Zensuren
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die in 62 Ländern Welt- und Wirtschaftsnachrichten vertreibt, belieferte 143 deutsche Kunden mit einer Dienstleistung besonderer Art: Per Preisliste offerierte sie 41 Redakteure, Schreib- und Verwaltungskräfte, ohne daß die Betroffenen etwas davon wußten -- mit Alters- und Gehaltsangaben sowie Leistungszensuren.
Die Betroffenen, deutsche Mitarbeiter der amerikanischen Nachrichtenagentur United Press International (upi), stehen Ende November zur Entlassung an. Die US-Agentur gibt ihren bundesrepublikanischen Dienst auf, ihre Welt-Nachrichten vertreibt künftig dpa in Deutsch.
Um »möglichst vielen upi-Leuten möglichst schnell einen neuen Job zu verschaffen« (dpa-Vizechefredakteur Alfred Bragart), gab dpa-Geschäftsführer Wolfgang Weynen am 28. Juli »streng vertraulich« eine upi-Personalliste in Umlauf (Wertungen beispielsweise: »xx -- ganz besonders fähig, x -- besonders fähig").
Upi-Mitarbeiter, die nur zufällig von der Liste erfuhren, entdeckten bei den Gehaltsangaben Fehler bis zu 600 Mark. Auf Intervention von upi zog dpa die Materialsammlung vergangenen Donnerstag zurück. Begründung: Sie sei »überholt«.