
Flughafen Haneda: Tokios neues Tor zur Welt
Flughafen Tokio-Haneda Japans neues Tor zur Welt
Fliegen von und nach , der größten Metropolregion der Welt, kann so schön sein. Nur ist das internationalen Fluggästen, die seit 1978 beinahe ausschließlich am fast 70 Kilometer nördlich gelegenen Narita starten und landen mussten, bisher verborgen geblieben. Mit dem am Donnerstag in Betrieb genommenen internationalen Terminal 3 am Stadtflughafen Haneda und der Öffnung des größten Tokioter Flughafens für Linienflüge aus dem Ausland kommen nun erstmals auch diese Reisenden in den Genuss einer effizienten Anreise in die japanische Hauptstadt.
Für Einheimische ist das weitgehend auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Tokio angelegte Haneda, nur 14 Kilometer südlich des Hauptbahnhofs, sogar ein Ausflugsziel ersten Ranges. Vor allem wegen der oft bunt bemalten Flugzeuge der japanischen Airlines. ANA, die größte der Gesellschaften, betreibt zum Beispiel gleich mehrere knallgelbe Jumbojets komplett im Comic-Look des Phantasiewesens Pokémon. Von den großzügig angelegten, offenen Aussichtsterrassen in allen drei Terminals ist zu beobachten, wie sie vor der Hafenkulisse in den Himmel steigen. Bei klarem Wetter bietet sich von den gratis zugänglichen Aussichtsdecks, in deren Zäunen sogar Aussparungen für die Kameras der Hobbyfotografen eingelassen sind, auch ein Panoramablick auf den Vulkankegel des Mount Fuji.
Das neue fünfstöckige Terminal 3, gebaut für fast eine Milliarde Euro, lockt außerdem mit über hundert Geschäften und Restaurants. Haneda ist so beliebt, dass japanische Paare mit Vorliebe auf diesem Flughafen heiraten. Die Terminals sind großzügig, weitläufig und trotzdem sehr nutzerfreundlich.
Schnell und billig mit der Monorail in die Innenstadt
Einheimische wie Besucher sind die langen Weg nach Narita leid. "Wenn ich nach Korea fliege, dauert es genauso lange, nach Narita zu gelangen, wie von Narita nach Seoul zu fliegen", sagt ein Tokioter Banker. "Nach Haneda zu fahren ist bequem. Die Leute werden es lieben." In der Tat: In nur 20 Minuten saust die Monorail, eine Einschienenbahn, hoch über dem Boden und mit oft grandiosem Ausblick, zwischen Flughafen und der zentralen Bahnstation Hamamatsucho hin und her. Alle paar Minuten ein Zug, sauber, pünktlich und billig - umgerechnet nicht einmal 4,20 Euro kostet die Fahrt.
Von Hamamatsucho ist man in nur sechs weiteren Fahrminuten mit der Yamanote-Ringbahn, die oft im Drei-Minuten-Takt verkehrt, an der Tokyo Station, dem wichtigsten Bahnhof der Stadt. Ähnlich effizient bringt als Alternative auch die Keihin-Kyuko-Linie der Metro Fluggäste in einer knappen halben Stunde zum zentralen Shinagawa-Bahnhof. Kein Vergleich zur einstündigen und mit umgerechnet 26 Euro sehr teuren Bahnfahrt mit dem Narita Express, die bisher Passagiere aus aller Welt auf sich nehmen mussten.
Narita fliegen Singapore Airlines, Air France und neuerdings die Lufthansa mit ihren riesigen Airbus-A380-Jets an, um die kostbaren Landezeiten optimal zu nutzen - der Flughafen verfügt nur über eine für Interkontinentalflüge taugliche Start- und Landebahn. In Haneda dagegen gibt es nach dem Ausbau nun genügend Kapazität. Vergangenes Jahr fertigte man hier knapp 62 Millionen Passagiere ab und lag damit weltweit auf Platz fünf.
Beinahe alle Fluggäste flogen dabei innerhalb . Bis auf maximal 16 als Charter deklarierte tägliche Verbindungen nach Korea und China diente Haneda durch Regierungsbeschluss bisher ausschließlich dem Inlandsverkehr. Bis 2013 aber soll die Zahl der Touristen, die nach Japan kommen, von 6,8 Millionen im vergangenen Jahr auf 15 Millionen steigen - auch das ein Grund für den Wandel und die Öffnung von Haneda für den internationalen Verkehr.
Neues Terminal ist ausschließlich für internationale Flüge
Seit wenigen Wochen ist die lange geplante vierte Start- und Landebahn für den ursprünglich 1931 eröffneten Flughafen fertig. Wie im bodenknappen Japan üblich konnte sie nur im Flugzeugträger-Stil in die Bucht gebaut werden. Standesgemäß wurde die Piste vergangenen Freitag mit der Landung eines nonstop aus Toulouse kommenden Airbus A380 eröffnet. Zum Empfang war auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle in Haneda zur Stelle.
