Expo-Countdown Wenn Schweden und Schwaben gemeinsam tüfteln
Hannover - Weniger als 70 Stunden vor dem entscheidenden Scheren-Schnitt von Bundespräsident Johannes Rau zur Expo-Eröffnung am Donnerstag sind Planer und Arbeiter die Ruhe selbst. Sie sind sicher: Die "Werkstatt der Zukunft" von Expo-Chefin Birgit Breuel wird sich den Besuchern nicht mehr als riesige Baustelle präsentieren.
"Nach einem eineinhalbjährigen Marathon brauchen wir nicht mehr zu spurten", sagt Claus Holtmann, als Chef des Firmenkonsortiums "Biege" für den Themenpark verantwortlich. Auch Expo-Architekt Hubertus von Bothmer ist schon seit Wochen sicher: "Wir schaffen das."
Holtmann hat ein schlagendes Argument für seine Zuversicht: "Drei Tage vor Beginn der weltgrößten Computermesse Cebit herrscht das Chaos auf dem Messegelände in Hannover. Wir räumen jetzt schon auf und machen sauber." Deshalb gehe seine "Aufregungskurve auch steil nach unten".
Natürlich gebe es immer wieder "Panikanfälle", wenn zum Beispiel plötzlich ein entscheidendes Monitorförderband nicht funktioniert. "Da tüfteln dann Bastler aus Schweden und Schwaben so lange an der Lösung, bis die Sache geräuschlos funktioniert." Insgesamt haben mehr als 5800 Handwerker im Themenpark geschuftet. 260 Millionen Mark wurden ausgegeben.
Auch die Arbeiten an den Präsentationen in den Expo-Nationenhallen gehen mit Riesenschritten ihrem Ende entgegen. Nur hier und da sind Stützen und Streben noch nicht restlos verkleidet, fehlen Farbe oder Stoffbespannungen. "Wenn die ersten Besucher kommen, geht die letzte Putzkolonne gerade aus der Halle", meint Mark Kühne von einer Trockenbaufirma aus Hannover.
Auf dem Ausstellungsgelände Ost wird dagegen noch mit Hochdruck an vielen Länderpavillons gewerkelt. Hämmer, Bohrer, Pinsel und Spaten prägen das Bild. Während etwa Portugal, Ungarn und Dänemark ihre Häuser schon nahezu besenrein präsentieren, ist anderswo die Fantasie des Betrachters gefragt. "Hier muss noch Tag und Nacht rangeklotzt werden - die Innenarchitektur fehlt ja fast komplett", sagt Mirko Kurzynoga, der für eine thüringische Firma am türkischen Pavillon arbeitet.
Nebenan bei den Tschechen wirkt ebenfalls noch einiges unfertig, doch nach Ansicht eines Mitarbeiters täuscht das Bild. "Das sieht hier morgen Mittag schon ganz anders aus. Klar schaffen wir das", meint der Mann vom Bau.
Selbst Italien, das erst Mitte März mit dem Bau seines riesigen Pavillons begann, gibt sich drei Tage vor Expo-Beginn zuversichtlich. "Ein Wunder, dass wir jetzt doch so weit sind", schwärmt Paolo Riva, ein junger Ingenieur. Auch wenn im Innern des Pavillons teilweise noch gähnende Leere herrscht, glauben die Italiener doch, dass ihr Kraftakt bis Donnerstag Erfolg haben wird.
Hannes Boekhoff und Werner Herpell