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Familie auf Weltreise: Vier Urlauber, vier Kontinente

Foto: Alexandra Frank

Around-the-World-Blog Mit Baby auf Weltreise

Fünf Monate mit einem Around-the-World-Ticket über vier Kontinente - das ist der Traum. Doch wenn zwei der vier Weltreisenden unter vier Jahre alt sind, muss fast jedes Detail genau geplant werden. Bloggerin Alexandra Frank wagt mit ihrer Familie ein großes Abenteuer.

"Ihr wollt was?", fragt B., ein kinderloser Freund.
"Eine Weltreise machen?"
"Mmh."
"Und die Kinder?"
"Die lassen wir hier."
"Waaas?"
"War ein Scherz", sag ich. "Die kommen natürlich mit."
"Ist das nicht viel zu gefährlich?"
"Stell dir vor, in den Ländern, die wir bereisen, gibt es auch Kinder", sag ich und wechsle das Thema.

Wer mit Kleinkindern verreist und nicht gerade, sagen wir mal, an die Ostsee, in den Harz oder die Eifel fährt, der bekommt eines ganz gewiss: Ratschläge und Kommentare.

Gut, wir fahren etwas länger weg und unsere Reiseziele liegen nicht gerade um die Ecke. Zunächst bereisen wir sieben Wochen lang Argentinien und Chile mit einem kleinen Abstecher nach Uruguay. Dann geht es sechs Wochen nach Neuseeland, sechs weitere nach Australien und schließlich, um den langen Rückflug zu unterbrechen, noch für ein paar Tage nach Singapur. Wir sind dann mal weg. Einen Winter lang. Rund um den Globus.

"Wenn ihr meint, das verantworten zu können", heißt es aus der Verwandtschaft.
"Und die langen Flüge?" aus dem Bekanntenkreis.
"Dafür ist das Elterngeld ja nicht gerade gedacht", murrt der Kollege.

Doch. Genau dafür. Um als Familie gemeinsam Zeit zu verbringen. Um dem Alltagsstress zu entfliehen und ganz füreinander da zu sein. Um gemeinsam zu erleben, wie unser Baby seine ersten Schritte macht und unsere vierjährige Tochter die Welt entdeckt, bevor sie in die Schule kommt. Zuhause würde immer einer von uns arbeiten.

Elternzeit schenkt Eltern Zeit

Natürlich fahren wir nur in Länder, die wir für gesundheitlich unbedenklich halten. In einem Tempo, das den Kindern angepasst ist. Und mit Verkehrsmitteln, die die eigenen Nerven schonen. Eine Tour nach Süddeutschland mit dem Auto ist mit dem großen Kind, das sich im Wagen alle zehn Minuten wegen Reiseübelkeit übergibt, anstrengender als ein Nachtflug. Dennoch: kein Flug, der länger als eine Nacht dauert. Kein Ort, an dem gefährliche Krankheiten lauern. Keine Tour, die wir nicht abbrechen oder unterbrechen können, wenn es zu viel wird.

Und das Elterngeld? Klar, erkläre ich dem Kollegen, sicherlich macht das die Sache leichter. Wie alle Familien können auch mein Mann und ich es 14 Monate in Anspruch nehmen, um uns ganz dem Baby zu widmen. Je nach Verdienst bekommt man vom Staat bis zu 1800 Euro im Monat. Wofür wir das Geld ausgeben und wo wir uns um das Baby kümmern, ist uns überlassen.

Letztlich ist es doch egal, ob wir damit einen Kaffee-to-go in Bayreuth oder einen Mate-Tee in Buenos Aires bezahlen. Es in Windeln aus einem deutschen Drogeriemarkt oder aus einer australischen Shopping Mall investieren. Eine Hütte im Hunsrück oder eine Hazienda in Honduras mieten. Die Elternzeit schenkt Eltern Zeit. Zeit mit ihrem Nachwuchs. Und, ja, Zeit, um sich einen Traum zu verwirklichen. In unserem Fall: eine Weltreise mit unseren Kindern.

