Reisen im Schlaf Österreichische Bahn könnte Nachtverbindungen übernehmen

Die Deutsche Bahn will Autozugreisen einstellen und Nachtverbindungen drastisch streichen. Doch für bestimmte Strecken könnte es eine Rettung geben. Einem Zeitungsbericht zufolge könnten die Österreicher Verbindungen übernehmen.
Nischenprodukt Nachtzug: Bahn will "ein Angebot aufrechterhalten"

Nischenprodukt Nachtzug: Bahn will "ein Angebot aufrechterhalten"

Foto: SPIEGEL ONLINE

Das Angebot für nächtliche Zugfahrten hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verringert, im Dezember 2016 will die Deutsche Bahn ihre Autoreisezüge komplett einstellen - so lautete zumindest bisher der Plan. Doch nun verhandelt das Unternehmen einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" zufolge mit der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) über das Fortbestehen einiger von der Streichung bedrohter Strecken. Sie könnten künftig von der ÖBB betrieben werden und damit erhalten bleiben.

Die Deutsche Bahn will sich auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE nicht zu den Gesprächen äußern. Wie ein Sprecher mitteilte, wolle das Unternehmen aber "auch in Zukunft ein Nachtangebot auf der Schiene für die Fahrgäste aufrechterhalten".

Am 16. Dezember werde der Vorstand dazu dem Aufsichtsrat "ein mehrjähriges Programm für mehr Qualität, mehr Kunden und mehr Erfolg vorlegen". Darin geht es laut dem Bahnsprecher auch um die Zukunft der Autozüge. Wie die entsprechenden Angebote aussehen sollen, werde zu einem späteren Zeitpunkt feststehen.

Unter Berufung auf vertrauliche Unterlagen für die Aufsichtsräte berichtet die "Stuttgarter Zeitung", dass es um die Zukunft der Nachtzüge nicht gut stehe. Demnach sind bereits "ab Mitte 2016 keine weiteren Ansätze für Nachtreiseverkehre" in der mittelfristigen Planung enthalten. Umfangreiche Investitionen in den "teilweise überalterten Fahrzeugpark" ließen sich "wirtschaftlich nicht rechtfertigen", zitierte die Zeitung aus den Unterlagen. Die Sparte schreibe zudem "seit Jahren Verluste in zweistelliger Millionenhöhe" und stehe durch Nachtbus- und Billigflugangebote "stark unter Druck".

Nur noch zwölf Nachtzugstrecken

In den vergangenen Jahren hat die Bahn viele Nachtzüge aus dem Fahrplan genommen - übrig geblieben sind gerade mal zwölf Strecken. Die Konzernspitze begründet das mit mangelnder Rentabilität. Dies wird laut der "Stuttgarter Zeitung" im Nachbarland Österreich anders gesehen. "Wir halten an unseren Nachtzügen fest und sind zufrieden mit der Entwicklung", sagte demnach ein Sprecher der ÖBB. Nachtzüge seien zwar ein Nischenprodukt, aber wichtig für manche Kunden.

Auf Fragen zu Gesprächen mit der Deutschen Bahn ging er nicht ein. Die ÖBB betreibt bereits die Nachtreisezüge Wien-Hamburg und Wien-Düsseldorf durchgehend.

Neben vielen nächtlichen Verbindungen hat die Deutsche Bahn außerdem bereits fast alle Autozüge gestrichen. Letztere fuhren jahrzehntelang unter anderem nach Italien, Frankreich und in die Schweiz und waren bei Urlaubern und vor allem Motorradfahrern sehr beliebt, die stressfrei in die Berge oder ans Mittelmeer reisen wollten. Heute gibt es mit den Strecken Hamburg-Lörrach und Hamburg-München nur noch zwei Autozug-Verbindungen.

jus/AFP
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