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Falträder im Test Das klappt ja bestens

Mit einem Faltrad macht Pendeln erst richtig Spaß. Die Klappbikes fahren gratis in S-Bahn oder ICE mit und finden in fast jedem Kofferraum Platz. Die Modellvielfalt ist groß - umso wichtiger sind Probefahrten und gute Beratung.

Berlin - Früher sprach man schnöde vom Arbeitsweg - heute heißt es Mobilitätskette. Damit ist gemeint, dass wir immer öfter verschiedene Verkehrsmittel miteinander kombinieren, etwa das Auto, die S-Bahn und den Bus. Wer viel umsteigen muss, verliert allerdings auch viel Zeit. Und mitunter braucht man für die letzten Kilometer bis ins Büro am längsten.

Ein Faltrad könnte für viele Pendler die ideale Lösung dieses Problems sein. Wäre da nicht das schlechte Image, das Klappbikes noch aus den siebziger Jahren haben. Damals brachen bei Billigmodellen immer mal wieder Rahmen oder Scharniere.

Es gibt jedoch schon seit längerem Hersteller, die sich auf hochwertige, langlebige Modelle spezialisiert haben. Die technischen Konzepte sind dabei sehr verschieden: Mal wird der Rahmen klassisch in der Mitte gefaltet, mal werden nur die Räder auf überraschende Weise weggeklappt. Ein gutes Faltrad sollte robuste Mechanik mit einer raffinierten Rahmengeometrie kombinieren.

Dreimal der Falttest

Wir haben drei Falträder getestet, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist zuerst der Klassiker aus England, das Brompton . Vom taiwanischen Hersteller Tern  stammt das Modell Link D7i. Das dritte Rad heißt Bernds  und wird in Detmold bei Bielefeld produziert.

Das Zusammen- und Auseinanderklappen sollte man bei allen drei Modellen einige Male üben, damit es flüssig von der Hand geht. Profis benötigen dann kaum noch zehn Sekunden, um ihr Bike zu falten. Wer so schnell ist, schiebt das Rad bis auf den Bahnsteig und faltet es erst zusammen, wenn der Zug einfährt. Sobald sich die Türen öffnen, ist das Rad zu einem mehr oder weniger kompakten Paket geschrumpft, das man zum Beispiel zwischen zwei Sitze schieben kann.

Die unterschiedlichen Faltkonzepte versteht man am besten im Video. Zuerst zu sehen ist das Brompton:

Das Brompton wirkt zusammengeklappt sehr kompakt und aufgeräumt - was nicht zuletzt auch an den kleinen 16-Zoll-Laufrädern liegt. Auf holprigen Wegen sind die Mini-Laufräder aber ein Nachteil. Sie nehmen jede Bodenwelle mit, das Fahren wird dann ungemütlich. Auch die Laufruhe ist nicht die beste - man sollte immer beide Hände am Lenker haben.

Das Tern-Rad besitzt einen ganz anderen Faltmechanismus:

Das Modell Link D7i ist zusammengefaltet nicht ganz so kompakt wie das Brompton. Es fährt sich dafür aber etwas besser, was sicher auch an den etwas größeren 20-Zoll-Laufrädern liegt. Auf Pflasterstraßen macht das Tern mangels Federung keine so gute Figur - dann empfiehlt es sich, Ballonreifen aufzuziehen.

Ein außergewöhnliches Faltkonzept verfolgt der Hersteller Bernds. Lenker und Sattelstütze werden nur aus dem Rahmen herausgezogen beziehungsweise hineingesteckt:

Das Bernds wirkt zusammengeklappt unaufgeräumt - es erscheint eher auseinandergenommen als gefaltet. Das Paket ist auch höher als etwa beim Brompton - dafür aber auch schmaler. Beim Anheben klappt das Rad mitunter wieder etwas auseinander - auch nach dem vom Hersteller empfohlenen Kippen des Pakets um 90 Grad. Die Rahmengeometrie, die Federung am Hinterbau und die 20-Zoll-Ballonreifen sorgen aber für den besten Fahrkomfort im Test der drei Räder. Man vergisst beinahe, dass man auf einem Faltrad sitzt.

Fazit: Fahrkomfort oder Faltungskünstler?

Wer ein Klappbike sucht, sollte genau abwägen: Schaut er pragmatisch auf den Preis und gutes Handling, ist das Tern Link D7i sicher eine gute Wahl. Für 850 Euro bekommt man eine Sieben-Gang-Nabenschaltung, mit der auch steile Anstiege zu meistern sind. Zudem verfügt das Modell über eine Beleuchtung mit Nabendynamo und eine unter dem Sattel verstaute Tragetasche. Einige Verkehrsverbünde, etwa in Hamburg oder Karlsruhe, haben das Tern auch in einer Sonderedition zum vergünstigten Preis  angeboten.

Das Bernds-Faltrad überzeugt vor allem mit dem sehr guten Fahrkomfort. Zusammengefaltet ist es etwas unhandlich. In der günstigsten Variante mit Zwei-Gang-Schaltung kostet es 1350 Euro. Das Testrad schlägt mit 2200 Euro zu Buche. Das liegt an der Acht-Gang-Nabenschaltung (400 Euro Aufpreis), dem Riemenantrieb (plus 320 Euro) sowie der Lederausstattung bei Sattel und Griffen.

Das Brompton schließlich punktet vor allem mit seinem genialen Faltmechanismus, der das Rad fast auf Trolleygröße schrumpfen lässt. Das englische Klapprad gibt es ab 1025 Euro. Das hier getestete Modell mit Schutzblechen (plus 75 Euro) und Drei-Gang-Nabenschaltung (97 Euro extra) kostet 1197 Euro.

Am besten ist es, eine Probefahrt beim Händler zu vereinbaren. Über die Webseiten der Hersteller ist der Kontakt schnell hergestellt. Und nicht zu vergessen sind auch Modelle anderer Hersteller wie das Birdy von Riese und Müller oder die große Palette von Dahon-Bikes.

Alle drei Falträder in der Übersicht:

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