GRIECHENLAND / WAFFENHILFE Wünsche von Freunden
Um ihre wohlwollende Neutralität gegenüber den verfeindeten Bündnis-Partnern Griechenland und Türkei zu beweisen, setzt sich die Bundesregierung dem Verdacht aus, daß sie den Zypern-Konflikt durch Waffenlieferungen anheizt.
Ein Beamter aus der Wirtschaftsabteilung des Verteidigungsministeriums reiste in der vorigen Woche mit dem Auftrag nach Athen, die Griechen zum Kauf deutscher Waffen zu bewegen, obwohl diese Verbündeten viel lieber friedliches Gerät, wie Personenautos und Eisenbahnkühlwagen, haben wollen.
In diese seltsame Lage ist die Bundesregierung geraten, weil sie auf dem Höhepunkt der Zypern-Krise im Hochsommer beschlossen hatte, die im Frühjahr mit Griechenland und der Türkei unterzeichneten Verträge über eine Militärhilfe (Griechenland: 36 Millionen Mark; Türkei: 50 Millionen Mark) zu erfüllen, beide Länder aber nach Möglichkeit paritätisch zu beliefern.
Nach Abschluß der Verträge hatte die Türkei sofort konkrete Waffenwünsche angemeldet: Schnellboote, »Cobra« -Panzer-Abwehrraketen, F-84-F-Düsenjäger und Flugzeuge der Typen Do-27 und Do-28.
Griechenland dagegen bemühte sich, die Militärhilfe in eine allgemeine Wirtschaftshilfe umzuwandeln.
Über dieses friedfertige Ersuchen der Hellenen hatte die Bundesregierung noch nicht entschieden, als die Zypern -Frage die beiden Nato-Staaten an den Rand eines Krieges brachte. Daraufhin baten auch die Griechen um eine rasche Lieferung von Düsenmaschinen des Typs F-84-F und offerierten sogar Barzahlung. Auch die Türkei verlangte zusätzliche Flugzeuge.
Die Bundesregierung lehnte die Sonderwünsche der Türken ab, entschloß sich aber - um die Parität zu wahren -, Griechenland zehn F-84-F -Maschinen zur Verfügung zu stellen, da auch die Türkei im Rahmen des Militär-Hilfevertrags bereits solche Flugzeuge erhalten hatte. Diese zehn, Düsenjäger, die deutsche Piloten nach Athen steuerten, werden aber nicht gegen Barzahlung geliefert, sondern auf das noch nicht vollständig abgewickelte Militär-Hilfsabkommen des Jahres 1963 angerechnet.
Im Dezember ist nun die nächste Türken-Rate aus der deutschen Waffenproduktion fällig. Bonn will nur liefern, wenn es gelingt, auch den Griechen bis dahin deutsche Waffen aufzudrängen, weil es sonst die Türken militärisch begünstigen würde. Lehnen die Griechen aber deutsche Waffenlieferungen ab und bestehen weiter auf ihren zivilen Wünschen, wird Bonn gezwungen sein, den türkischen Freunden den Nachschub abzuschneiden und damit ungewollt die Griechen zu begünstigen.
Deutsche F-84-F-Düsenjäger: Kampfflugzeuge für Griechen und Türken