»Wir sind in der Sackgasse«
Sehr enttäuscht bin ich über die Bemerkung von Frau Dr. Scheel, daß sie meine 16jährigen, mit großer Exaktheit ausgeführten Untersuchungen der Verlaufsbeobachtungen des Wachstums von etwa 3000 Tochtergeschwülsten nicht akzeptiert, obwohl ich diese wissenschaftlichen Ergebnisse auf dem Deutschen Röntgenkongreß 1977, dem Krebskongreß in Baden-Baden 1977 und der Krebstagung 1978 vorgetragen und von so namhaften Spezialisten wie Prof. Zuppinger, Bern, und Prof. von Braunbehrens, München, spontane Zustimmung erhielt und inzwischen eine positive Resonanz aus praktisch allen Teilen der Welt.
Wenn Frau Dr. Scheel behauptet, diese Frage solle man dem Feld der Urologen überlassen, so wäre dies nur möglich, wenn ein Urologe sich 1. mit dieser Frage ausführlich und über lange Zeit befaßt und 2. über sehr große mathematisch-biologische Kenntnisse verfügt.
Wie Sie aus meinem »offenen Brief« an Herrn Hackethal ersehen haben, bin ich sicher kein Anhänger von ihm, aber ich sehe sehr deutlich, daß wir uns bei der Krebsbekämpfung in einer Sackgasse befinden:
* Die Krebsforschung hat sich festgerannt in dem Aufspüren von Krebsnoxen, obwohl deren Bedeutung durch die neuen Untersuchungen von Prof. Ladik zum Beispiel erheblich relativiert werden.
* Die Krebsvorsorgemaßnahmen beschränken sich lediglich als systematische Untersuchungen auf vier oder fünf von insgesamt 70 Krebsarten.
* Die Diagnostik konnte bisher in die Phase, in der der Krebs noch keine Beschwerden oder Symptome verursacht, praktisch noch nicht vordringen.
* Die Tumortherapie tritt, von wenigen Ausnahmen, den sogenannten »In-Anführungsstrichen-Krebsen«, wie Prof. Fliedner den Morbus Hodgkin und die Leukämien nannte, und einigen kindlichen Tumoren, abgesehen, seit etwa 25 Jahren bei gleicher Ausgangslage trotz der enormen Verbesserungen von Narkose-, Operations- und Bestrahlungstechnik auf der Stelle. Zahlreiche namhafte Wissenschaftler wie Schinz, Oeser, Freudenberg und andere konnten nachweisen, daß die Häufigkeit der Krebsgefährdung, bezogen auf gleiche Altersklassen, seit etwa der Jahrhundertwende konstant geblieben ist -- eine Aussage, die den heutigen Vorstellungen über die Bedeutung der Krebsnoxen völlig widersprechen würde.
Mit diesen kurzen Aufzählungen sei nur gezeigt, daß wir heute an einer Wende in der Betrachtung über den Krebs angekommen sind und wir nicht auf Vorstellungen, die seit 25 Jahren nicht zum Ziel geführt haben, verharren dürfen! Mit freundlichen Grüßen Ihr
Ernst Krokowski