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Wo blieb die »Viererbande«?

aus DER SPIEGEL 36/1992

Chinas Viererbande war die Speerspitze der »Kulturrevolution«, die 1966 bis 1976 das Land in Atem hielt: Mao-Ehefrau Tschiang Tsching, der Theaterkritiker Jao Wen-jüan, der Journalist Tschang Tschun-tschiao sowie der Fabrikarbeiter (und Informant der Staatssicherheit) Wang Hung-wen. Die Vier wiegelten Millionen junger Rotgardisten auf, die Allmacht des beiseite geschobenen Staatsgründers Mao Tse-tung wiederherzustellen: Chinas Jugend stürzte den Parteiapparat, drangsalierte die Bürokraten und schließlich jeden ungehorsamen Bürger. Nach Maos Tod 1976 scheiterte ein Staatsstreich der Vier: Witwe Tschiang Tsching wurde zum Tode verurteilt, jedoch nicht hingerichtet; sie nahm sich voriges Jahr in der Haft das Leben. Auch das Todesurteil gegen Tschang, das intellektuelle Haupt der Gruppe, wurde in lebenslange Haft umgewandelt; er starb 1983 im Gefängniskrankenhaus. Dort verschied Anfang August auch sein Kumpan Wang Hung-wen, 57. Er trug den Spitznamen »Hubschrauber« - weil kein Politiker der Volksrepublik so schnell aufgestiegen (bis zu Maos Stellvertreter), keiner so jämmerlich gestürzt war wie er. Von der legendären Viererbande lebt jetzt nur noch der mit Maos Tochter Li Na verbundene Jao Wen-Jüan, 58, im Pekinger Staatsgefängnis Nummer 1 an der Ausfallstraße zu den Ming-Gräbern. Nach seiner Strafverbüßung im Jahr 2000 wird er 66 Jahre alt sein.

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