Burj-Dubai-Besichtigung Von 0 auf 454 in 60 Sekunden
Los geht es - wo sonst in Dubai? - in einer Shopping Mall. Im Souterrain der "Dubai Mall", der - was sonst in Dubai? - größten der Welt, gibt es Tickets für die Aussichtsterrasse, 20 Euro für Erwachsene, 15 für Kinder. Ab Dienstag wird sie öffentlich zugänglich sein.
"Das Wort 'unmöglich' gibt es im Wörterbuch der Führer nicht", steht im Foyer an die Wand geschrieben. Das hat der Herrscher von Dubai gesagt, als seine Stadt nur für höher, schneller und weiter stand. Inzwischen ist sie etwas bescheidener geworden. Namen von Prominenten, die in den kommenden Wochen in die "erste vertikale Stadt der Welt" einziehen, werden diesmal nicht genannt: "No comment."
Durch einen langen, engen Schlauch geht es hinüber an die Basis des Turms; eine Art Video-Wandgemälde, das die kurze Geschichte der Stadt und die noch kürzere des Gebäudes zeigt, stimmt den Besucher auf die "At the Top Experience" ein. Am Ende: zwei kleine Fahrstühle, die in knapp über 60 Sekunden von 0 auf 454 Meter Seehöhe hinaufführen. Gerüchte, wonach es dabei in den Ohren knacke, sind wirklich nur Gerüchte. Außer Fahrstuhlmusik ist im Fahrstuhl nichts zu hören. Das Lift-Girl heißt Harshvardmin, ist 24 Jahre alt und stammt aus Bangalore in Indien.

Burj Dubai: Ein Gigant als Touristenmagnet
Oben öffnet sich die Tür, und eine gleißende Sonne blendet - erstaunlich, denn die Glashülle des Burj Dubai lässt nur gut 30 Prozent des Sonnenlichts durch. Wenn es Nacht wird über Dubai, sehen die Burj-Bewohner vor allem sich selbst, wenn sie aus dem Fenster schauen, so stark ist der Verspiegelungseffekt.
Getrübte Sicht durch Sandstürme
Die Aussicht ist paradoxerweise das Hauptproblem auf der Aussichtsterrasse: Selbst heute, an einem Wintertag mit ganz passabler Fernsicht, ist hinter dem Burj-al-Arab-Hotel, etwa zehn Kilometer im Südwesten, nichts mehr zu sehen. Im Sommer, wenn die Dunstglocke des Persischen Golfs über der Stadt hängt, wird noch weniger zu sehen sein. Von den Sandsturmtagen im Frühjahr ganz zu schweigen.
Eindrucksvoll dagegen ist der Schatten des Gebäudes, der jetzt, wo die Sonne niedrig steht, am Morgen fast bis zum Strand von Dubai hinunterreicht.
"Ich hätte mir vor einem halben Jahr nicht träumen lassen, dass ich hier oben arbeite", sagt Mary Gaturu, 24, aus Nairobi. Im Oktober war sie bei ihrer Nichte in Dubai zu Besuch, am Wochenende gingen sie einkaufen, da stand ein Schild vor einem Laden: "Burj Dubai - Mitarbeiter gesucht."
Mary ging rein, bewarb sich - und hatte drei Tage später einen Job als Souvenir-Verkäuferin und die dazugehörige schwarze Uniform. Ebenso ging es ihrer Kollegin Mabel Yerro, 29, aus Manila. Mit seiner Beinahe-Pleite im November mag Dubai die internationalen Finanzmärkte schockiert haben - für junge Menschen aus Afrika, Asien und der arabischen Welt ist der Nimbus der Stadt ungebrochen. "Kannst du mir ein Visum für Dubai besorgen?", die Frage hört man oft in Mumbai, Kairo und Karachi.
Kein Zugang zur Terrasse
Ein Teil der Aussichtsterrasse liegt im Freien, doch dieser Sektor ist heute unzugänglich; zwei Herren mit Knopf im Ohr stehen Wache.
"Warum lasst ihr uns nicht hinaus?" fragt eine indische Journalistin.
"No comment."
"Nun sagen Sie schon. Warum denn nicht? Ist die Terrasse noch nicht fertig?"
"No comment."
Mit dieser Antwort hat das Emirat Dubai sich wenig Freunde gemacht, vor allem in letzter Zeit, vor allem unter Wirtschafts- und Finanzjournalisten. Dabei ist die Wahrheit - erst recht in diesem Fall - ganz einfach und durchs Filterglas zu sehen: riesige Scheinwerfer sind auf der Freiterrasse aufgestellt, der Boden ist mit Holzplatten abgedeckt. Am Abend wird der Turm eingeweiht. Es soll das größte Feuerwerk und "die größte Licht- und Laser-Show der Welt" werden.
Was sonst in Dubai?