Berlin Brandenburg Flughafen-Eröffnung könnte erneut verschoben werden

Sonnenaufgang am Flughafen BER: "Umfangreiche Umbauten nötig"
Foto: dapdBerlin - Der Baudezernent des Landkreises Dahme-Spreewald äußerte bereits im Juni seine Skepsis, dass der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) im März 2012 eröffnet werden kann. Nun werden von immer mehr Seiten Zweifel daran laut. Medienberichten zufolge könnte sich die Eröffnung des Berliner Hauptstadtflughafens auf einen Termin im Sommer 2013 verschieben. Es sei gut möglich, dass sich die Inbetriebnahme erneut verzögere, berichtete die "Berliner Zeitung" am Samstag unter Berufung auf Kreise der Flughafengesellschafter.
Dieses Mal gehe es aber nur um wenige Monate. Der neue Eröffnungstermin werde voraussichtlich erst Mitte September feststehen. Das Hauptproblem sei weiter die Brandschutzanlage im Terminal.
Als im Frühjahr die Arbeiten beschleunigt worden seien, um den damals noch angepeilten Starttermin Anfang Juni zu halten, habe es viel "Murks" gegeben. "So wurde bei der Verlegung von Kabeln die Traglast der Kabelkanäle zum Teil weit überschritten", zitierte die Zeitung einen Kenner der Materie. Zudem seien in etlichen Kabelkanälen Leitungen für Starkstrom, Schwachstrom und Kommunikation zusammengefasst worden, was unzulässig sei. Nun seien umfangreiche Umbauten nötig.
Auch ein Lufthansa-Manager äußerte gegenüber der "Financial Times Deutschland" Bedenken daran, dass der Willy-Brandt-Flughafen im März an den Start gehen kann. Als Grund nannte auch er die baulichen Unzulänglichkeiten.
Terminfindung wohl nicht im August
Derzeit ist sogar unklar, wann genau die Betreibergesellschaft in der Lage sein wird, über einen möglichen neuen Termin zu befinden. Eigentlich sollte sich der neue Technikchef Horst Amann auf der Aufsichtsratssitzung am 16. August dazu äußern. Doch von dieser Vorgabe ist Matthias Plateck (SPD), Brandenburgs Ministerpräsident und Aufsichtsratmitglied der Flughafengesellschaft, am Freitag nach einer Baustellenbegehung abgerückt.
Auf Basis seines jetzigen Erkenntnisstandes könne Amann Mitte August noch nicht endgültig sagen, ob der 17. März 2013 ein realistischer Termin der Inbetriebnahme sei. Er habe sehr offen über aktuelle Problemlagen berichtet und die Situation auf der Baustelle präzise und nachvollziehbar dargestellt. "Ich habe ihn ermuntert, eine gründliche Analyse vorzunehmen", so Platzeck.
Erst am Mittwoch hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) den Starttermin im März als nicht gesichert bezeichnet. Ob dieser Termin haltbar sei, könne er derzeit nicht sicher beantworten, sagte er in der ARD. Der Bund ist neben den Ländern Berlin und Brandenburg, die jeweils 37 Prozent des Kapitals halten, mit 26 Prozent dritter Eigentümer der Flughafengesellschaft Flughafen Berlin Brandenburg GmbH.
"Schlechtleistungen" und besserer Schallschutz
Nach Informationen des SPIEGEL sind den Eignern laut einem Insider bereits Mitte 2010 eklatante Planungsmängel bekannt gewesen. Der damalige Technikgeschäftsführer der Flughafengesellschaft, Manfred Körtgen, habe auf der Aufsichtsratssitzung am 25. Juni 2010 über "Schlechtleistungen" der Planungsfirma PG BBI informiert. Diese seien so gravierend gewesen, dass eine Kündigung der Verträge im Unternehmen erwogen worden sei. Allerdings habe Körtgen auch darauf hingewiesen, dass im Fall einer Kündigung von PG BBI der Zeitplan für die Inbetriebnahme des Flughafens nicht einzuhalten sei.
Ein Sprecher von Aufsichtsratschef Klaus Wowereit, Berlins Regierendem Bürgermeister, bestätigte dem SPIEGEL, dass über Kündigungsabsichten gesprochen worden sei. Trotz der Probleme habe man die aber 2010 noch nicht für zwingend gehalten, man sei überzeugt gewesen, mit der PG BBI den Bau termingerecht abschließen zu können. Knapp vier Wochen vor der für Anfang Juni geplanten Eröffnung musste der Termin allerdings abgesagt werden. Körtgen und die Planungsfirma PG BBI wurden gefeuert.
Die Mehrkosten für einen verbesserten Lärmschutz am Flughafen BER sollen nach dem Willen der Linken zumindest teilweise vom Bund übernommen werden. "Ich appelliere an die Bundesregierung, gemeinsam mit Berlin und Brandenburg nach einer Lösung zu suchen und sich in angemessener Höhe finanziell zu beteiligen", sagte Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi der "Berliner Morgenpost". "Wenn der Flughafen sowieso von Tag zu Tag teurer wird, dann darf jetzt nicht am Schallschutz gespart werden."
Nachdem das Oberverwaltungsgericht entschieden hat, dass die Anwohner Anspruch auf einen besseren Schallschutz haben, drohen die ursprünglich mit 150 Millionen Euro veranschlagten Kosten auf knapp 600 Millionen Euro zu steigen. "Das ist lächerlich in Anbetracht der Milliarden, die der Flughafen insgesamt kostet", sagte Gysi. Gleichzeitig betonte er: "Wenn ich Kanzler wäre, würde ich genau ausrechnen lassen, was ein angemessener Schallschutz zusätzlich kostet, und die Summe anweisen, damit Berlin und Brandenburg nicht noch ärmer werden. Das wäre eine starke Geste."