
Globetrotter 2018 Um die Welt - egal wie

Zu Fuß durch Europa. Wirklich? Warum nicht lieber mit dem Bulli, Unimog - oder immerhin mit dem Fahrrad? Wie ist es, wenn man ganz allein in Afrika sitzt und nicht mehr weiterweiß? Oder wenn mitten auf Grönland der Schneesturm um das Zelt wütet? Lange Weltreisen sind großartige Erfahrungen - doch nicht immer läuft alles nach Plan.
2018 haben wir uns von vielen Dauerreisenden ihre Erlebnisse erzählen lassen. Wir haben gefragt, was für sie das Schönste war, wo sie an ihre Grenze gelangt sind - und wie sie sich unterwegs finanziert haben.
Jakob und Tina Haeusgen: Mit dem Lkw über die Seidenstraße
So wie das Münchner Ehepaar Jakob und Tina Haeusgen, das mit seinem ausgebauten riesigen Lkw von seiner Heimatstadt aus zunächst immer gen Osten fuhr, immer entlang der Seidenstraße bis nach Ulan Bator. "So eine Reise will gut und von langer Hand geplant sein", sagt Jakob Haeusgen und gibt Tipps zu nötigen Dokumenten und Dos and Don'ts:
Carlo Drechsel: Mit dem Surfbrett von Marokko bis Südafrika
Carlo Drechsel reiste dagegen ohne viel Gepäck und ohne Smartphone - Hauptsache, sein Surfbrett war dabei. 60.000 Kilometer fuhr er so allein entlang der westafrikanischen Küste, immer auf der Suche nach dem besten Surfspot: "Der Hunger nach Wellen treibt einen an Orte, die man sonst eher nicht besuchen würde. In Sambia verschlug es mich in die Schlucht des Sambesi. Ich wanderte mehrere Stunden ins Tal und dann entlang des Ufers, vorbei an Krokodilen, um am Ende in den reißenden braunen Strom zu springen", sagt er im Interview:
Stefan Glowacz: Einmal Grönland und zurück
Für den Sommer 2018 hatte sich der Extremkletterer Stefan Glowacz ein komplexes Abenteuer vorgenommen: per E-Auto nach Schottland, mit dem Segelschiff nach Grönland, mit Skiern und Kites über die Insel, einen Felsen erklettern und alles wieder retour. "Coast to Coast" nannte der Münchner seine Expedition und berichtete auf SPIEGEL ONLINE von seinen Fortschritten im Eis.
Im Oktober war es geschafft: "Ich habe Dimensionen in den Wüsten aus Wasser und Eis kennengelernt, die ich nie für möglich hielt. Am Morgen aus dem Zelt steigen und nichts anderes zu sehen als eine weiße Ebene bis zum Horizont. Am Kite hängen und den Schnee unter meinen Skiern vorbeisausen sehen. Am Abend nach zehn Stunden im Sturm wieder ins Zelt kriechen und mich sicher fühlen", schreibt Glowacz. "Diese Augenblicke werde ich nie vergessen, sie bedeuten für mich den wahren Reichtum des Lebens. Und genau das Leben, das ich leben möchte." Hier lesen Sie den ersten Teil der fünfteiligen Serie:
Dario Sorgato: Zum Everest für eine behindertengerechtere Welt
Für Dario Sorgato bedeutet das Reisen jederzeit eine besondere Herausforderung: Der in Berlin lebende Italiener leidet seit seiner Jugend an dem Usher-Syndrom, einer fortschreitenden Hörsehbeeinträchtigung, die als häufigste Ursache von erblicher Blindtaubheit gilt. Trotz seiner Einschränkungen ist Sorgato mit dem "Travel Bug" infiziert, sagt er, dem Reisevirus: "Ein Hunger, der niemals gestillt werden kann".
Er kreuzte auf einem Segelboot zwei Jahre lang durch die Karibik, erkundete Marokkos Wüste und Chinas Städte. Und er wanderte zum Everest-Basislager, um auf seine Kampagne #YellowTheWorld aufmerksam zu machen: die Welt dort gelb anmalen, wo sie nicht barrierefrei ist. "Gelb ist die Farbe, die am besten sichtbar ist, und die Farbe des Glücks, der Freude und Leidenschaft", sagt Sorgato.
