Flugbetrieb Hongkonger Airport streicht wegen Protesten alle Flüge

Die Behörden in Hongkong haben angesichts der anhaltenden Proteste gegen die Regierung den Flugbetrieb stark eingeschränkt. In den Terminals haben sich bereits Tausende Demonstranten versammelt.
Demonstranten protestieren in der Ankunftshalle des Flughafens in Hongkong.

Demonstranten protestieren in der Ankunftshalle des Flughafens in Hongkong.

Foto: Anthony Kwan/ Getty Images

Wegen der anhaltenden Proteste der Demokratiebewegung hat Hongkongs Flughafen am Montag den Flugverkehr stark eingeschränkt: Für den Rest des Tages seien alle Flüge gestrichen, teilte die Flughafenbehörde mit.

Nur Flüge, bei denen am Nachmittag der Check-in bereits abgeschlossen war, dürften noch abheben. Und nur Flugzeuge, die sich bereits auf dem Weg nach Hongkong befinden, könnten noch landen. Auf den Straßen zum Flughafen herrsche starker Stau, teilte die Behörde mit, und die Parkplätze seien voll. Der Airport gilt als wichtiges Drehkreuz in Südostasien und ist einer der belebtesten Airports weltweit

Tausende Demonstranten versammelten sich am Montag in der Abflug- und Ankunftshalle des Flughafens, um gegen die Regierung und die Polizeigewalt bei vorangegangenen Protesten in der Stadt zu protestieren. Nach Polizeiangaben sollen es etwa 5000 sein.

Schwarz gekleidete Aktivisten skandierten in den Terminals Parolen. Die Polizei solle einem Demonstranten, der durch ein Gummigeschoss schwer im Gesicht verletzt worden war, sein Auge "zurückgeben". Auch zeigten sie Bilder von Polizisten, die mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Demonstranten vorgegangen waren.

Durch die Proteste werde der Flugverkehr "ernsthaft gestört", teilte die Behörde mit. Zuvor waren drei Tage lang Sitzblockaden abgehalten worden, bei denen die Demonstranten den Fluggästen die Beweggründe für die Proteste erläuterten. Daduch wurde der Flugbetrieb aber nicht groß verzögert.

Die Lufthansa hat mehrere Flüge in die Millionenmetropole gestrichen. Betroffen sind Lufthansa-Verbindungen von München und Frankfurt sowie der Swiss nach Zürich, wie ein Konzernsprecher mitteilte. Die Entscheidung gelte zunächst nur für den Montag, die Lage müsse in den Folgetagen jeweils neu bewertet werden. In Hongkong stünden derzeit zwei Lufthansa-Langstrecken-Jets. Den betroffenen Passagieren bietet das Unternehmen kostenfrei Umbuchungen an.

Fluglinien müssen Besatzungliste vorlegen

In der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong kommt es seit zwei Monaten immer wieder zu großen Protesten und Ausschreitungen. Am Wochenende hatten sich erneut Tausende Menschen versammelt, um gegen die Regierung zu protestieren. Demonstranten kamen zu friedlichen Protesten am Flughafen zusammen.

Auch zogen Tausende bei zunächst friedlichen Protestmärschen durch die Stadt, obwohl diese von der Polizei zum Teil untersagt waren. Nachdem Demonstranten am Samstagabend und Sonntagabend vielerorts Barrikaden auf den Straßen errichtet hatten, kam es zu neuen Zusammenstößen. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Demonstranten am Hongkonger Flughafen am Freitag

Demonstranten am Hongkonger Flughafen am Freitag

Foto: Vincent Thian/ AP/ DPA

Einige Hundert Demonstranten blockierten am Samstag einen Autotunnel, der die Insel Hongkong mit dem Teil der Stadt verbindet, die sich auf dem Festland befindet. Schauplatz der Auseinandersetzungen war auch die Metro, die Polizei stürmte mehrere Haltestellen und nahm Protestierer fest. Die Demonstranten blockierten mehrere Hauptverkehrsstraßen und wechselten mit einer sogenannten Flashmob-Strategie rasch die Orte ihrer Kundgebungen, was den Polizeieinsatz erschwerte.

Auslöser für die Demonstrationen war ein - inzwischen auf Eis gelegter - Gesetzentwurf zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. Die Demonstrationen entwickelten sich zu einer breiteren Bewegung gegen die Regierung und einschüchternde Polizeigewalt. Viele Menschen befürchten zudem einen zunehmenden Einfluss Pekings auf das Leben in der Finanzmetropole und fordern demokratische Reformen.

Chinas Regierung mahnt immer energischer, die Ordnung in der Sonderverwaltungszone wieder herzustellen und die Gewalt zu beenden. Chinas Luftfahrtamt forderte die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific am Freitag auf, keine Piloten und Flugbegleiter mehr auf Flüge zum chinesischen Festland zu lassen, die sich an "illegalen Protesten" beteiligt hätten. Vor jedem Flug müsse nun zunächst eine Liste mit Besatzungsmitgliedern vorgelegt und genehmigt werden, berichtete die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post".

abl/dpa/Reuters
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