ZU HARTE MATRATZEN
(Nr. 18/1970, Erziehung)
Von der Apo und SDS sind wir ja schon allerhand gewohnt, aber wie konnte ein Hans-joachim Gamm Pädagogik-Professor werden, Das ist eine Schande für unsere Universitäten. Nein, unglaublich: also »der Lehrer breitet seine intimsten persönlichen geschlechtlichen Probleme vor seinen Schülern und Schülerinnen auS«, dabei gibt er natürlich noch feste an, um seinen lauschenden Schülern auch zu imponieren, dann fordert »Klein-Hans-Jochen« seine größeren Schüler und Schülerinnen auf, In die »neu geschaffenen Räume« nebenan zu gehen, in denen die Schüler unkontrolliert »verweilen können« und die Möglichkeit erotischer (Im Schulbetrieb nur schlecht vorstellbar) Kommunikation besitzen.
Berlin DR. MED. HANS UNGER
Menschenfreundliche Sexualität kann meiner Meinung nach nicht durch ein »richtiges« Einüben sexueller Beziehungen erreicht werden, sondern allein durch die Schaffung eines kritischen emanzipierenden Bewußtseins, das emotional verhaftete Traditionalisten (Tabusetzer und Aufrechterhalter) nicht auf emotionaler Ebene herausfordert, sondern zu überzeugen sucht. Stuttgart GERD ZICK
Diese SPIEGEL-Ausgabe kommt jedenfalls auch in mein Archiv, man möchte doch die weitere Entwicklung verfolgen.
Cuxhaven HEINRICH SPIEKERMANN
Die Schule soll in vier bis fünf Stunden täglich »denken«, aber nicht »ficken« lehren! Das kann jeder Schüler in den verbleibenden zwanzig Stunden eines Tages zu der ihm gemäßen Zeit auch ohne Schulübungszimmer und angenehmer lernen. Liebe jedoch läßt sich nicht lehren, sondern nur erleben.
Worpswede (Nieders.) GUIDO MÖRING
Hier wird etwas von der Schule verlangt, was wir durchaus nicht wollen: Erziehung zum Geschlechtsverkehr In der Schule. Obwohl wir 16, 17 Jahre alt sind, und somit für die sexuellen Pflichtübungen des Herrn Gamm in Frage kämen, sind wir der Meinung, daß uns die konventionellen Lehrfächer voll ausfüllen. Noch sind uns Physik, Chemie, Mathematik und Deutsch wichtiger als sexuelle Betätigung. Sie können dessen ganz sicher sein, hier können wir Herrn Gamm beruhigen, daß uns der Verzicht hierauf gar nicht schwerfällt; leben wir doch In der Spannung auf das, was uns zur rechten Zeit beschieden sein wird. Im Namen der 30 Schüler der Klasse 10s der Realschule in Schneverdingen. Schneverdingen (Nieders.)
INGRID ERHORN
Klassensprecherin HANS OTTO BROCKMANN
Klassensprecher
Herrn Gamnis Ausführungen erscheinen so einleuchtend, daß er dem Bildungsrat vorschlagen sollte, das 10. Schuljahr nicht so sehr für zweitrangige berufsbezogene Einsichten zu verplempern, sondern dafür voll die Akzente für ein Sexual-Findungsjahr zu setzen. Merke: An unseren Sexualprofessoren könnte die deutsche Bildungakatastrophe genesen!
Hannover KONRAD KALLBACH
Nach jedem größeren Lernschritt soll eine Lernerfolgskontrolle durch den Lehrer stattfinden, die einen gewissen Überblick über die Bewältigung des Stoffes durch den Schüler ermöglicht. Diese Lernerfolgskontrolle schließt sich an das »sexuelle Schülerexperimentalpraktikum« in den »Intimräumen« der Schule an. Ihr Ergebnis, der Lernerfolg, stellt sich bei Schülerinnen gewissen Alters und Entwicklung positiv nach 28 Tagen, negativ nach drei bis neun Monaten ein, wobei ein Lernerfolg bei dem Schüler (männlich) immer gegeben ist. Gerade der negative Lernerfolg macht die Einführung der Praktiken in die Schule so kompliziert, zumal ein eindeutiger Vaterschaftsnachweis bei Gruppensex schwierig und kostspielig ist. Zudem gibt es an den PHs und Unis keinen Lehrstuhl für Säuglingspflege und Mütterberatung. Auch sind die Hochschulen angesichts der Raum- und Personalknappheit wohl kaum in der Lage, die Realitäten der Sexualpädagogik konkret und unter professoraler Anleitung als Experimentalpraktika durchzuführen.
