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Briefe

WOHLSTAND FÜR ALLE
aus DER SPIEGEL 50/1960

WOHLSTAND FÜR ALLE

Ihr Bericht über die SPAR und andere Kettenunternehmen ist ein Faustschlag in das Gesicht der kooperativen Geschäftspolitik.

Frechen (Köln) R. MUCKELMANN

... haben Sie in Ihrem Bericht eher untertrieben als etwas beschönigt. Ich habe in unserem Geschäft seit Gründung der SPAR eine Umsatzsteigerung

von 1300 Prozent erreicht. Stalt eines 16 Quadratmeter großen »Tante Emma«-Ladens habe ich jetzt zwei Selbstbedienungsläden mit zusammen 280 Quadratmeter Größe und etwa 135 000 Mark Monatsumsatz.

München HERBERT SCHWEIZER

Es ist erstaunlich, daß eine derart marktstarke Organisationsform wie die SPAR nicht schon vor 50 oder 100 Jahren entwickelt wurde. Ein wesentlicher Grund dürfte sein, daß die gerechte Kartellgesetzgebung der Vorkriegszeit die Angebots- und Nachfrageseite nicht unterschiedlich behandelte, so daß damals die »Nachfrage-Imperien« nicht nach Belieben mit der völlig zersplitterten Klein- und Mittelindustrie verfahren konnten.

Bensberg (Westf.) WILHELM ODENTHAL

Bereits zwei Gerichte haben entschieden, daß die SPAR Kartellabreden praktiziert. Das Oberlandesgericht Frankfurt (Urteil vom 3. März 1960, Aktenzeichen 4 O 54/59) urteilte, daß die Gebietsaufteilung der SPAR-Großhändler untereinander eine unzulässige Kartellvereinbarung sei. Der österreichische Oberste Gerichtshof (Urteil vom 29. Januar 1960, Aktenzeichen 2 Ob 220/59) stellte fest, daß die österreichische SPAR-Handelsorganisation auf Grund mehrerer Wettbewerbstegelungen ein Kartell darstelle.

Köln-Klettenberg HEINZ KRÖGER

Es geht um die Behauptung des selbständigen, mittelständischen -Lebensmittelhandels gegenüber der Groß-Konkurrenz. Auf den Hauptstraßen Wiens gibt es keinen selbständigen Lebensmittelhändler von Bedeutung mehr. Dort herrscht das Filialsystem der Großbetriebe hinter denen oft sogar politische Parteien stehen und denen es daher schon von der Gesetzgebung her möglich ist (Umsatzsteuer!), einen Marktvorsprung geschenkt zu bekommen, der für uns ein großes Handikap bedeutet. Die SPAR ist eine gute Sache, aber äußerst strapaziös. Deshalb werden nur die Zähesten den Weg vorwärts bestehen. Auch in Wien beginnt der selbständige, mittelständische Lebensmittelhandel wieder an sich zu glauben. Die anderen hatten früher für uns ein mitleidiges Lächeln im Gesicht. Das ist ihnen mittlerweile zu einer Grimasse erstarrt. Sie befleißigen sich nunmehr, uns alles munter nachzumachen.

Wien KARL CHRISTEN

Ihr SPAR-Ketten-Billy-Graham, Erwin Pfeiffer, gefällt mir gut. Wir haben in der österreichischen SPAR auch so einen »Pater Leppich«, der im Ruhrgebiet seine Kampfzeit durchgemacht hat und nun uns österreichische SPAR-Kaufleute mit »Gehirnwäsche für den Unternehmer« moralisch aufrichtet. Er bringt das Bananen-Beispiel anders: »Merkwürdig - sobald einer die Möglichkeit hat, eine Banane als einzelne aus ihrem Büschel herauszunehmen, zieht er ihr dann auch sofort die Haut herunter.«

Innsbruck KONRAD WEISSENGRUBER

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