
Eistauchen in Leipzig: Zwölf Minuten Nervenkitzel
Eistauchen in Leipzig Sprung ins kalte Wasser
Leipzig - In dicken Neoprenanzügen wagen sich Hobbytaucher unter die 14 Zentimeter dicke Eisdecke des Kulkwitzer Sees in Leipzig. Die frostigen Temperaturen der vergangenen Tage hätten die Wasseroberfläche zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder gefrieren lassen, sagt Reinhard Gräfe vom Tauchsportverein Leipziger Delphine.
Diese Gelegenheit lassen sich die hartgesottenen Vereinsmitglieder nicht entgehen. "Das sind alles Profis, die zum Teil seit über 20 Jahren in zugefrorenen Gewässern tauchen", erklärt Gräfe. Die Faszination des Eises treibe sie immer wieder auch unter extremen Bedingungen ins Wasser.
Nach Einbruch der Dunkelheit beleuchten Scheinwerfer mit warmem gelben Licht von oben die Eisdecke und bieten den Tauchern unter Wasser ein faszinierendes Schauspiel. "Es funkeln unzählige kleine Eiskristalle", schwärmt Marco Schnabel. Luftblasen würden wie Quecksilber durchs Wasser gleiten. "Da unten ist absolute Stille. Du hörst nur deine eigenen Luftblasen und das Knacken des Eises."
Schnabel war für zwölf Minuten unter dem eisigen Panzer verschwunden. Angst hat er nicht, aber Respekt. "Im schlimmsten Fall kann mein Atemregler einfrieren", sagt der 27-Jährige. Dann wird die Atemluft aus der Sauerstoffflasche nicht mehr kontrolliert abgegeben, sondern sprudelt wie aus einer Seltersflasche in den Mund.
Für einen solchen Fall steht Bernd Kipke am Einstiegsloch und hält ein fingerdickes Seil fest in der Hand. Jeder Taucher hat sich an der Sicherheitsleine eingeklinkt. "Sobald es ihm zu gefährlich wird, muss er mehr als einmal an der Sicherheitsleine ziehen. Dann laufe ich vom Eisloch weg und ziehe ihn so wieder raus", erklärt Kipke. Seit mehr als 30 Jahren ist er Taucher und weiß: Dieser Sport ist Vertrauenssache. Auch wenn der Kulkwitzer See an der Stelle nur etwa drei Meter tief ist, müssen sich die Taucher aufeinander verlassen können.