Öffentlicher Verkehr Mehr Zugausfälle bei der Deutschen Bahn

Rund 140.000 Züge sind laut einem Medienbericht 2017 ausgefallen - 20.000 mehr als im vergangenen Jahr. Die Grünen kritisieren, dass die Ausfälle nicht in der Pünktlichkeitsstatistik der Deutschen Bahn berücksichtigt würden.
Anzeigetafel am Dortmunder Hauptbahnhof (Archiv)

Anzeigetafel am Dortmunder Hauptbahnhof (Archiv)

Foto: Caroline Seidel/ dpa

Die Zahl der Zugausfälle bei der Deutschen Bahn ist einem Bericht der "Rheinischen Post" zufolge im vergangenen Jahr angestiegen. 2017 sei die Zahl der ausgefallenen Züge um 20.000 gegenüber dem Vorjahr auf 140.000 angewachsen, heißt es in der Antwort der Regierung auf eine kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion.

Der größte Teil davon sind laut Regierungsangaben knapp 97.000 Züge, die im vergangenen Jahr zwar ihren Startbahnhof verließen, aber nie am Zielbahnhof ankamen. Das waren 0,7 Prozent aller geplanten Zugverbindungen. Weitere gut 40.000 Züge (0,3 Prozent) verließen den Startbahnhof demnach erst gar nicht.

Die meisten dieser Ausfälle seien auf die "heftigen Witterungseinflüsse der schweren Herbststürme" zurückzuführen, sagte Bahnsprecher Jürgen Kornmann. Hinzu kämen die Brandanschläge während des G20-Gipfels und die Sperrung der Rheintalbahnstrecke.

Auch im laufenden Jahr ist dem Bericht zufolge mit ähnlich vielen Zugausfällen zu rechnen. Denn die Zahl der witterungsbedingten Weichenstörungen - etwa aufgrund von Schneefall - sei bis zum 23. April 2018 mit 746 bereits auffallend hoch gewesen. Im gesamten Jahr 2017 gab es demnach 1155 Weichenstörungen.

Die ausgefallenen Züge werden dem Bericht zufolge nicht in die Pünktlichkeitsstatistik der Bahn einbezogen. Ihr Anteil werde innerhalb der Statistik des Unternehmens von der Grundgesamtheit aller planmäßig verkehrenden Züge im Personenverkehr abgezogen, zitierte die Zeitung aus der Antwort des Verkehrsministeriums an die Grünen-Fraktion.

Dieses Vorgehen sei üblich, unter anderem weil es schwierig sei, für Zugausfälle ein sinnvolles mathematisches Modell finden, sagt Kornmann: "Welche Pünktlichkeit ordnet man einem Zug zu, wenn er an einer bestimmten Stelle seiner Fahrt ausfällt?" Zum anderen würde es dem Bahnsprecher zufolge für die Gesamtpünktlichkeit keine wesentliche statistische Abweichung bedeuten, wenn man diese Zahlen einbeziehen würde. Die Ausfälle stellten, trotz der hohen absoluten Zahlen, eine Ausnahme dar.

Der Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel kritisierte hingegen: "Es ist schon ein Hammer, dass ausfallende Züge nicht mehr in der Pünktlichkeitsstatistik auftauchen. Damit ist klar, dass die Zuverlässigkeit im Bahnverkehr noch schlechter ausfällt als ohnehin schon in der Statistik."

bbr/AFP
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