Anti-Porno-Gesetz Bali kämpft gegen Bikini-Verbot
Denpasar - Tausende Menschen haben auf Bali gegen ein Gesetz protestiert, das unter anderem ein Bikini-Verbot für Frauen vorsieht. Gekleidet in traditionelle Sarongs, wandten sich die Demonstranten lautstark gegen die geplante Verabschiedung des Pornografie-Gesetzes durch indonesische Politiker. Die Proteste wurden erhört - die für Dienstag geplante Abstimmung ist zunächst verschoben. Vom Tisch ist das Thema jedoch nicht.
Ein Mitglied des zuständigen Ausschusses sagte laut der Zeitung "Jakarta Post", es sei mehr Zeit nötig, um weitere Stellungnahmen aus den verschiedenen indonesischen Provinzen einzuholen. Ursprünglich sollte das Parlament bereits am kommenden Dienstag über das Anti-Porno-Gesetz abstimmen.
Das Gesetz sei ein Affront gegen die traditionell tolerante Kultur auf Bali, argumentieren die Gegner. "Wir in Bali sehen den Körper als etwas Ästhetisches an. Das Pornografie-Gesetz verteufelt ihn als Objekt der Sünde", sagt Sugilanus, einer der Demonstranten in Denpasar, der Hauptstadt der Insel. Anders als das restliche Indonesien ist die Insel Bali vor allem von Hindus bewohnt.
Mit dem Reinlichkeitsgesetz wollen islamische Politiker im bevölkerungsreichsten Islamstaat der Welt junge Leute vor pornografischem Material und "Unzucht" beschützen. Alles, was ein Verlangen nach Sexualität auslösen kann, soll unter Strafe gestellt werden. Selbst Kunstwerke, Musik und kulturelle Bräuche, die sich mit dem Thema Lust beschäftigen, fallen unter das neue Tabu.
Seit drei Jahren liegt der Gesetzentwurf bereits im Parlament und wurde wegen der anhaltenden Kritik bisher nicht verabschiedet.
Warnung vor Schaden für den Tourismus
Ein Sprecher der demokratischen Partei, die das Gesetz verhindern will, warnte zudem vor einem irreparablen Schaden für die Tourismusbranche auf Bali, die sich gerade von den Folgen der Terroranschläge in den Jahren 2002 und 2005 erholt hat. Politiker, Bürgerrechtler, Künstler und Tourismusverantwortliche haben bereits angekündigt, alle Kräfte gegen das drohende Verbot zu mobilisieren.
In diesem Monat war die Abstimmung über das Gesetz ursprünglich fest eingeplant - als Geschenk zum Ramadan, wie ein islamischer Politiker sagte.
reh/Reuters