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Briefe

Zugeständnis an die Zeit, Impressum
aus DER SPIEGEL 20/1978

Zugeständnis an die Zeit, Impressum

(Nr. 17/1978: Vatikan: Der Heiligsprechungsprozeß für den umstrittenen Papst Pius IX.)

Sie zitieren den Historiker und Theologen Hasler, der ein Buch über Pius IX. schrieb und der starke Bedenken gegen dessen eventuelle Kanonisation äußert. »Soll man«, fragt Hasler, »einen Papst heiligsprechen, der bis 1870, bis zum Einmarsch der italienischen Truppen in Rom, die Juden ins Getto einsperren ließ?« Dieser Aussage widerspricht eine zeitgenössische Beobachtung. Ferdinand Gregorovio Gregorovius nämlich schreibt 1853, in einem Aufsatz über das Getto und die Juden in Rom: Es gereicht Pius IX. zur Ehre, daß er die Gettoschranken niederriß. Dies geschah, wie es mir Juden ausdrücklich selbst bemerkten, nicht infolge der Revolution (von 18481 in Rom, sondern ein Jahr zuvor, da die öffentliche Meinung und auch die Einsicht des liberalen Papstes dieses Zugeständnis an die Zeit verlangten. Es fielen alle Mauern, welche den Getto sperrten ... der Getto ist also als Zwinger aufgehoben, doch besteht er faktisch fort als das trauridate Quartier Roms.

Bezieht sich Dr. Hasler mit seiner kritischen Bemerkung etwa auf Maßnahmen des Papstes nach 1848, als Pius IX. nicht mehr so liberal war?

Rom WOLFGANG MVNTSCHIK Der Gesamtauflage dieser SPIEGEL-Ausgabe ist eine Postkarte der Firma American Express Comp., Frankfurt, beigeklebt.

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