
Frankreichs Gastro-Bibel "Guide Michelin" degradiert Drei-Sterne-Köche

Herbe Enttäuschung für Marc Veyrat: Das Lokal des französischen Spitzenkochs ist in der neuen Frankreich-Ausgabe des "Guide Michelin" nur noch mit zwei Sternen vertreten. Dabei hatten die Tester der renommierten Gastro-Bibel die Maison des Bois erst vor einem Jahr mit der höchsten Auszeichnung bedacht, die das Bewertungssystem hergibt. So schnell hat der "Michelin" seine Meinung über ganz große Kochkunst noch nie relativiert.
Veyrat ist nicht der einzige Küchenchef, der seinen dritten Stern mit der neuen Frankreich-Ausgabe verliert. Dies wurde bereits vor der Präsentation der neuen Gastro-Bibel am Montag in Paris von verschiedenen Medien berichtet - als erstes von dem Onlinemagazin "Le Point". Auch Pascal Barbot vom Astrance in Paris sowie Marc Haeberlin von der L'Auberge de l'Ill werden nur noch mit zwei Sternen bewertet. Das Restaurant im Elsass war 51 Jahre lang mit drei Sternen dekoriert.
"Ich bin schrecklich enttäuscht", sagt Veyrat, 68, der für seine regionale Küche auf Wildkräuterbasis bekannt geworden ist und sich selbst als "Bauernkoch" bezeichnet. Er habe überhaupt kein Verständnis für diese Herabstufung. Auch Marc Haeberlin sei "geschockt" gewesen, als er von dem Verlust des dritten Sterns erfuhr, wie die Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" berichtet.
Drei Sterne würden "für ein Jahr und nicht fürs Leben vergeben", kontert Gwendal Poullennec, neuer Chef des Gastroführers laut "Le Point". Gefälligkeiten gebe es gegenüber keinem Restaurant.
Offenbar auch nicht gegenüber dem Spitzenkoch Sébastien Bras. Er hatte 2017 angekündigt, die drei Sterne seines Gourmetrestaurants Le Suquet in der Auvergne abgeben zu wollen. Er begründete das damals mit dem "Druck", den die höchsten Küchenweihen bedeuten. Zu seinem Erstaunen wurde Bras in der neuesten Michelin-Ausgabe nun wieder mit zwei Sternen geehrt.
Die beiden Neueinsteiger im Reigen der Drei-Sterne-Restaurants sind Laurent Petit vom Le Clos des Sens in Annecy sowie Mauro Colagreco vom Mirazur in Menton. Bei den Zwei-Sterne-Lokalen gibt es in diesem Jahr fünf Neuzugänge. Insgesamt sind in Frankreich 75 neue Restaurants mit mindestens einem Stern ausgezeichnet worden - ein "Rekordjahr", wie Poullennec sagt.
Veyrat, der als Markenzeichen einen breitrandigen schwarzen Hut trägt, hatte bereits mit zwei früheren Lokalen jeweils drei Sterne erhalten. Die Inspektoren - so nennen sich die Restaurantkritiker des "Michelin" - beschrieben Veyrat 2018 als "großen Koch", der "teuflisch kreativ" mit dem Geschmack und den Texturen von Essen spiele. Sie schwärmten davon, wie er die Bestandteile der Natur - etwa Blumen und Kräuter - in seiner Küche im französischen Département Haute-Savoie einsetzt.
Mehr Frauen - und mehr Nachhaltigkeit
Doch offenbar will der neue "Michelin"-Chef neue Akzente setzen - und Sterne nicht bloß aus der Tradition heraus vergeben. Diversität scheint für Poullennec ein Anliegen zu sein: In Zukunft sollen mehr Frauen mit den begehrten Sternen ausgezeichnet werden. "Sie sind Beispiele", sagte Poullennec.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik gegeben, dass der traditionsreiche "Guide Rouge" vor allem Männer in der Küche auszeichnet. Die einzige Frau in Frankreich, die mit ihrem Restaurant die Spitzennote trägt, ist Anne-Sophie Pic aus Valence im Süden des Landes. Im Jahr 2018 waren unter Frankreichs neu ernannten Sterneköchen nur zwei Frauen.
