ich verstünde. Wir sehen das allerdings anders.
SPIEGEL: Werden Sie von sich aus Unternehmensteile verkaufen, um von der hohen Verschuldung etwas herunterzukommen?
Döpfner: Wir haben die Finanzierung so gestaltet, dass wir nichts verkaufen müssen. Ich schließe aber nicht aus, dass es Felder gibt, die wir nicht als Zentrum unseres Kerngeschäfts definieren, zum Beispiel das Immobiliengeschäft.
SPIEGEL: Setzen Sie bei Ihrer Finanzierung und bei der strategischen Entscheidung für das Geschäft darauf, dass der Werbemarkt bald deutlich anzieht?
Döpfner: Die Finanzierung ist so gestaltet, dass keine Konjunkturwunder passieren müssen. Wir können auch mit einem flachen Szenario gut und sicher leben. Aber nach aller Lebenserfahrung ist die Annahme, dass es mit der deutschen Konjunktur und entsprechend dem deutschen Werbemarkt nun dauerhaft nur noch nach unten geht, ein bisschen lebensfremd. Ich glaube an das Gesetz des Zyklus.
SPIEGEL: Warum haben Sie die Senderfamilie dann nicht schon vor zwei Jahren gekauft, als Sie pro Aktie mit 7,50 Euro nur ein Drittel hätten dafür bezahlen müssen und schon einmal die Bücher prüften?
Döpfner: Die Antwort ist einfach: Weil wir es uns nicht hätten leisten können. Axel Springer steckte damals selbst gerade in einer großen Krise. Wir hatten 200 Millionen Verluste zu verkraften und mussten uns auf unsere Restrukturierung konzentrieren. Heute erwirtschaftet Axel Springer in einem schwierigen Konjunkturumfeld die höchsten Gewinne seiner Geschichte. Und wir übernehmen ein völlig anders aufgestelltes Unternehmen. Die Verschuldung von ProSiebenSat.1 ist zurückgeführt, die Rechtsstreitigkeiten mit Hollywood-Studios sind gelöst, das Unternehmen macht hohe Gewinne. Ich bin nicht sicher, ob wir die Probleme, die etwa in Hollywood bestanden, so schnell und gut gelöst hätten wie Haim Saban und sein Managementteam.
SPIEGEL: Diese Leistung haben Sie ihm jetzt vergoldet. Bezahlen Sie ihm nicht viel zu viel?
Döpfner: Wir haben weniger bezahlt als andere bei vergleichbaren Transaktionen. Wenn Sie dann noch die historische Kursentwicklung von ProSiebenSat.1 sehen, die ja mal ein Hoch von 45 Euro hatte, dann glauben wir, dass das ein guter Preis ist. Für die andere Seite ist das immer noch ein gutes Geschäft, keine Frage. Die haben ihren Einsatz in kurzer Zeit verdreifacht.
SPIEGEL: Weniger traumhaft ergeht es Ihren Vorzugsaktionären. Warum bieten Sie denen nur etwas über 14 Euro pro Aktie?
Döpfner: Sie haben die Wahl, ob sie im Rahmen der Verschmelzung ihre Vorzugsaktien von ProSiebenSat.1 in Vorzugsaktien des besser positionierten neuen Unternehmens tauschen - oder sie verkaufen. Als Saban einstieg, notierten diese Aktien bei rund sechs Euro. Mehr als eine Verdopplung. Schlechte Geschäfte sehen anders aus.
SPIEGEL: Aber sie erhalten nicht mehr, als sie auch bei einem Verkauf an der Börse bekommen hätten. Warum zahlen Sie den Aktionären keine Prämie?
Döpfner: Wir bewegen uns im Rahmen des Übernahme-Gesetzes, das kann man uns nicht vorwerfen. Wer diese Praxis kritisiert, der möge sich bitte mit dem gesetzlichen Rahmen solcher Transaktionen auseinander setzen.
SPIEGEL: Warum lassen Sie im Dunkeln, welche Rolle der bisherige Hauptinvestor,
Haim Saban, künftig im Unternehmen spielen soll?
Döpfner: Er wird dem Management als TV-
Beirat zur Verfügung stehen.
SPIEGEL: Klingt nach Frühstücksdirektor.
Döpfner: Frühstücksdirektor im Zusammenhang mit Saban ist eine lebensfremde Vorstellung. Er ist im Fernsehgeschäft exzellent vernetzt, und wir wollen seine Erfahrung nutzen.
SPIEGEL: Warum dann nicht im Aufsichtsrat?
Döpfner: Es geht darum, dass uns Herr Saban in diesem Übergangsprozess und nach Möglichkeit auch noch darüber hinaus als Sparringspartner zur Verfügung steht. Wenn er irgendwann keine Lust mehr hat, reicht ein Anruf. Und wenn wir irgendwann keine Lust mehr haben, reicht auch ein Anruf. Dieses deregulierte Modell spricht für eine lange harmonische Zusammenarbeit.
SPIEGEL: Apropos Anruf: Haben Sie eigentlich den Bundeskanzler oder Angela Merkel vorab über das Geschäft informiert?
Döpfner: Mit dem Bundeskanzler habe ich zuletzt am Tag der Pressekonferenz gesprochen. Angela Merkel war leider nicht zu erreichen.
SPIEGEL: Wie hat der Kanzler reagiert?
Döpfner: Professionell und gelassen. Er hat gesagt, das sei kein Thema für die Politik.
SPIEGEL: Sie sind studierter Musikwissenschaftler. Was zeichnet für Sie ein gutes Fernsehprogramm aus?
Döpfner: Dass es Erfolg hat. Mit Erfolg ist nicht nur die Tagesquote gemeint, sondern dauerhafter Erfolg: Programm, das die Menschen ernst nimmt und wirklich an den Sender bindet; Programm, das Erlebnisse schafft oder beschreibt, über die die Menschen reden. Das kann Erbauung oder Empörung sein. Und es können aufwendige Produktionen sein wie »Die Luftbrücke«, von der ich gerade erste Ausschnitte gesehen habe.
SPIEGEL: Geht es auch etwas konkreter?
Döpfner: Ich bin kein Experte, und ich maße mir auch in Zukunft nicht an, in Details der Programmplanung reinzureden. Fernsehen nach Döpfner-Geschmack, das wäre ein sicherer Weg zum Misserfolg.
SPIEGEL: Herr Döpfner, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Mathias Döpfner
startete seine Karriere während seines Studiums der Musik-, Theaterwissenschaft und Germanistik als Musikkritiker der »FAZ«, 1990 wurde er Benelux-Korrespondent des Blattes. 1992 ging Döpfner als Vorstandsassistent zur Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr. Später leitete er dort die kriselnden Titel »Wochenpost« und »Hamburger Morgenpost«, bevor er 1998 als Chefredakteur der »Welt« zum Axel Springer Verlag wechselte. Im Juli 2000 stieg er in den Vorstand auf, seit Anfang 2002 ist er Vorstandschef. Döpfner, 42, gilt als enger Vertrauter der Hauptaktionärin des Verlags, Friede Springer.
* Mit den Redakteuren Thomas Schulz, Armin Mahler und Marcel Rosenbach in der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.