Oldenburg HEINO DÜPREE
stud. päd.
Ich bin 30 Jahre alt, bestimmt kein Hinterwäldler und weiß Gott nicht verklemmt, aber Gamm sollte als Pädagoge wissen, daß noch zu allen Zeiten die Natur zur rechten Zeit das geschlechtliche Zusammenspiel einleitete und es dazu keiner Nachhilfe einer derart entfremdenden und auf die Seele eines Heranwachsenden als Schock wirkenden Therapie bedarf.
Mörlenbach (Rhld.-Pf.) HANS SCHMICH
So sehr eine Enttabuisierung des Sexuellen notwendig erscheint, so sehr geht doch Herr Gamm an den Aufgaben und den Möglichkeiten der Schule vorbei. Die Schule soll zwar im Leben stehen (was sie meist nicht tut), aber das Leben mit allen Komponenten in sie hineinzunehmen, hieße, ihren Rahmen zu sprengen. Die Schule kann das Leben nicht ersetzen oder »üben«, sie soll es vorbereiten. Es wäre schön,
gäbe es in unserem zutiefst unsozialen, überkonfessionalisierten Schwulwesen keine anderen Sorgen als Räume zur »erotischen Kommunikation« zu schaffen!
Augsburg KARLHEINZ GANSER
Schließlich Ist die Einführung sexueller Betätigung als leistungsbezogenes Pflichtfach an den Schulen ein sicheres Mittel, den Schülern die Lust dazu zu nehmen -- vielleicht lebenslänglich. Hamburg GÜNTER Spitting
Fachschriftsteller
Damit ist aber das Programm noch nicht erschöpft, denn schließlich muß man doch auch etwas für die Lehrer tun, indem man ihnen einen zweiten Raum nebenan freigibt, in welchem die Lehrer untereinander erotische Kommunikationen betreiben und Zärtlichkelten austauschen, deren Erfahrungen dem Unterricht zugute kommen können. Warum sollen die Lehrer schlechter gestellt sein und vielleicht erst auf die Abendstunden angewiesen sein, wo jeder Schüler doch genau weiß, wie sehr die Lehrer seit ihrer Jugend sexuell verklemmt sind. Darum sollten sie in der zukünftigen Schule nach dem Plan von Professor Gamm nicht leer ausgehen.
Bremen GEO W. HIRSCHFELD
Bei uns wird den Schülern allerdings bei Bedarf immer noch das Lehrerzimmer selbstlos zur Verfügung gestellt. Einziges Problem: Den kritischen Schülern sagen unsere Matratzen nicht zu.
Heppenheim (Hessen) WALTRAUT NEHRING
Schloßschule
Erst wenn belegt wird, daß Gamm seinen minderjährigen Töchtern Lektionen in den von ihm geforderten Übungsräumen zu geben bereit ist, vermag ich in seinen Forderungen mehr zu sehen als ein Hängen seines Mäntelchens nach dem Wind avantgardistischer Auflöser.
Hamburg HEINRICH KAHL
Schulleiter
Als zukünftiger Gymnasiallehrer bin ich grundsätzlich auch für die Möglichkeit der erotischen Kommunikation innerhalb der Schule. Voraussetzung dafür sind aber in Psychologie und Soziologie ausgebildete liebesfähige Lehrer, die unsere frustrierten Tattergreise ablösen müssen. Ohne ein nicht nur in der Schulzeit bestehendes repressionsfreies Verhalten kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß Schüler und Lehrer nebeneinander ihre Freundin küssen können. Dies sollte aber doch das anzustrebende Ziel sein. Marlenborn (Rhld.-Pf.) KLAUS STOCKERL
stud. rer. nat.
Deshalb hinaus aus dem Schuldienst mit den moralinsauren alten Jungfern und den neurotischen Zölibatären: Wer nicht liebt, soll auch nicht arbeiten dürfen! Exhibitionisten und Sexualprotze, macht euch ein paar schöne Stunden; werdet Lehrer!
Herborn (Hessen) ALFONS LENZ
Übrigens: Sollten sich reaktionäre Eltern gegen die Erziehung ihrer Kinder zu Dirnen und Zuhältern wehren, so diffamiert sie als »Nazis«. Das wirkt Immer!
Nürnberg ERWIN REICHENBERGER