In diesem Jahr sind unter den Neuzugängen mehr weibliche Köche, wie "Le Point" in einer online verfügbaren Liste zeigt: Zwei Sterne erhielt demnach Stéphanie Le Quellec für ihre Küche im La Scène au Prince de Galles (Paris). Mit einem Stern ausgezeichnet wurden unter anderem das Baieta in Paris (Julia Sedefdjian), das Racines in Rennes (Virginie Giboire) und L'Auberge du Presbytère in Vailhan (Amélie Darvas à Äponem). Insgesamt stehen bei zehn der neu ausgezeichneten Restaurants Frauen an der Spitze.
Außerdem vergab der "Guide Michelin" in diesem Jahr erstmals drei neue Preise:
Einzigartige Küche, die eine Reise wert ist
Zusammen hat Frankreich nun 632 Sternerestaurants, darunter 27 mit der Topnote. Die Gruppe der Zwei-Sterne-Häuser hat jetzt 85 Mitglieder. Einen Stern tragen nun 520 Restaurants.
Das Unternehmen Michelin ist vor allem als Reifenhersteller bekannt. Beim "Guide Michelin" handelt es sich um einen Reiseführer für Autofahrer, in dem Hotels und Restaurants bewertet werden. Um es Reisenden einfach zu machen, gute Adressen zu finden, werden die Einträge mit Sternen versehen, die Folgendes bedeuten:
Mit Material von AFP und dpa
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Nur noch zwei Sterne: "Ich bin schrecklich enttäuscht", sagt Marc Veyrat, dessen Lokal Maison des Bois erst vor einem Jahr mit drei Sternen ausgezeichnet wurde. Er habe überhaupt kein Verständnis für diese Herabstufung.
Wildkräuter und Kreativität: Veyrat setzt auf eine regionale, aber äußerst experimentelle Küche. Er bezeichnet sich selbst als "Bauernkoch" und betreibt sein Hotel und Restaurant im Aravis-Massiv im französischen Département Haute-Savoie.
Grüne Genüsse: Die Maison des Bois liegt in Manigod, nicht weit von der Schweizer Grenze entfernt. Hier experimentiert Marc Veyrat mit Wildkräutern und Pflanzen.
Gourmethäppchen an der Wäscheleine: Die Restaurantkritiker des "Michelin" beschreiben Veyrat als "großen Koch", der "teuflisch kreativ" mit dem Geschmack und den Texturen von Essen spiele.
Veyrat gibt auf seiner Website an, sein ökologisch geführtes Unternehmen sei zu 80 Prozent autark.
Labor in den Bergen: Veyrat bezeichnet seine Küche einerseits als "wild", andererseits durchaus als "technisch geprägt".
La Maison des Bois: Veyrat hatte bereits mit zwei früheren Lokalen jeweils drei Sterne erhalten.
Pascal Barbot: Auch der Küchenchef des Pariser Restaurants Astrance kann seine drei Sterne nicht halten.
51 Jahre lang kochten die Küchenchefs der Auberge de l'lll im Elsass so, dass es für drei Michelin-Sterne reichte. Doch nun muss sich Marc Haeberlin mit zwei Sternen begnügen.
Große Freude hingegen bei Laurent Petit: Er kocht im Clos des Sens, einem Restaurant in Annecy, das der "Guide Michelin" mit drei Sternen bewertet.
Ebenfalls höchst dekoriert ist nun Mauro Colagreco, der einzige ausländische Koch unter Frankreichs Drei-Sterne-Köchen. Der Argentinier kocht im Mirazur an der Côte d'Azur.
Freuen konnte sich über ihre zwei Sterne Stéphanie Le Quellec. Sie ist Küchenchefin im La Scène, dem Restaurant des Pariser Hotels Prince de Galles.
Julia Sedefdjian war Küchenchefin im Les Fables de la Fontaine, als das Pariser Restaurant 2016 in der Gastro-Bibel einen Eintrag mit Stern erhielt. Damit war die damals 21-Jährige Frankreichs jüngste Köchin mit dieser Bewertung. Danach eröffnete Sedefdjian ihr eigenes Lokal, das Baieta. Dies schaffte es nun ebenfalls in den "Guide Michelin" - und erhielt einen Stern.
Amélie Darvas ist die Küchenchefin in der L'Auberge du Presbytère in Vailhan. Sie arbeitet Seite an Seite mit der Chef-Sommelière Gaby Benicio. Mit der aktuellen Frankreich-Ausgabe des "Guide Michelin" wird vermehrt die Arbeit von Frauen in der Gastronomie gewürdigt.