Svenja Trenkel und Witali Bytschkow: Drei Herausforderungen täglich
Zu Fuß machten sich auch Svenja Trenkel und Witali Bytschkow auf - sie liefen viereinhalb Monate auf Jakobswegen durch Europa. Ihre Wanderlust entdeckten die beiden, als sie ein Paar wurden: "Als wir zusammengekommen sind, haben wir mal gesagt, wenn wir 100 Tage zusammen laufen und uns danach immer noch etwas zu sagen haben, dann ist das ein gutes Zeichen", sagt Trenkel. "Wir fanden die Idee gut, viel Zeit miteinander zu verbringen, um uns kennenzulernen." Sie verbrachten 141 Tage und Nächte miteinander:
Ben Page: Soloradler in Yukon
Yukon im Nordwesten Kanadas ist eines der einsamsten Gebiete der Welt: Der damals 24-jährige Ben Page will es mit dem Fahrrad durchqueren. Allein. Während seiner Tour schwankt er zwischen Glückseligkeit und Angst, im ständigen Zerwürfnis mit sich selbst, zwischen dem Hochgefühl des Alleinseins und der überwältigenden Einsamkeit. Der schlimmste Moment sei gewesen, als er bemerkte, dass ein Wolfsrudel ihn verfolgte:
Elsa Frindik-Pierret und Bertrand Lanneau: Vanlife in Europa
"Je weniger du hast, desto glücklicher bist du" - zu diesem Fazit kommen die beiden Franzosen zurück, nachdem sie ein halbes Jahr lang mit dem Bulli durch Europa gefahren sind. In Nantes in Frankreich starteten sie, fuhren durch Großbritannien, Skandinavien und Osteuropa bis nach Griechenland, über Italien, Spanien und Portugal schließlich wieder zurück nach Frankreich. 35.000 Kilometer lang lebten die beiden auf rund sieben Quadratmetern. Dabei machten sie vor allem eine Erfahrung: Das Leben im Van entschleunigt - wenn man sich an bestimmte Regeln hält:
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Atlantiktour in der Tonne: Jean-Jacques Savin ist am Mittwoch vor der spanischen Kanareninsel El Hierro in See gestochen. Der Der 71-jährige ehemalige Fallschirmspringer hat eine kunstharzbeschichtete Sperrholztonne seefest gemacht und lässt sich von den Meeresströmungen treiben.
Die orangefarbene Tonne ist drei Meter lang und 2,10 Meter breit. Im Inneren befinden sich eine Schlafecke, eine Aufenthaltsecke, eine Küchenecke, ein Kartentisch und etwas Stauraum.
Freude nach dem Schwimmrekord: Ross Edgley ist einmal um Großbritannien herumgeschwommen und kam im November im Südosten Englands an. Der 33-Jährige schaffte die fast 2900 Kilometer lange Strecke in etwa 157 Tagen. Hohe Wellen, Strömungen, Kälte und Quallen erschwerten den Rekordversuch. Er schwamm jeden Tag zwölf Stunden und schlief auf einem Begleitboot.
Amerika im Visier: Die Solokajakerin Freya Hoffmeister ist im August in Alaska angekommen und hat damit den zweiten Teil ihrer Umrundung Nordamerikas beendet. Nach ihrem 280. Paddeltag entlang der Westküste legte sie in Naknek an. Die Rekordsportlerin hat schon Australien und Südamerika umkreist.
Fünf Monate durch Südindien, China und über die Seidenstraße bis nach Prag: Der tschechische Abenteurer und Filmemacher Dan Priban und Freunde haben etwa 25.000 Kilometer mit knallgelben Trabanten zurückgelegt.
Ende August kamen die Tschechen wieder in Prag an: "Es gab Momente, da haben wir gesagt: Wie zum Teufel können wir das reparieren", sagte Priban. Trabis sind eben auch Oldtimer.
Weltreise mit Oldtimer (2017): Die 81-jährige Weltenbummlerin Heidi Hetzer ist zurzeit in Afrika unterwegs, Weihnachten wollte sie in Äthiopien feiern. Ihr Gefährt ist diesmal ein Toyota Landcruiser von 1988 - laut Hetzer versehen mit einem Motor ohne Elektronik, einem Hubdach zum Schlafen, einem Kühlschrank, Wasser und Kocher.
Die ehemalige Autohaus-Chefin Hetzer war zuvor zweieinhalb Jahre mit Oldtimer "Hudo" (Foto) um die Welt gereist, was viel Aufsehen erregte. Im April 2019 will sie in Kapstadt ankommen und dann erst mal wieder nach Berlin fliegen. Im Herbst geht's dann weiter.
Kraulen für die Umwelt: Ben Lecomte wollte den Pazifik von Japan nach Amerika durchschwimmen - um auf die Vermüllung der Meere durch Plastik aufmerksam zu machen. Im Juni startete er östlich von Tokio und plante, sechs Monate später San Francisco zu erreichen. Im August zwangen heftige Unwetter den Franzosen zum Abbruch. Aufgeben will er aber nicht.
Der 51-jährige Lecomte wollte auch den "Great Pacific Garbage Patch", einen gigantischen Müllstrudel zwischen Hawaii und der kalifornischen Küste, durchschwimmen. "Ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich verstehen, dass jeder Einzelne von uns etwas tun muss, weil das Meer jetzt in Gefahr ist. Und wenn wir nichts ändern, wird es in wenigen Jahren sogar noch schlimmer sein", sagte er beim Start.
Aufbruch der "Dagmar Aaen" in Hamburg: Der Abenteurer Arved Fuchs setzte im Mai das 2015 begonnene Projekt Ocean Change fort, das bis voraussichtlich Oktober 2019 dauern soll. Zurzeit überwintert der ehemalige Kutter in Husavik im Norden Islands.
Arved Fuchs (2013): Mit Ocean Change sollen die Veränderungen der Weltmeere dokumentiert werden. Von seiner ersten Tour im Rahmen des Projekts war er 2016 nach einem Jahr zurückgekehrt. Tausende Seemeilen hatten seine Crew und er bis zur Antarktis und zurück nach Hamburg gemeistert. (Mit Material von dpa)