Umstrittene Kontrollen Frankfurter Flughafen setzt Körperscanner ein

Neue Körperscanner in Frankfurt: Datenschützer wollen Betrieb "kritisch begleiten"
Foto: Boris Roessler/ dpaHamburg - Beim Praxistest am Hamburger Flughafen haben die sogenannten Nacktscanner versagt. Doch nun startet die Bundespolizei einen zweiten Versuch mit der umstrittenen Technik. Der Frankfurter Flughafen setzt die Körperscanner als erster deutscher Airport im normalen Betrieb ein. Dabei handelt es sich um weiterentwickelte Geräte, die ab heute im Einsatz sind.
"Wir sind die Ersten, die die Körperscanner der neuen Generation verwenden", sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Die neuen Geräte zeigten keine Körperbilder, sondern markierten an einem Piktogramm die zu kontrollierenden Körperteile. "Die Geräte arbeiten mit aktiver Millimeterwellentechnologie, welche keine gesundheitlichen Auswirkungen hat."
Die Scanner fertigten außerdem keine realistischen Körperbilder an, betonte die Bundespolizei. In den Medien waren die Geräte anfangs auch als "Nacktscanner" bezeichnet worden, was Befürchtungen hinsichtlich des Persönlichkeits- und Datenschutzes genährt hatte. Mit den in Deutschland getesteten und nun eingesetzten Modellen ist es laut Bundespolizei unmöglich, wirklichkeitsgetreue Bilder zu erzeugen.
Körperscanner sind nach EU-Recht für die Sicherheitskontrollen im Luftverkehr zugelassen. Wegen der höheren Sicherheitsanforderungen sollen sie den Angaben zufolge zunächst bei Flügen in die USA eingesetzt werden.
Es handle sich "grundsätzlich nicht um einen erneuten Testbetrieb", betonte ein Sprecher der Bundespolizei. Nach EU-Bestimmungen dürfen Passagiere nicht dazu gezwungen werden, durch einen Körperscanner zu laufen. Die Alternative sei dann eine manuelle Kontrolle, sagte der Sprecher der Bundespolizei, Christian Altenhofen.
"Geräte weisen jetzt eine deutlich geringere Fehlerquote auf"
Von September 2010 bis Juli 2011 waren Körperscanner in Hamburg über einen Zeitraum von zehn Monaten erprobt worden - doch sie sorgten nicht für mehr Sicherheit, sondern für lange Schlangen am Flughafen. Rund 809.000 Passagiere ließen sich während der Testphase durchleuchten. Dabei war es häufig zum Fehlalarm gekommen, was den Geräten der ersten Generation heftige Kritik einbrachte. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) entschied anschließend, es sei für einen flächendeckenden Einsatz zu früh.
Als Grund für die hohe Alarmquote gab das Bundesinnenministerium "Eigenschaften der Kleidung (wie z.B. Faltenwurf)" an. Konkret heißt das: Die Scanner konnten Bügelfalten nicht als solche erkennen und meldeten eine Gefahr. Auch Manschettenknöpfe und Schweißflecken konnten die Scanner nicht von einem Sicherheitsrisiko unterscheiden.
"Noch in diesem Jahr beabsichtigen wir an mindestens einem großen deutschen Flughafen, die Tests mit zwei oder drei Körperscannern fortzusetzen", sagte Bundespolizeipräsident Dieter Romann, 50, Anfang November in einem Interview mit dem SPIEGEL. Die Geräte seien erfolgreich weiterentwickelt worden und "weisen jetzt eine deutlich geringere Fehlerquote auf".
Körperkonturen dürfen nicht erkennbar sein
Die Geräte verfügten über eine neue, bessere Software, die nicht mehr zu den in Hamburg festgestellten Probleme führe, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Markus Beyer, in Berlin. Die Scanner kämen bei der zweiten Kontrolle direkt am Gate zum Einsatz. Über eine Ausweitung ihres Einsatzes auf andere Flugziele sei noch nicht entschieden.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kündigte indessen an, den Betrieb der Körperscanner in Frankfurt "kritisch zu begleiten" und auf die Einhaltung der vom Bundesinnenministerium gegebenen Zusagen hinsichtlich des Datenschutzes zu achten. Es müsse sichergestellt sein, dass die Geräte weder individuelle Körperkonturen noch Geschlechtsmerkmale oder künstliche Körperteile darstellten. Auch dürften die Daten nicht gespeichert werden.
Nach einem vereitelten Terroranschlag am 25. Dezember 2009 über Detroit war in Deutschland eine heftige Debatte über Flugsicherheit entbrannt. Ein Mann hatte an Bord einer US-Maschine versucht, das Flugzeug mit einem Gemisch aus Pulver und Flüssigkeit zu sprengen. Die üblichen Sicherheitsschleusen mit Metalldetektoren finden solche Stoffe nicht. Im Gegensatz dazu entdeckten Körperscanner mit hoher Treffsicherheit versteckte Keramikmesser und flüssige oder pulverförmige Sprengstoffe, hieß es aus dem Bundesinnenministerium. Die Behörden sehen in der neuen Technik einen Sicherheitsgewinn.