Extremtaucher Kuscheln mit dem Hai
Die Augen starren durchdringend und furchterregend, da öffnet sich auch schon bedrohlich das riesige Revolvergebiss mit den scharfen, spitzen Zähnen. Haie sind wahrlich keine Kuscheltiere.
Umso unglaublicher sind die Fotos von Jan Philip Morton . Er hat sich mit anderen Tauchern nicht nur in das Revier der Raubtiere vor den Bahamas gewagt, sondern diese auch noch gefüttert.
Auf den Aufnahmen sieht man, wie die Wassersportler den Raubtieren aufgespießte Fische vor den Rachen halten. Und happs...
Die Haie waren neugierig und sanftmütig
Passiert ist den erfahrenen Tauchern bei ihrem Tête-à-Tête mit den Haien nichts. Sie trugen Schutzanzüge, die speziell dafür angefertigt wurden, dass sie vor Haizähnen schützen. Das mussten sie allerdings gar nicht, denn niemand wurde angegriffen. Im Gegenteil: "Die Tiere waren neugierig, aber sanftmütig", sagte Morton der "Daily Mail". Sie hätten nur einen wahnsinnig schlechten Ruf, meint der Taucher.
Haie haben sich spätestens mit der Kultfilm-Reihe "Der weiße Hai" als Monster in unseren Köpfen festgesetzt. Zu Unrecht, denn tatsächlich sterben pro Jahr mehr Menschen an Bienenstichen. Hundert Haiangriffe werden jährlich registriert, fünf bis zehn Opfer sterben, schätzt der World Wide Fund For Nature (WWF).
Jedes Jahr werden bis zu hundert Millionen Haie gefangen. Oft nur, um ihnen die Flossen abzuhacken, die in vielen Ländern als Delikatesse gelten. Wenn die Tiere zurück ins Meer geworfen werden, verenden sie qualvoll. Tatsächlich bedroht also nicht der Hai den Menschen, es ist umgekehrt.
Menschen greift ein Hai nur an, wenn er sich bedroht fühlt oder wenn er uns mit Robben verwechselt, vermuten Wissenschaftler. Dafür spreche auch, dass Haie nur ein Mal zubeißen und dann vom Menschen wieder ablassen.
"Meistens verteidigen Haie ihr Revier nur. Während der Paarungszeit können die Tiere aggressiver und angriffslustiger sein. Das müssen Taucher wissen", sagt Arnulf Köhncke vom WWF im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Gefährlich seien nur drei von 480 Haiarten, sagt Köhncke. "Nur der Weiße Hai, der Bullenhai und der Tigerhai haben mehr als zehn Angriffe auf Menschen verübt - unprovoziert und gesammelt über einen langen Zeitraum hinweg."
Die Taucher um Jan Philip Morton fütterten auf den Bahamas Hammerhaie und Weißspitzen-Riffhaie. "Diese sehen zwar furchterregend aus, sind aber nur sehr selten aggressiv und gelten als ungefährlich für den Menschen", sagt Köhncke. Solch eine Aktion sei trotzdem nur etwas für Hai-Kenner und erfahrene Taucher, und selbst diese müssten bestimmte Verhaltensregeln einhalten.
Wer den Nervenkitzel mit Raubtieren sucht und sich dennoch sicher fühlen will, der sollte mal das Crocosaurus Cove in Australien ausprobieren. Hier kann man in einem gläsernen Zylinder zu Krokodilen hinabtauchen. Der Adrenalinkick kostet 130 Euro und dauert 20 Minuten. Das Glas sollte besser halten, denn die größten Reptilien der Erde sind mit ihrem riesigen Gebiss weitaus gefährlicher als Haie: Mehrere Hundert Menschen werden von den Raubtieren pro Jahr getötet.