

Am Horizont hinter den Hochhäusern an der Südspitze Manhattans werden die vier Masten der "Peking" immer kleiner. Dunkle Wolken hängen am Himmel, immer wieder bläst eine frische Brise.
Der Liegeplatz am Pier 16, wo die "Peking" mehr als 40 Jahre lang als Ausstellungsschiff am South Street Seaport Museum an der Brooklyn Bridge fester Bestandteil der Skyline Manhattans war, wirkt verwaist. Von einem kleinen Motorboot aus schaut ein Mann in Schwimmweste dem Schiff, das gerade die erste Etappe seiner Reise zurück in die Hamburger Heimat aufgenommen hat, stumm hinterher.
"Wie oft bekommt man so etwas zu sehen? Eine Ikone verlässt den Hafen, da wird Geschichte geschrieben", sagt Jodi Scarchner, Fernglas um den Hals und Fotoapparat in der Hand. Die 43-Jährige wohnt in der Nähe und hat sich gemeinsam mit etwa 50 anderen Menschen auf einem höhergelegten Pier versammelt, um den Abschied der "Peking" am frühen Dienstagmorgen zu beobachten.
Bevor das Schiff im Frühjahr 2017 in einem Dockschiff den Atlantik in Richtung Hamburg überqueren soll, wird es mithilfe mehrerer Schlepperboote noch in eine Werft im New Yorker Stadtteil Staten Island gebracht und für die Reise fit gemacht. "Es ist das Ende einer Ära, ich schaue mir das mit einem lachenden und einem weinenden Auge an."
Schwesterschiff "Passat" in Travemünde
Seit Mitte der Siebzigerjahre lag die "Peking" in New York und konnte als Teil des South Street Seaport Museums besichtigt werden. Immer wieder wurde in Hamburg die Rückkehr gefordert, wo die Viermastbark 1911 bei der Werft Blohm+Voss vom Stapel gelaufen war und danach der Reederei F. Laeisz gehört hatte. Jahrelang tat sich nichts.
Doch dann wurde das South Street Seaport Museum 2012 vom Wirbelsturm "Sandy" schwer beschädigt und erholt sich seitdem nur schwer. Die marode "Peking" wollte es verschenken, doch Instandsetzung und Überführung waren zunächst zu teuer.
Schließlich konnte die Stiftung Hamburg Maritim auch dank einer Zuwendung des Bundes in Höhe von 26 Millionen Euro die notwendigen Mittel für eine Restaurierung auftreiben und hat das Schiff nun offiziell übernommen. In Hamburg soll es Teil des Hafenmuseums auf dem Kleinen Grasbrook werden.
Die "Peking" hat eine abenteuerreiche Geschichte und viele verschiedene Besitzer hinter sich. Sie gehörte zu den sogenannten acht Schwestern, wie die zuletzt gebauten Viermastbarken der Reederei F. Laeisz wegen ihrer ähnlichen Größe und Bauart genannt wurden.
"Kruzenshtern", früher "Padua"
Foto: Piotr Wittman/ dpaHeute existieren neben der "Peking" nur noch die "Passat", die inzwischen als Wahrzeichen Travemündes gilt, und die "Padua" (jetzt "Kruzenshtern"). Nach dem Bau war die "Peking" unter anderem mehrmals zwischen Europa und Südamerika hin und hergefahren und diente lange in Großbritannien als Schulschiff.
Nun hat die "Peking" ihre wohl letzte Reise angetreten. "Auch wenn es viele von uns in New York traurig macht, haben wir der 'Peking' eine wunderbare neue Heimat in ihrer Geburtsstadt gegeben", sagt Jonathan Boulware, Chef des South Street Seaport Museums.
Das sieht auch Jodi Scarchner so, die der Viermastbark vom Pier aus ein letztes Mal zuwinkt. "Gute Reise! Möge Gott dich beschützen, sodass du in einem Stück ankommst."
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Abschied von Manhattan: Die Viermastbark "Peking" verlässt ihren Liegeplatz im Hafen von New York.
In Hamburg gebaut, befuhr die "Peking" jahrzehntelang die Weltmeere. Dann landete sie im South Street Seaport Museum von New York und wurde als Museumsschiff Teil der berühmten Skyline.
Die "Peking" soll im Frühjahr 2017 von New York nach Hamburg geholt werden. Zunächst muss das marode Schiff aber so weit repariert werden, dass es die Atlantiküberquerung übersteht.
Die "Kruzenshtern", früher "Padua", ist ein Schwesterschiff der "Peking" und der Letzte der berühmten Flying P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz, der noch unter Segeln steht.