Unpünktlichkeit bei der Bahn Fast jeder dritte Zug ist verspätet

Anzeigetafel an einem Bahnhof: "Leider Ausdruck der Gesamtsituation"
Foto: Jens Wolf/ picture alliance / dpaRechtzeitig ans Ziel kommen ist für Bahnfahrer derzeit Glückssache. Im Fernverkehr ist fast jeder dritte Zug laut Statistik der Bahn unpünktlich, an schlechten Tagen verpassen Reisende auch jeden dritten Anschlusszug. Das hat nach Angaben des Konzerns mehrere Gründe: "Die Verspätungen sind leider Ausdruck der Gesamtsituation", sagte ein Sprecher des Konzerns der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAZ).
Schuld sei "ein unseliger Mix aus Störfaktoren". Dazu gehöre etwa die Erneuerung des Schienennetzes. Auch warte man noch auf die Lieferung längst bestellter neuer Züge. Diese werden dringend benötigt, denn Ersatzzüge stehen derzeit offenbar kaum zur Verfügung. Besonders schlimm sei die Situation an Freitagen und Sonntagen: "Da haben wir keinen Spielraum mehr", zitiert das Blatt den Konzernsprecher.
Pünktlich heißt bei der Bahn weniger als sechs Minuten verspätet
Das selbstgesteckte Ziel, dass 80 Prozent der Züge im Fernverkehr planmäßig ankommen, hat die Bahn demnach zuletzt im März erreicht. Bei 20 Prozent der ICE-Flotte müssen die Bahnkunden also ständig mit Wartezeiten rechnen - und die Definition von Pünktlichkeit ist bei dem Unternehmen ebenfalls sehr eigen: Pünktlich ist ein Zug nämlich nach Ansicht des Konzerns dann, wenn er weniger als sechs Minuten zu spät ist. Im September sei das bei rund 71 Prozent der Fernzüge der Fall gewesen.
Ein Grund für die miese Statistik ist offenbar auch dem Umstand geschuldet, dass das Schienennetz auf Vordermann gebracht wird. Laut "FAZ" darf die Bahn in den kommenden fünf Jahren insgesamt 28 Milliarden Euro verbauen. "Die Investitionen verschlechtern die Pünktlichkeit, das schlägt durch auf die Statistik", habe Bahn-Chef Rüdiger Grube intern gewarnt.
"Vereinzelt" Behinderungen durch Sonderzüge für Flüchtlinge
In dem "FAZ"-Bericht wurde auch behauptet, dass Sonderzüge für Flüchtlinge die Zeitpläne der Bahn durcheinanderbringen. Das bestritt eine Sprecherin: Die Sonderzüge kämen aus der vorhandenen Reserve, nur vereinzelt gebe es dadurch Behinderungen.
Immerhin: Wenn Mitte Dezember der Fahrplanwechsel in Kraft tritt, müssen die Kunden der Bahn im Fernverkehr keine Preiserhöhungen befürchten. Hintergrund ist der gewachsene Konkurrenzdruck: "Der Fernbus hat das Spiel am Markt verändert", sagte Bahn-Vorstand Berthold Huber im September.