USA / RECHTSRADIKALE Zappeln in Moll
Der Führer beklagte den Tod des Parteigenossen Daniel Burros, 28. Unter Amerikas Nationalsozialisten war der Verstorbene, so stellte Nazi-Chef Rockwell fest, sein bester Antisemit.
Pg. Burros, kurz geraten, aber blond und blauäugig, lernte mit 18 Deutsch, um Hitler im Urtext lesen zu können. Er nahm - In den 50er Jahren - Verbindung mit deutschen Rechtsradikalen auf und schloß sich der »Odinisten«-Sekte an, die den nordischen Menschen vergöttert.
Burros führte für sich selbst eine neue Zeitrechnung ein, die mit Hitlers Geburt als dem Jahr Null beginnt. 1965 war für ihn YF 76 (Year of the Führer). Er sammelte faschistische Symbole und geriet, wie ein Mit-Nazi berichtete, »beim Anblick eines Hakenkreuzes rein aus dem Häuschen«.
Im Parteihauptquartier zu Arlington machte der Super-Nazi schnell Karriere: Er wurde Parteisekretär. Er verfaßte Pamphlete, wie die Hetzschrift »Kill« (Töte), in denen er Völkermord an Juden und Negern predigte: »Wir werden einen Berg von Leichen bauen, von dem aus ihr einen Blick in die Zukunft werfen könnt.«
Trotzdem kam der stramme Genosse dem Führer der »Amerikanischen Nazi -Partei«, George Lincoln Rockwell, nicht ganz koscher vor. Burros war Sadist. Einmal ertappte Rockwell ihn dabei, wie er versuchte; das Parteimaskottchen, einen Hund namens »Gaskammer«, zu erdrosseln.
Und schließlich erdachte sich Burros das »Folter-Piano«. Man müßte, so phantasierte er, an empfindlichen Körperteilen eines gefesselten Opfers Elektroden anbringen und die Drähte einerseits mit den Tasten eines Klaviers, andererseits mit der Stromquelle verbinden. Burros: »Und dann haue Ich auf die Tasten.« Das Opfer hätte in Dur und Moll gezappelt.
Die Genossen mochten das nicht. Burros fand sie nicht radikal genug: Er trat daher aus der Partei aus und schloß sich einer Organisation an, die seiner Haß -Lust besser entsprach: Er ging zum Ku-Klux-Klan. 1965 wurde er Klan-Chef von New York. Er bekam einen Ausweis mit dem Phantasierang »Spezialagent des unsichtbaren Imperiums«. Aber der Spezialagent hatte Pech.
Als der US-Kongreß im Herbst begann, das »unsichtbare Imperium« zu durchleuchten, wurde vor dem Untersuchungsausschuß der Name Burros erwähnt und kam in die Zeitungen. Anderntags erhielt der Lokalredakteur der »New York Times« Rosenthal einen Brief »von einem jüdischen Freund«. Darin wurde enthüllt: Der radikale Antisemit Burros war selbst Jude. Er war sogar zur jüdischen Konfirmation, der Barmizwah, gegangen.
Chef-Nazi Rockwell: »Ich habe nichts gegen Juden, die bei uns ehrlich mitmachen wollen. Nur ist mir bis jetzt noch keiner begegnet, dem ich über den Weg trauen würde.«
Ende Oktober lüftete die »New York Times« das Geheimnis. Burros, der bei dem Ku-Kluxer Frankhouser wohnte, aber inzwischen auch in den Schoß der Nazi-Partei zurückgekehrt war, las den Artikel. Er bekam einen Tobsuchtsanfall, demolierte Bett und Schränke und griff schließlich zu einer Pistole. »Lang lebe die weiße Rasse! Ich habe nichts mehr, wofür sich zu leben verlohnt!« kreischte er und schoß sich je eine Kugel in Brust und Kopf.
Klagte Nazi-Führer Rockwell: »Er hätte uns ruhig sagen können, daß er Jude ist. Wir hätten ihm verziehen.«
Durchschnitts-Menschen haben den Intelligenzquotienten 100. Daniel Burros hatte 154.
US-Nazi Burros (M.), Chef Rockwell (r.), Genossen: Ein Hund namens »Gaskammer«