Das am Samstag feierlich eröffnete Terminal 3 ist ausschließlich für internationalen Flugverkehr konzipiert und auf vergleichsweise bescheidene fünf Millionen Passagiere im Jahr ausgelegt. Es erinnert entfernt an das Terminal 2 des Münchner Flughafens und kann theoretisch gleichzeitig 30 Flüge abfertigen.
Dass es dazu nicht so bald kommen wird, liegt an den Restriktionen, die die japanische Bürokratie dem Neustart Hanedas auferlegt hat - vor allem um Narita zu schützen. Nur nachts, wenn Narita geschlossen ist, dürfen hier jetzt internationale Flüge verkehren. Die - inzwischen abgewählte - letzte Regierung beschränkte die zugelassene Zahl an internationalen Verbindungen auf maximal 30.000 pro Jahr, das Zehnfache bewältigt der Flughafen heute bereits an Inlandsdiensten.
Narita wiederum weist heute nur 30.000 Bewegungen im Inlandsverkehr auf - was illustriert, wie schwierig das Umsteigen von internationalen auf Inlandsflüge für Reisende oft zu bewältigen ist. Häufig müssen sie den Flughafen wechseln, was Stunden verschlingt. Auch deswegen ist es für internationale Gesellschaften höchst attraktiv, in Haneda zu landen. Oder besser gesagt: Es könnte attraktiv sein. Denn bisher sind hier gerade mal 52 tägliche Flüge über Nippons Grenzen hinaus zugelassen.
Flüge von und nach Europa nur nachts erlaubt
Und noch eine, viel größere Hürde legen die japanischen Bürokraten Fliegern und Fluggästen in den Weg: Sie wollen, dass der internationale Verkehr ausschließlich nachts stattfindet, wenn der Inlandsverkehr weitgehend ruht. Zwischen 22 und 7 Uhr Tokioter Ortszeit bieten die Behörden derzeit Nutzungsmöglichkeiten für Haneda an - weitgehend unbrauchbar für Europa-Verbindungen.
Lufthansa hat bereits dagegen protestiert, da diese Zeiten nicht kompatibel sind mit ihrem Drehkreuz in Frankfurt. Bei Nutzung des vorgegebenen Zeitfensters wären An- und Abflüge morgens um 3 Uhr auf Rhein/Main nötig, die schon wegen des Nachtflug-Verbots unmöglich sind. Die Kranich-Linie möchte gern schon ab 17 Uhr Ortszeit in Haneda landen. Die Hoffnung besteht, dass die neu gewählte Regierung der demokratischen Partei den Zugang erweitern könnte.
Bis auf Weiteres ist aber das Angebot nach Europa mager. Lediglich JAL fliegt ab 31. Oktober nonstop nach Paris-CDG, mit für den -Verkehr zwangsläufig höchst ungewöhnlichen nächtlichen Zeiten. Sowohl von als auch nach Deutschland gibt es via Paris mit Air France günstige Anschlüsse, auch wenn zu einigen Städten auf dem Rückweg bis zu fast vier Stunden Wartezeit unvermeidlich sind. Via Haneda bietet JAL Zu- und Abbringer zu 34 Inlandszielen in Japan.
Mit Billigflieger Air Asia X via Kuala Lumpur nach Japan
British Airways wird ab 19. Februar 2011 eine eigene Haneda-Route eröffnen. Auch hier werden seltsam anmutende Flugzeiten auf ihre Kunden zukommen: Abflug in London-Heathrow ist bereits um 8.05 Uhr, so dass Umsteiger aus Deutschland am Vorabend anreisen müssten. Die Ankunft in Haneda erfolgt dann um 4.55 Uhr am Folgemorgen.
Bereits um 6.25 Uhr Ortszeit startet die Boeing 777 zum Rückflug nach England, der ähnlich wie beinahe auch alle Europa-Flüge ab Narita ein Tagflug ist und bereits um 10 Uhr Ortszeit am selben Vormittag an der Themse aufsetzt. Der Nachteil hier: Die Morgen-Welle an Anschlüssen nach Deutschland ist bereits weg, Wartezeiten von bis zu fünf Stunden bis zum Weiterflug müssen in Kauf genommen werden.
Neben Japanern und Briten bieten jetzt insgesamt 17 weitere Gesellschaften, überwiegend aus Nordamerika und Asien, internationale Flüge von Haneda aus an. Ab dem 9. Dezember wird auch der Billigflieger Air Asia X aus Malaysia dabei sein. Mit Einführungspreisen ab 32 Dollar für die einfache Strecke Haneda-Kuala Lumpur, etwa ein Zwanzigstel bisher üblicher Tarife, verschaffte sich Air Asia X gleich enorme Publicity und plant, bald von derzeit drei Flügen pro Woche auf tägliche Verbindungen umzustellen.
Auch Europäer können mit Air Asia X nun ab London-Stansted via Kuala Lumpur zu Spottpreisen nach Japan fliegen. Die Billiglinie plant seit längerem, auch Köln/Bonn oder Berlin in ihr Streckennetz aufzunehmen.