

Eine Woche "Shutdown light" Das große Vermissen

Wenn alles still ist, aber eine wacht – dann ist das in diesen Tagen womöglich die Berliner Volksbühne. Hat sich die Nacht über Deutschlands Hauptstadt gelegt, leuchtet es hell am Rosa-Luxemburg-Platz, und manch einem Spaziergänger mögen diese Gedanken kommen: Da war doch was, da ist noch wer, da ist das gesellschaftliche Leben, die Kultur, die Kunst, die jetzt besonders fehlen. Neue Maßnahmen der Bundesregierung greifen seit Anfang November – vieles in Deutschland steht wieder still.

Selbst am helllichten Tag, selbst an Ort und Stelle der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit, die Deutschland zu bieten hat: die fast totale Leere. In der Öffentlichkeit dürfen sich in diesem November nur noch Angehörige zweier Haushalte treffen – maximal zehn Personen. Zudem werden die Menschen angehalten, Kontakte jenseits des eigenen Hausstandes auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.

Der "Shutdown light", wie er häufig genannt wird, weil es uns eben immer noch besser ergeht als etwa den Franzosen, dürfte Teile der Wirtschaft hart treffen – darunter womöglich die Gastronomie im Berliner Nikolaiviertel. Auch wenn es für Unternehmen einen finanziellen Ausgleich gibt und Schulen und Kitas offen bleiben. Was vielen Eltern immerhin erlaubt, weiter zu arbeiten.

In Düsseldorf erinnern Hinweisschilder wie diese die Menschen an eine Regel: Maske tragen ist Pflicht, von 10 bis 19 Uhr. Shoppen geht noch, während die meisten Freizeitbetriebe bis mindestens Ende des Monats geschlossen bleiben, Schwimmbäder und Fitnessstudios zum Beispiel.

Oder auswärts essen gehen, auch das ist in Deutschland gerade nahezu unmöglich. Restaurants, wie dieses in Bonn, haben zu – und jetzt, wo es draußen ungemütlicher wird, muss man sich überlegen: Holen wir wirklich was to go, oder bleiben wir gleich ganz zu Hause?

Und mancherorts fällt auch diese Entscheidung: Die Maske wird jetzt auch draußen getragen.

Und in Köln? Da sind diese beiden damit beschäftigt, Fahrradanhänger mit mahnenden Botschaften durch die Stadt zu fahren. Aber wer ist überhaupt da, um sie zu beachten?

Und wenn Sie sich jetzt fragen, wo all die Urlauber hin sind, dann können wir Ihnen sagen: Die haben das Seebad Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern verlassen. Am 5. November mussten auch die letzten Übernachtungsgäste abreisen.

Vielerorts, wie hier in Leipzig, bilden sich jetzt wieder Schlangen. Ein friedliches, einvernehmliches Warten an immer kälter werdenden Tagen. Ein gemeinsames Vermissen – und Freuen auf die Zeit, in der sich einfach so, ohne Pandemie, ohne Maske, ohne Ansteckungsgefahr, die Drogerie betreten lässt.

Anstehen muss man auch beim Abendmahl im Kölner Dom. Immerhin: Gottesdienste sind noch erlaubt – auch hier gelten aber natürlich die AHA-Regeln.

Und weil es auch in diesem "leichten Shutdown" leider wieder einmal Menschen gibt, die das einfach nicht schaffen wollen: sich an die Regeln halten, mitdenken, mithelfen – sind, wie hier in Dortmund, Bundespolizisten unterwegs, um zu kontrollieren.

In ganz Deutschland sollen Tausende Beamte, mobilisiert vom Innenministerium, auf Flughäfen, an den Landesgrenzen, aber auch in Zügen und auf öffentlichen Plätzen die Einhaltung der neuen Schutzmaßnahmen durchsetzen. Hier: Wolfsburg.

Einkaufen in Duisburgs Fußgängerzone. Dass Menschen dabei Maske tragen, auch draußen, ist inzwischen ein ganz normales Bild.

Träumen Sie... oder ist das hier einfach ein "Shutdown light"-Tag in Frankfurt, unterbrochen von ein paar Seifenblasen, die für einen kurzen Augenblick von der Wirklichkeit ablenken?

Auf dem Viktualienmarkt in München ist auch nicht mehr viel los.

Zurück in Berlin. Es wird schneller dunkel in diesen Tagen, aber es leuchtet auch etwas, diese Boxen vor dem Yorck Kino zum Beispiel. Hinten, auf der Fassade, steht geschrieben: "Ohne Kunst und Kultur wird's still."
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