Emissionshandel
Lufthansa gibt Klimaschutz-Kosten an Kunden weiter
Das neue Jahr hat Europas Fluggesellschaften höhere Kosten gebracht: Ab Januar sind sie in den Handel mit Verschmutzungsrechten einbezogen. Die Lufthansa rechnet sie vorerst in ihren Kerosinzuschlag ein - den sie vor kurzem erhöht hat.
Lufthansa-Maschine: Airlines müssen ab Januar Emissionszertifikate kaufen
Foto: dapd
Frankfurt/Main - Die Lufthansa stimmt ihre Kunden wegen steigender Kosten für den Klimaschutz auf höhere Ticketpreise in Europa ein. Aktuell sei zwar keine Erhöhung des Kerosinzuschlags geplant, teilte Deutschlands größte Fluggesellschaft am Montag in Frankfurt mit. Die Kosten für den Erwerb von CO2-Zertifikaten, mit denen Unternehmen sich das Recht zum Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) erkaufen, will die Lufthansa jedoch in den Kerosinzuschlag einrechnen - und damit an die Kunden weitergeben
Mit Beginn des neuen Jahres sind alle Fluggesellschaften verpflichtet, für Flüge von und nach Europa solche Emissionsrechte nachzuweisen. Die Lufthansa Group muss nach eigenen Angaben gut 35 Prozent der nötigen Zertifikate kaufen. Auf Basis der durchschnittlichen Preisentwicklung für die Zertifikate rechnet die Fluggesellschaft mit Zusatzbelastungen von voraussichtlich 130 Millionen Euro für das Jahr 2012.
"Mit der Einbeziehung in den EU-Emissionshandel wird nun europäischen Fluggesellschaften eine weitere Zusatzbelastung aufgebürdet, die das Fliegen in und über Europa für den Passagier verteuern wird", ließ Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr mitteilen.
Lufthansa hat den Kerosinzuschlag für Europa- und Langstreckenflüge nach eigenen Angaben zuletzt am 15. Dezember 2011 zwischen drei und zehn Euro erhöht. "Die Gestaltung des Zuschlags wird sich künftig sowohl nach der Höhe des Ölpreises als auch nach den Preisen für den Erwerb der Emissionsrechte richten", teilte der Konzern mit.
Während Lufthansa die höheren Kosten über einen Zuschlag ausgleichen will, sind bei der Konkurrenz Air Berlin keine Extragebühren dafür geplant. Wie eine Sprecherin SPIEGEL ONLINE sagte, sei der Aufwand für den Emissionshandel in die Ticketpreise einkalkuliert.
USA droht mit Vergeltungsmaßnahmen
Bislang war nur die Industrie zum Emissionshandel verpflichtet. Nun soll der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid auch dadurch sinken, indem die Airlines dafür zur Kasse gebeten werden. Im ersten Jahr bekommen sie 85 Prozent der nötigen Zertifikate gratis, 15 Prozent müssen sie ersteigern. Da diese Zuteilungen historische Durchschnittsemissionen der Jahre 2004 bis 2006 zu Grunde liegen, teilte die Lufthansa mit, müsste das Unternehmen mehr Anteile kaufen, um so auch das Wachstum der letzten Jahre abzubilden.
EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard rechnet aufgrund der Klimaschutz-Abgabe mit zwei bis zwölf Euro Zusatzkosten für einen Langstreckenflug. Laut Umweltbundesamt könnten es für ein einfaches Ticket von Berlin nach Mallorca 1,50 Euro sein.
Neben dem Unmut der europäischen Branche drohen der EU deswegen auch handelspolitische Verwicklungen. Die USA sprechen schon von Vergeltungsmaßnahmen, und auch China, Indien und Brasilien machen Front dagegen, dass ihre Fluggesellschaften zu CO2-Mehrausgaben gezwungen werden sollen.