Sicherheitskontrollen am Flughafen Fallen die Einschränkungen für Flüssigkeiten?

Der Münchner Flughafen testet Computertomografen zur Gepäckdurchleuchtung. Die Kontrollen werden so teurer, aber auch komfortabler - und verheißen das Ende der lästigen Plastiktütchen im Handgepäck.
Ein-Liter-Beutel: Nur wenig Flüssiges darf ins Handgepäck

Ein-Liter-Beutel: Nur wenig Flüssiges darf ins Handgepäck

Foto: Oliver Berg/ dpa

Die Ein-Liter-Plastiktüten auf Flugreisen könnten in absehbarer Zeit überflüssig werden. In diese mussten bisher Fläschchen, Tiegel und Tuben, die jeweils maximal 100 Millimeter einer Flüssigkeit bergen könnten, sorgsam einsortiert sein. Wer das auf europäischen Flughäfen nicht beachtet, darf seine Wasserflasche oder Tagescreme gleich entsorgen.

Doch Computertomografen (CTs) für die Gepäckdurchleuchtung könnten Abhilfe schaffen. Die Geräte sind in der Lage, automatisiert Fest- und Flüssigsprengstoffe zu erkennen, und sollen in den kommenden Jahren eingeführt werden.

Bis Ende 2022 will die Bundespolizei 89 CTs zum Einzelpreis von rund 2,3 Millionen Euro beschaffen, heißt es in einem Bericht des Bundesrechnungshofs. Die Kontrolleure gehen davon aus, dass sich dadurch die Luftsicherheitsgebühr von derzeit rund zehn Euro pro Passagier an manchen Flughäfen weiter erhöhen wird.

In München findet bereits an zwei Kontrollspuren in dem von Lufthansa genutzten Terminal 2 ein Test mit CTs statt. Aus Flughafenkreisen heißt es, Personal und Reisende seien "sehr zufrieden" mit der Technik. Die Prozesse würden beschleunigt, und Passagiere schätzten vor allem, dass sie Laptops und Flüssigkeiten nicht mehr aus ihrem Gepäck nehmen müssten.

Sogar Reisende, die eine Berechtigung für den Fasttrack haben, etwa durch ein Premium-Ticket oder einen Gold-Vielfliegerstatus der Star Alliance, würden lieber an die neuartigen Kontrollspuren kommen. In fast allen Fällen fänden zudem keine zusätzlichen Sprengstofftests statt, weil die Untersuchung des Gepäcks durch die Scanner ausreiche.

Sicherheitskontrollen werden immer wieder für Verspätungen im Flugverkehr verantwortlich gemacht. Laut dem Bericht der Rechnungsprüfer aber liegt der in der Verantwortung von Behörden liegende Anteil an Flugverspätungen bei nur 2,1 Prozent, Sicherheitskontrollen seien "im Regelfall nicht die Hauptursache".

Durch moderne Kontrollspuren, an denen sich mehrere Passagiere parallel auf die Überprüfung vorbereiten könnten, sei es möglich, durchschnittlich 500 Passagiere stündlich statt 100 an herkömmlichen Kontrollspuren zu überprüfen. In dem Prüfbericht werden auch die Fast Lanes kritisiert, sie würden den Betrieb inneffizienter machen.

Die Bundespolizei ist in München - anders als an fast allen anderen Flughäfen in Deutschland - nicht federführend beim Thema Sicherheitskontrolle. Man lasse sich allerdings über die Erkenntnisse der Bayern unterrichten, heißt es beim Bundesinnenministerium. Auch bereite man eigene Tests vor. Diese sollen am Flughafen Köln-Bonn stattfinden.

Es sei geplant, dort mehrere CT-Handgepäckkontrollgeräte verschiedener Hersteller zu testen, sagt ein Sprecher des Bundesinnenministerium. "Das Ziel des Tests ist, die Zuverlässigkeit und die Wirkung der CT-Handgepäckkontrollgeräte auf den Passagierdurchsatz, den Dauerbetrieb, den Instandhaltungsaufwand, die Geräusch- und Wärmeentwicklung, den Energieverbrauch, den Schulungsbedarf und die Gesamtwirtschaftlichkeit zu prüfen", so der Sprecher. An anderen Flughäfen, etwa in Amsterdam, Melbourne, New York John F. Kennedy oder Chicago, sind die Geräte bereits im Einsatz.

Die Bundespolizei testet zudem in Lübeck in ihrer Forschungs- und Erprobungsstelle des Bundespolizeipräsidiums ebenfalls CTs. Es lägen derzeit Testergebnisse von sieben unterschiedlichen CT-Handgepäckkontrollanlagen vor. Deren Qualität unterscheide sich "teilweise erheblich".

Das Bundesinnenministerium will sich nicht festlegen, ob und wann es zu einer vollständigen Freigabe von Flüssigkeiten im Handgepäck kommt. Man müsse Tests abwarten und dabei etwa herausfinden, ob größere Flüssigkeitsmengen Auswirkungen auf die Kontrollen hätten.

Ralph Beisel, Chef des Flughafenverbands ADV, fordert von der Bundespolizei, "dass moderne und leistungsfähige Kontrollgeräte unmittelbar zum Einsatz kommen, sobald die erforderliche Zulassung und der Nachweis der operativen Tauglichkeit" vorlägen.

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