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Briefe

ZU LANGE
aus DER SPIEGEL 53/1970

ZU LANGE

(Nr. 51/1970, »Durfte Brandt knien?")

Mit Befremden las ich Ihren obigen Beitrag. Mir ist es unverständlich, wie man über eine Totenehrung -- wie immer sie vorgenommen wird -- eine Meinungsumfrage starten konnte.

Köln URSULA VORWERG

Er durfte es ... und er ist der erste Kanzler, der es konnte. Bei Kiesinger hätte der Kniefall fotogen gewirkt, bei Adenauer katholisch.

Essen ILSE OBROWSKI

Als junger Mensch kann ich nicht verstehen, wie ein solches Ergebnis zustande kommt. Saß den Befragten, wie vielleicht den meisten Deutschen, der Schock über dieses Ereignis noch zu tief?

Nürnberg NORBERT K. BELL

Ob angemessen oder übertrieben, ob gedurft oder nicht gedurft, ob Spontaneität oder Kalkül, das alles spielt keine Rolle, die Hauptsache ist, daß er etwas getan hat, was vor ihm noch kein deutscher Kanzler getan hat.

Überlingen PANKRAZ SAMMÜLLER

Wenn ich von nun an irgendwo nach meiner Staatsangehörigkeit gefragt werde, so werde ich in Zukunft mit leuchtenden Augen sagen können, daß ich Deutsche bin.

Bremen MARLIES MÜLLER

Bei der Persönlichkeit Willy Brandts kann es keine Zweifel an der Ehrlichkeit dieser Geste geben.

Kiel CLAUS VON SAMSON-HIMMELSTJERMA

Aus den beiden letzten SPIEGEL-Ausgaben werde ich mir folgende Fotos aufheben: die aus Vietnam und die vom knienden Kanzler Brandt in Warschau. Man kann aus ihnen lernen, daß sinnloser und befohlener Völkermord noch heute vorkommt und daß es Gesten gibt, die die Erinnerung daran mildern können.

Therwil (Schweiz) CH. EKOWSKI;

Die Geste der Demut und des Gedenkens vor dem Auschwitz-Mahnmal in Warschau hat uns zutiefst beeindruckt.

Wiesbaden VOLKER EBERT VERONICA EBERT NORBERT MITSCHKA

Kniefall als Prinzip vor jeder Art von Gewalt, das ist doch endlich mal was Neues -- jedenfalls als Regierungsprinzip.

Düsseldorf C. Fox

Kein Mensch kann mir weismachen, daß dieser Kniefall nicht vorher geübt war. Versuchen Sie mal, als 57jähriger aus dem Knien mit einem Ruck aufzustehen, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen, oder sich zuerst mit einem Bein aufzurichten und dann das andere nachzuziehen.

Solingen KLAUS RADEMACHER

Darf man, nachdem Ihnen mit der schrägen Titelblattfrage der Durchbruch zur Bilderblatt-Berichterstattung gedungen ist, sich jetzt auf die fällige Zusatzenquete freuen (SPIEGEL-Umfrage: Kniete Brandt zu lange?).

Marburg WOLFGANG KESSLER

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