Schon während der Schwangerschaft überlegen wir begeistert, wohin wir denn fahren könnten. Zuerst ist die Liste lang. Doch nach und nach sortieren wir aus: Zu hoch gelegen (Bolivien), Malariagefahr (halb Asien und Afrika), zu teuer (Japan), zu viele Zwischenlandungen (exotische Inseln im Pazifik), zu kalt um die Jahreszeit (Kanada), zu gefährlich (ganz viele Länder).

"Wenn mal was ist mit den Kindern", sagt mein Mann, "wäre es vielleicht ganz gut, wenn wir uns problemlos verständigen können." Russland fliegt von der Liste.

Die To-do-Liste

Kaum stehen die Ziele fest, lege ich neue Listen an - bis mein Schreibtisch über und über mit gelben Zetteln beklebt ist. Mit großer Befriedigung streiche ich Dinge durch.

  • Mit der Kinderärztin sprechen. Erledigt. Sie findet unsere Pläne gut, war selber schon mit ihren kleinen Kindern in Australien und Neuseeland.
  • Around-the-World-Flugticket buchen. Erledigt. Ist viel billiger als einzelne Flüge.
  • Bassinet vorbestellen. Erledigt. Unser Baby bekommt ein eigenes Bettchen im Flugzeug, das an die Trennwand zwischen Business und Economy Class gehängt wird.
  • Unterkünfte vorbestellen. Mmh. Halb erledigt. Wir haben uns entschlossen, nur für die Ankunftsorte Hotels oder Wohnungen zu reservieren und dann vor Ort die nächsten Stationen auszusuchen. Ein wenig Freiheit wollen wir uns bewahren.
  • Dann: Ein unscheinbares, aber besonders tückisches Wort auf der To-do-Liste: Packen. Ganz und gar nicht erledigt.

Mein Mann, ein ansonsten liebenswerter, toleranter Mensch, entpuppt sich als Hardliner. "Zwei große Gepäckstücke", sagt er.
Gut.
"Nur das Nötigste."
Ich nicke.
"Ein Rucksack mit unseren Sachen, der zweite für die Kindersachen."
Auch gut.
"Nur zwei Paar Schuhe pro Nase."
Bevor ich Protest einlegen kann, kommt Hilfe aus dem Kinderlager. "Und Leggings und meine Badelatschen und Teddy", grölt die Tochter. "Was zum Malen, mein Schmetterlingskleid, mein Einhorn." "Für alle Flipflops", ergänze ich.

Meinem Mann galoppieren die Nerven davon. "Auf gar keinen Fall! Ich muss schließlich am Ende wieder den ganzen Kram schleppen." Das Baby pupst. "Windeln", schreibe ich auf meine Liste.

Irgendwann ist es soweit. Die Taschen sind gepackt - mit dem Nötigsten. Für das Baby haben wir ein spezielles Reisebettchen ohne Stangen gekauft, das sich wie ein Klappzelt zusammenfalten lässt und in ein Täschchen von 30 Zentimetern Durchmesser passt. Für die Große haben wir Luftballons und Seifenblasen dabei, Schere, Stifte und Kleber. Denn Klopapierrollen und Eierkartons zum Basteln gibt es überall. Auf dem E-Book-Reader haben wir Kinderbücher geladen - und Lektüre für uns. Kurz bevor wir zum Flughafen aufbrechen, schmuggele ich zu den zwei Paar Schuhen noch ein Paar Flipflops in meinen Rucksack. Das sind ja eigentlich auch keine Schuhe, rede ich sie mir schön, sondern Gebrauchsgegenstände, Utensilien.

Dann geht es los.

Bis März 2013 wird Alexandra Frank regelmäßig von ihren Erlebnissen als Familie auf Weltreise bei SPIEGEL ONLINE berichten.

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