Dekoriert wider Willen: Der französische Koch Sébastien Bras wehrte sich 2017 vehement dagegen, im "Guide Michelin" aufgeführt zu werden. Doch nun hat ihn der Restaurant-Führer erneut bewertet - und mit zwei Sternen ausgezeichnet. Er habe das "mit Erstaunen" zur Kenntnis genommen, erklärte der 47-Jährige am Montag.
Freuen konnte sich über ihre zwei Sterne dagegen Stéphanie Le Quellec. Sie ist Küchenchefin im La Scène, dem Restaurant des Pariser Hotels Prince de Galles.
Julia Sedefdjian war Küchenchefin im Les Fables de la Fontaine, als das Pariser Restaurant 2016 in der Gastro-Bibel einen Eintrag mit Stern erhielt. Damit war die damals 21-Jährige Frankreichs jüngste Köchin mit dieser Bewertung. Danach eröffnete Sedefdjian ihr eigenes Lokal, das Baieta. Dies schaffte es nun ebenfalls in den "Guide Michelin" - und erhielt einen Stern.
Faible für Früchte: Karina Laval ist Konditormeisterin im Restaurant eines Fünf-Sterne-Hotels im Burgund. Wer im Château de Vault de Lugny speist, sollte laut "Guide Michelin" das "Succès au cassis" probieren, ein Dessert aus Biskuit und Schwarzer Johannisbeere.
Auch Nolwenn Corre wurde nun für ihr Talent mit einem Macaron ausgezeichnet - so werden die Sterne auf Französisch genannt. Die 25-Jährige hat ein Faible für besondere Kartoffelsorten und ist Küchenchefin in der Hostellerie de la Pointe Saint-Mathieu. Das Lokal gehört zu einem familiengeführten Hotel auf der Spitze der bretonischen Halbinsel, im Département Finistère - also sprichwörtlich am Ende der Welt.
Amélie Darvas ist die Küchenchefin im Äponem, dem Restaurant der Auberge du Presbytère in Vailhan. Sie arbeitet Seite an Seite mit der Chef-Sommelière Gaby Benicio. Mit der aktuellen Frankreich-Ausgabe des "Guide Michelin" wird vermehrt die Arbeit von Frauen in der Gastronomie gewürdigt.
Nur noch zwei Sterne: "Ich bin schrecklich enttäuscht", sagt Marc Veyrat, dessen Lokal Maison des Bois erst vor einem Jahr mit drei Sternen ausgezeichnet wurde. Er habe überhaupt kein Verständnis für diese Herabstufung.
Wildkräuter und Kreativität: Veyrat setzt auf eine regionale, aber äußerst experimentelle Küche. Er bezeichnet sich selbst als "Bauernkoch" und betreibt sein Hotel und Restaurant im Aravis-Massiv im französischen Département Haute-Savoie.
Grüne Genüsse: Die Maison des Bois liegt in Manigod, nicht weit von der Schweizer Grenze entfernt. Hier experimentiert Marc Veyrat mit Wildkräutern und Pflanzen.
Gourmethäppchen an der Wäscheleine: Die Restaurantkritiker des "Michelin" beschreiben Veyrat als "großen Koch", der "teuflisch kreativ" mit dem Geschmack und den Texturen von Essen spiele.
Veyrat gibt auf seiner Website an, sein ökologisch geführtes Unternehmen sei zu 80 Prozent autark.
Labor in den Bergen: Veyrat bezeichnet seine Küche einerseits als "wild", andererseits durchaus als "technisch geprägt".
La Maison des Bois: Veyrat hatte bereits mit zwei früheren Lokalen jeweils drei Sterne erhalten.
Pascal Barbot: Auch der Küchenchef des Pariser Restaurants Astrance kann seine drei Sterne nicht halten.
51 Jahre lang kochten die Küchenchefs der Auberge de l'lll im Elsass so, dass es für drei Michelin-Sterne reichte. Doch nun muss sich Marc Haeberlin mit zwei Sternen begnügen.
Große Freude hingegen bei Laurent Petit: Er kocht im Clos des Sens, einem Restaurant in Annecy, das der "Guide Michelin" mit drei Sternen bewertet.
Ebenfalls höchst dekoriert ist nun Mauro Colagreco, der einzige ausländische Koch unter Frankreichs Drei-Sterne-Köchen. Der Argentinier kocht im Mirazur an der Côte d'Azur.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden