Bolivien
Urlauber wegen Protestblockade gestrandet
Die Straßen sind gesperrt, auf der Rollbahn des Flughafens verhindern Steine Starts und Landungen: Seit Tagen herrscht in der bolivianischen Stadt Potosí der Ausnahmezustand. Auch Touristen sind betroffen - einige immerhin konnten am Wochenende ausreisen.
Demonstrationen in Potosí: Die Einwohner fordern bessere wirtschaftliche Perspektiven
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Potosí - Nach tagelangen Protestblockaden der bei Touristen in Bolivien beliebten Andenstadt Potosí haben am Wochenende Dutzende gestrandete Reisende die Region verlassen können. Etwa 40 der zeitweise mehr als hundert Ausländer, unter ihnen auch Deutsche, hätten die Stadt verlassen, verlautete am Wochenende aus diplomatischen Kreisen. Die Menschen in der Region fordern mit ihrem Protest bessere wirtschaftliche Perspektiven.
Die ersten gestrandeten Reisenden hätten die seit mehr als einer Woche durch Straßensperren von der Außenwelt abgeschnittene Stadt verlassen können, sagten Diplomaten. Am Freitag und am Samstag seien zwei Gruppen in Kleinflugzeugen ausgeflogen worden, andere hätten die Straßenblockaden passieren dürfen. Die Hälfte der Betroffenen waren demnach Franzosen, aber auch Deutsche, Schweizer oder Spanier konnten die Stadt im Süden Boliviens verlassen.
Mit ihren gegen die Regierung gerichteten Protesten verlangen die Demonstranten höhere Investitionen in ihrer Region. Unter anderem fordern sie den Bau einer neuen Zementfabrik und eine Vergrößerung des Flughafens. Etwa 6000 Bewohner der auf 4000 Meter Höhe gelegenen Stadt beteiligen sich nach Angaben der Initiatoren an den Protesten. Die Blockade der Zugangsstraßen hielt bereits den zehnten Tag an.
Mit Dynamit bedroht
Am Freitag blockierten die Demonstranten zudem mit Steinen das Rollfeld des Flughafens. Flugzeuge mit Urlaubern aus mehreren südamerikanischen Ländern sowie Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Spanien und der Schweiz konnten nicht starten, wie ein AFP-Reporter berichtete. "Hier gibt es keine Polizei und keine Armee, das ist die totale Anarchie", sagte der Franzose Pascal Gujot.
Einige Touristen versuchten die Stadt mit dem Bus zu verlassen, wurden aber an den Straßenbarrieren aufgehalten. "Das wurde richtig hässlich", sagte Gujots Landsmann Romain Le Du. "Sie haben uns mit Dynamit bedroht."
Am Samstag wurde auch die Zugverbindung von Potosí ins benachbarte Chile unterbrochen. Gewerkschaftsführer, Regional- und Bauernvertreter traten in einen Hungerstreik. Im 17. Jahrhundert war Potosí die zentrale Stadt der weltweiten Silbergewinnung. Die Minenstadt ist mit zahlreichen Gebäuden aus der Kolonialzeit und den historischen Silberminen ein Unesco-Weltkulturerbe. Heute leben in der Stadt 160.000 Einwohner.