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Mount Everest: Lebensgefährliche Abenteuer am Achttausender

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Bergdrama im Himalaja Weiterer Deutscher stirbt am Mount Everest

Schon wieder ein tödlicher Unfall auf dem Mount Everest: Ein deutscher Bergsteiger ist bei einem Absturz ums Leben gekommen. Ein Italiener, der mit der gleichen Expedition unterwegs war, wurde wie durch ein Wunder gerettet - er überlebte vier Nächte in der Todeszone.

Ein Sturz am "Second Step", einer steilen Schlüsselstelle auf 8610 Meter Höhe, wurde ihm zum Verhängnis: Am Mount Everest ist erneut ein deutscher Bergsteiger ums Leben gekommen. Nachdem er den Gipfel erreicht hatte, brach er sich laut Angaben des US-Magazins "Outside" am vergangenen Wochenende beim Abstieg ein Bein und starb an der Unfallstelle. Er war als Expeditionsleiter für den Tourveranstalter Monterosa an der Nordseite des Berges unterwegs. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sowie eine Sprecherin des Tibetischen Bergsportverbandes bestätigten seinen Tod gegenüber SPIEGEL ONLINE.

Ein weiteres Mitglied seiner Gruppe wurde offenbar durch ein Wunder gerettet: Ein 69-jähriger Italiener hielt vier Tage auf 8300 Meter aus. Berichten zufolge weigerte er sich zunächst, von dort abzusteigen, weil er auf eine Chance wartete, es auf den Gipfel zu schaffen. Er hatte keine Sauerstoffflasche dabei. Am Mittwoch brachten ihn fünf chinesische Kletterer in Sicherheit - er war stark erschöpft und hatte Erfrierungen an Nase und Fingern. Es gilt als medizinisch höchst unwahrscheinlich, mehr als 48 Stunden in der Todeszone über 8000 Metern zu überleben. Ab dem dritten Tag soll Rampini zudem keine Nahrung mehr gehabt haben, wie das Outdoor-Magazin "Rock and Ice" berichtet.

Laut dem Blog des Berg-Experten Alan Arnette  soll am vergangenen Wochenende zudem ein 43-jähriger Spanier beim Abstieg ums Leben gekommen sein. Die drei Bergsteiger waren an der Nordseite des Everest unterwegs, nicht auf der häufiger begangenen Südroute. Die war am vergangenen Wochenende extrem überlaufen, vier Alpinisten kamen dort am Samstag ums Leben.

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Drama am Mount Everest: Bergsteiger beim Abstieg gestorben

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Bislang nur zwei geeignete Gipfeltage

Die Wetterbedingungen am höchsten Berg der Erde sind dieses Jahr besonders kritisch: Der angesehene Expeditionsveranstalter Himalayan Experience, der mit insgesamt 60 Kunden, Sherpas und Bergführern am Berg war, hat deshalb aus Sicherheitsgründen schon am 5. Mai alle Touren abgebrochen - eine Maßnahme, die so früh in der Klettersaison ziemlich ungewöhnlich ist.

Als am Freitag und Samstag endlich gipfeltaugliche Bedingungen herrschten, war besonders viel los am Berg - vorher hatte niemand in dieser Saison den Gipfel erreicht, der Erste war der Schweizer Ueli Steck. Insgesamt waren in den vergangenen Wochen mehr als 700 Bergsteiger am Everest unterwegs.

Der Massenandrang sorgte dafür, dass viele der Alpinisten länger in der Todeszone über 8000 Metern aushalten mussten als geplant. Von einem "Verkehrsstau" sprach ein Sprecher der nepalesischen Bergsport-Vereinigung. Noch gefährlicher wurde die Tour offenbar durch eine kritische Situation am Hillary Step, einer Schlüsselstelle auf der Südroute: Laut Bericht einer südkoreanischen Expedition war dort zeitweise nur ein Fixseil benutzbar - normalerweise sorgen dort zwei Seile für Sicherheit, eins für den Aufstieg, eins für den Abstieg. Ein Südkoreaner stürzte dort in den Tod, als er zeitweise nicht gesichert war. Sherpa-Guides berichteten, dass sie an der Stelle bis zu drei Stunden warten mussten - was bei eisigen Temperaturen die Wahrscheinlichkeit von Erfrierungen enorm erhöht.

Handy-Hektik auf dem Gipfel

Der bekannte deutsche Extrembergsteiger Ralf Dujmovits, der bereits auf allen 14 Achttausender-Gipfeln stand, brach vor einigen Tagen den Versuch ab, den Everest-Gipfel ohne Sauerstoffflasche zu erreichen. Eigentlich wollte der 50-Jährige mit Ueli Steck am Freitag auf den Gipfel, doch im Hochlager knapp unter 8000 Meter plagten ihn Symptome der Höhenkrankheit. Er fühlte sich nicht fit genug für die Strapazen.

Beim Abstieg konnte er beobachten, wie viele Bergsteiger gleichzeitig unterwegs waren. Die Menschenmassen an der Lhotse-Flanke überträfen alles, was er bislang in seinem Leben gesehen habe, schrieb er in seinem Blog: "Circa 200 Menschen wie auf einer Kette aufgereiht, viele ab Lager II oder III mit künstlichem Sauerstoff aufsteigend, alle vom gleichen Traum beseelt, einmal auf dem Everest zu stehen - koste es was, was es wolle. Dazwischen Sherpas, die den Sahibs ihre Lasten zum Südsattel tragen." Auf der Internetseite des Fachmagazins "Outdoor" ist diese Szene in einem Video  zu sehen.

Dass eine Tour auf den höchsten Gipfel der Erde ganz sicher nichts für Menschen ist, die Einsamkeit am Berg erleben wollen, bestätigt auch der britische Everest-Experte Peter Gillman: "Mit 50 Menschen auf dem Gipfel, die alle versuchen, ein Handygespräch zu führen, das ist ziemlich hektisch. Und gefährlich", sagte er der britischen Zeitung "Daily Mail".

Diese Hektik wird es wohl auch wieder am Donnerstag und Freitag geben: Weil die Wettervorhersage gute Bedingungen verspricht, werden Dutzende Bergsteiger versuchen, den höchsten Punkt der Erde zu erreichen.

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