Zug-Durchsage Pinkeln erlaubt im letzten Waggon

Ein Regionalzug auf dem Weg nach Hamm, hundert Schüler an Bord und alle Toiletten defekt. Die Passagiere staunten nicht schlecht über folgende Durchsage: "Wer eine Flasche bei sich hat, kann durchgehen in den letzten Waggon." Was steckte dahinter?

Düsseldorf - Vor dem Kölner Hauptbahnhof funktionierte noch eine von vier Toiletten, doch dann war auch die letzte defekt. Nach einer Weile erfuhren die Passagiere des Regionalzuges nach Hamm über die Lautsprecheranlage von dem Ungemach. Dann folgte der Hinweis des Zugbegleiters: "Wer eine Flasche bei sich hat, kann durchgehen in den letzten Waggon."

Indirekt forderte der Bahnmitarbeiter damit seine wohl recht erstaunten Zuggäste dazu auf, sich in leere Getränkeflaschen zu erleichtern. Wie die "Neue Westfälische" berichtete, entschuldigte sich die Deutsche Bahn mittlerweile für die defekten WCs - und für die missverständliche Durchsage. Die sei "ärgerlich und sicherlich nicht glücklich".

Missverständlich daher, weil die Ansage nicht für alle gedacht war: Der Zugbegleiter habe auf Bitten einer Lehrerin gehandelt, sagte ein Sprecher SPIEGEL ONLINE. Sie sei mit hundert Schülern in dem Zug unterwegs gewesen. Der Mitarbeiter hatte die Toilette im letzten Waggon, die kein Wasser hatte, für den Fall aufgeschlossen, dass einen Schüler ein besonders dringendes Bedürfnis plagt.

Damit auch alle der in drei Waggons verteilten Kinder von der Möglichkeit erfahren konnten, griff er zum Mikrofon - und machte damit den gesamten Zug ratlos. Die Idee mit der leeren Wasserflasche und die Bitte um die Durchsage seien aber von der Lehrerin gekommen.

"Muss ich jetzt auch in den letzten Waggon gehen?", fragte sich eine Passagierin aus Bielefeld laut der Zeitung. Eine Frau mit einem Mädchen, wohl Mutter und Tochter, seien durch ihren Waggon gekommen: "Beide hatten je einen Teil einer durchgeschnittenen Plastikflasche dabei." Sie und ihre Mitfahrer seien sehr verblüfft gewesen: "Wir dachten alle, wir sind im falschen Film." Die Bielefelderin hielt jedoch durch bis zum nächsten Bahnhof.

Der Bahnsprecher bestätigte, dass am 6. Juli in dem RE 7 tatsächlich alle vier Toiletten defekt gewesen seien. Für solche Fälle sähen die Vorschriften vor, bei Bedarf einen Halt an einem Bahnhof mit Toilette einzulegen oder den Zug komplett aus dem Verkehr zu ziehen, was erfahrungsgemäß viel Unmut bei den Reisenden verursache.

abl/dpa
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