
Billigflieger: Die Trends für 2014
Preiskampf der Billigflieger Warum 2014 ein Schnäppchenflug-Jahr wird
Für 39,99 Euro zum Shopping-Wochenende in eine europäische Großstadt? Für einen Fünfziger an den Mittelmeerstrand? Dies Zeiten sind vorbei, schien es. Denn längst hatte der Konkurrenzkampf der Billigflieger erste Opfer gefordert, Strecken wurden über Nacht gestrichen, ganze Airlines verschwanden vom Himmel - und die Ticketpreise stiegen. Zugleich wurden andere Strecken seltener bedient, die Flugpläne merklich ausgedünnt.
Das ändert sich nun. Zumindest für eine gewisse Zeit - und ganz sicher für Frühjahr und Sommer 2014. Denn es kommt Schwung ins Geschäft mit den günstigen Flugtickets, die nächste Runde im Konkurrenzkampf ist eingeläutet. Und der dürfte es in sich haben - für die Passagiere erhöhen sich die Chancen auf ein Schnäppchenticket erheblich.
Denn diesmal treten nicht in erster Linie Newcomer und Mini-Preisbrecher-Airlines gegeneinander an, sondern die Riesen der Branche. Sie ringen um die Vorherrschaft an einzelnen Flughäfen, wollen ihre Claims langfristig abstecken - und müssen dafür die Mitbewerber niederringen. Wie das normalerweise geht? Durch Preise, bei denen beide draufzahlen müssen, bis schließlich der mit dem längeren Atem übrigbleibt. Und durch gute Flugzeiten, häufige Verbindungen, brauchbaren Service.
Umstellung bei Lufthansa
Lufthansa ist dabei, nach und nach alle eigenen Flüge im Inland und auf innereuropäischen Strecken auf die Billigflug-Tochter Germanwings zu übertragen, sofern diese Routen nicht die Drehkreuz-Airports Frankfurt und München betreffen. Während des Winters werden 23 ehemals von Lufthansa bediente Strecken aus Hamburg und Berlin auf den Partner umgestellt.
Ab Ende März sollen dann alle in Frage kommenden ehemaligen Lufthansa-Strecken ab Hamburg von Germanwings geflogen werden - zum Beispiel nach Amsterdam, Genf, Madrid, Paris und Zürich. In Billigflieger-Logik und zu deren Tarifen. Die vollständige Umstellung auch von den anderen deutschen Airports - außer Frankfurt und München - soll im Laufe des kommenden Sommers abgeschlossen sein. Germanwings wird dann mehr als 80 Jets am Start haben.
Zusätzlich mischt Billigflug-Riese Easyjet den Markt auf - und fliegt spätestens vom Frühjahr an 17 statt der bis dato nur sechs Ziele von Hamburg aus an. Etwa 500.000 zusätzliche Passagiere wollen die Briten dann befördern - viele davon angelockt durch günstige Tarife.
Und als würde das nicht schon genügend Preiskampf mit sich bringen, hat sich Ende Oktober noch ein Dritter ins Getümmel gestürzt: Der skandinavische Billigflug-Marktführer Norwegian hat viele neue Strecken zwischen Deutschland und Spanien aufgenommen oder für die nächste Zeit angekündigt.
Konkret geht es von Hamburg, Köln und München nach Alicante, Malaga und auf die Kanareninseln Teneriffa und Gran Canaria, ab Hamburg außerdem nach Barcelona und Madrid, ab Berlin nach Barcelona, Gran Canaria und Teneriffa. Bei Probebuchungen waren Tickets für 29,90 Euro pro Strecke einschließlich der Steuern erhältlich - Preise wie zu den Glanzzeiten des Billigflugs. Das bedeutet eine echte Herausforderung speziell für Air Berlin , die einige dieser Routen ebenfalls bedient.
Mit Germania nach Antalya, mit Vueling nach Barcelona
Die Fluggesellschaft Germania unterdessen hat es offenbar gezielt auf eine Nische abgesehen und nimmt im Sommerflugplan 2014 Verbindungen von Friedrichshafen, Kassel und Rostock nach Antalya neu auf. Hinzukommen sind auch die Strecken Rostock-Varna an der bulgarischen Schwarzmeerküste, Erfurt-Rhodos und Bremen-Gran Canaria. Außerdem wird es von Friedrichshafen nach Palma und nach Heraklion auf Kreta gehen. Neben den von Reiseveranstaltern geblockten Kontingenten auf diesen Flügen kosten Tickets im Einzelplatzverkauf ab 68 Euro pro Strecke.
Ein weiteres Unternehmen, das immer stärker nach Deutschland drängt, ist der spanische Billigflieger Vueling , eine Tochterfirma des aus British Airways und Iberia bestehenden Konzerns IAG. Inzwischen bietet Vueling mit insgesamt 70 Maschinen in Deutschland an fast jedem größeren Flughafen Verbindungen nach Barcelona an, von einigen Orten geht es zusätzlich direkt nach Malaga, Bilbao und Florenz. Und offenbar hat Vueling noch Großes vor. Gerade hat die IAG-Gruppe 62 neue Airbus-Flugzeuge bestellt und für 58 weitere Optionen erworben.
Was sich da insgesamt abzeichnet, ist offenbar die Gegenbewegung zu dem Geschehen vor einem Jahr: Damals gab es einen spürbaren Rückgang des Lowcost-Verkehrs aus Deutschland, 30 Verbindungen waren entfallen.
Eines aber ist anders als zu Zeiten des ersten großen Billigflieger-Booms: Inzwischen lassen sich die Airlines noch sehr viel mehr Leistungen extra bezahlen als früher. Meist schließt der Ticketpreis heute nur noch den reinen Flug - zum Glück weiterhin im Sitzen - und die Mitnahme eines in Abmessungen und Gewicht limitierten Stücks Handgepäck ein.
Hat Ryanair ein Rezept gegen die Rivalen? Ein überraschendes sogar: Die Firma will freundlich werden - hat jedenfalls Chef Michael O'Leary angekündigt. Fürs Erste soll auf der Ryanair-Website ein Formular eingeführt werden, das sich "Tell M O L" nennt und die Möglichkeit bieten soll, sich mit Vorschlägen und Kritik direkt an O'Leary zu wenden. Ob er es auch liest - das ist eine andere Frage.