Frankreich Streiks legen Verkehr am sechsten Tag in Folge lahm

Paris erwartet eine Großdemonstration gegen die Rentenreform. Auch am sechsten Tag nach Beginn der Streiks steht der Zugverkehr in Frankreich weitgehend still, viele Flüge sind gestrichen.
Überfüllte Metrostationen in Paris: Sechs Tage Streik

Überfüllte Metrostationen in Paris: Sechs Tage Streik

Foto: ERIC GAILLARD/ REUTERS

Frankreich stehen neue branchenübergreifende Streiks und Proteste gegen die geplante Rentenreform bevor. Es ist der sechste Tag in Folge. Die Gewerkschaften haben für Mittag zu einem großen Protestmarsch in Paris aufgerufen. Sie wollen den Druck erhöhen, bevor Premierminister Edouard Philippe die Rentenreform am Mittwoch im Detail vorstellt.

Auch die Streiks im Nah- und Fernverkehr sollen weitergehen:

  • Wieder sollen nur 20 Prozent der Hochgeschwindigkeitszüge TGV fahren, auch die Regionalzüge fahren erneut nur extrem eingeschränkt, wie die französische Staatsbahn SNCF mitteilte.
  • Zwischen Deutschland und Frankreich fallen erneut etliche Züge aus.
  • Die zivile Luftfahrtbehörde hat die Airlines aufgefordert, rund 20 Prozent ihrer Flüge zu streichen. Air France gab die Annullierung von rund einem Viertel seiner Inlandsflüge und zehn Prozent seiner Mittelstreckenflüge bekannt. Langstreckenflüge seien nicht betroffen.
  • In Paris sollen erneut zehn Metrolinien geschlossen bleiben. Der Streik bei der Nahverkehrsgesellschaft RATP soll noch bis Mittwoch weitergehen, womöglich gar bis Freitag. "Die Woche ist tot", sagte Gewerkschaftsvertreter Thierry Babec.
  • Viele Pendler stiegen wegen der Arbeitsniederlegungen bereits zu Wochenbeginn auf Autos, E-Tretroller und Motorräder um und sorgten damit für riesige Staus im Großraum Paris. Gegen acht Uhr staute sich der Verkehr auf circa 400 Kilometern, wie der Verkehrsdienst Sytadin mitteilte. Das ist deutlich mehr als üblich - allerdings etwas weniger als am Montagmorgen.

Die Pariser Polizeipräfektur hat angeordnet, dass auf der Demonstrationsroute in Paris vom Place Vauban bis zum Place Denfert-Rochereau im Süden der Stadt die Läden aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben müssen. Auf der Prachtstraße Champs-Élysées sind nach den gewaltigen Gelbwestenprotesten in diesem und im vergangenen Jahr Demonstrationen am Dienstag untersagt.

Überfüllte Metrostationen am Montag

In Paris waren am Montag ein Großteil der Metrolinien und viele große Stationen geschlossen, auf einigen wenigen fuhren zu den Stoßzeiten vereinzelt Züge. Auf vielen Bahnsteigen war am Morgen kein Durchkommen mehr, die Menschen versuchten, sich in die überfüllten Züge zu drängen. Durchsagen riefen immer wieder dazu auf, genug Abstand zur Gleiskante zu wahren.

Sieben von 25 Busbahnhöfen wurden zudem nach Angaben der Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP von Streikenden blockiert. So konnten noch weniger Busse fahren als sowieso schon eingeplant waren.

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Auch für Touristen haben die branchenübergreifenden Streiks negative Auswirkungen: Weil die Mitarbeiter der beiden Pariser Opernhäuser streiken, fallen dort Konzerte aus. Der Louvre habe zwar geöffnet, allerdings seien einige Ausstellungsräume geschlossen, teilte das Museum mit.

Hoteliers klagen über Bahnverkehrsstörungen

Wichtig sei es, Touristen zu versichern, dass sie kommen können, vor allem nach Paris, sagte die Staatssekretärin im französischen Wirtschafts- und Finanzministerium, Agnès Pannier-Runacher, dem Sender C-News. Was man an Reservierungen verliere, hole man nicht wieder auf. Der französische Verband der Hotelindustrie klagte bereits am Wochenende, dass die Störungen im Zugverkehr besonders in der Vorweihnachtszeit ein massives Problem seien.

In Frankreich gehen seit Donnerstag zahlreiche Menschen gegen die von der Regierung geplante Rentenreform auf die Straße. Die Proteste waren deutlich größer als jene gegen den Reformkurs von Präsident Emmanuel Macron auf dem Höhepunkt der Gelbwestenkrise vor rund einem Jahr. Am Mittwoch will die Regierung ihre konkreten Pläne vorstellen. Eine Entspannung der Lage ist in den kommenden Tagen nicht in Sicht - die Fronten zwischen der Regierung und den Gewerkschaften sind verhärtet.

abl/dpa/AFP

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