Wo ist Campesino Gonzalez?
(Nr. 4/1978, Nicaragua)
Diktator Anastasio Somoza (Tachito = Fettöpfchen) kann sich selbst auf die Gefolgschaft seiner »Guardia Nacional« (GN) nicht mehr unbedingt verlassen. Schon 1972, nach dem Erdbeben, kam es zu offener Befehlsverweigerung, als Somoza anordnete, den Swimming-pool der US-Botschaft in Managua in Ordnung zu bringen, während Hunderttausende Nicaraguaner in heißer Sonne verreckten. Der verantwortliche Offizier wurde erschossen.
Gegen sechs GN-Soldaten verhängte Somoza disziplinarische Maßnahmen: Sie hatten ein US-Fernsehteam verprügelt, das die Bergung einer jungen Frau filmen wollte, die mit beiden Beinen unter einer Betonplatte eingeklemmt war, und darauf bestanden, die Arbeiten zu verzögern, bis besseres Licht für die Aufnahmen wäre.
Wuppertal HELMUT LOTZ
Der nicaraguanische Dichter und Priester Ernesto Cardenal, auf die Spendengelder nach dem Erdbeben 1972 angesprochen, berichtet, Somoza habe nicht nur Millionen Spendengelder selbst kassiert, sondern das aus aller Welt gespendete Blutplasma an die USA verkauft, die dies dringend im Vietnamkrieg brauchten. Cardenals Anliegen wurde durch einen offenen Brief deutscher Schriftsteller an die deutsche Regierung, unterzeichnet von Günter Graß, Ingeborg Drewitz, Richard Hey und Gerhard Zwerenz, unterstützt.
Wuppertal HERMANN SCHULZ Herausgeber der Werke Cardenals in deutscher Sprache
Das »Büro Nicaragua« versucht, in der Bundesrepublik über die Praktiken Somozas und seiner Guardia Nacional zu informieren. Nur im Schatten des internationalen Schweigens konnten die Somozas jahrzehntelang das Land beispiellos ausplündern.
Wuppertal ANGELIKA PAPPE
Büro Nicaragua
Unsere amnesty-Gruppe bemüht sich seit März 1977, das Schicksal eines nicaraguanischen Gefangenen aufzuklären: Der Campesino Gilberto Gonzalez wurde im November 1976 in Sofana, Departement Zelaya, verhaftet und ist spurlos verschwunden.
Lüneburg amnesty international Gruppe 1455