

Hamburg - Nach 171 Tagen endet an diesem Wochenende die Internationale Gartenschau (IGS) in Hamburg. Mit rund 1,2 Millionen Besuchern sind nicht einmal halb so viele gekommen wie erwartet. 2,5 Millionen sollten es werden, doch schon zur Eröffnung am 26. April machte das Wetter einen satten Strich durch die Rechnung. Bundespräsident Joachim Gauck stand damals im Regen und am Ende ging es - bildlich gesprochen - den IGS-Machern genauso.
"Das ist vom Ergebnis her schon enttäuschend", sagt der Geschäftsführer der IGS, Heiner Baumgarten. "Dennoch war die Resonanz der Besucher hier sehr positiv. Das haben wir aus Befragungen und aus den Gästebüchern erfahren."
Der Gesamtcharakter des Parks und die Hallenschauen hätten die Gäste angesprochen. Die sogenannte Welt der Bewegung mit ihren Spiel- und Sportangeboten sei bei Jüngeren und Familien sehr gut angekommen - unter anderem ist ein neuer Skatepark entstanden, der zu den besten Europas gehört. Die Älteren hätten sich für die Pflanzungen und Ensembles der Friedhofsgärtner interessiert, bilanzierte der IGS-Chef.
Am Ende bleibt - nüchtern betrachtet - ein voraussichtlich zweistelliges Millionendefizit, im Raum stehen unbestätigt rund 25 Millionen Euro. Genauere Angaben werden dazu von Baumgarten und Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) erwartet, die am Sonntag ein Resümee der Schau in der Blumenhalle ziehen wollen. Als Kosten der Schau waren knapp 50 Millionen Euro veranschlagt worden. In das Wilhelmsburger Gelände hatte die Stadt rund 70 Millionen Euro investiert. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion fordert von der IGS-Aufsichtsratschefin bereits Akteneinsicht.
"Gartenschau ist auf Blümchenthema reduziert worden"
Am Ende bleibt neben dem finanziellen Desaster aber auch ein neuer 100 Hektar großer Park für einen lange von der Politik vernachlässigten Hamburger Stadtteil: Wilhelmsburg auf der Elbinsel. Doch damit beginnen eigentlich schon die nächsten Sorgen. Die Umweltorganisation BUND legt den Finger in die Wunde. Die Pflege der Grünanlage und der Biotope auf dem Gelände müsse dauerhaft gesichert werden, forderten die Naturschützer. "Sonst wird die IGS nicht nur wegen des Besucherdefizits in schlechter Erinnerung bleiben", sagte BUND-Landeschef Manfred Braasch.
Auch IGS-Chef Baumgarten macht sich für einen Park-Ranger stark, was mit dem Bezirksamt-Mitte sehr intensiv besprochen werde. Eine Entscheidung darüber dürfte sich noch bis Anfang 2014 hinziehen, meinte Baumgarten. Offen sei auch, ob der Park gänzlich oder in Teilen eingezäunt werden wird. Zumindest ist die gärtnerische Pflege des Geländes für das nächste Jahr gesichert, weitere Mittel müssten in die nächsten Haushalte der Stadt eingestellt werden.
Beim Gespräch auf dem Gelände lässt sich der IGS-Chef nicht anmerken, wie sehr ihn die heftige Diskussion in Hamburg über die Eintrittspreise getroffen hat. Doch er gibt zu: "So wie es hier gelaufen ist, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet." Vor allem am Einzelticket für 21 Euro hatte sich die Kritik entzündet. Nach dem verregneten Frühling und ausbleibenden Besucherströmen steuerte die IGS mit Rabattaktionen gegen.
"Wir hatten uns umgeschaut, was bei anderen Veranstaltungen oder Freizeitparks genommen wird, und das wird anstandslos akzeptiert", sagte Baumgarten. "Wir sind zu Unrecht auf Gartenschau gleich Blümchenthema reduziert worden. Die IGS ist ein Freizeitpark. Wir haben für jede Generation, für alle Wünsche etwas geboten. Das war unser Konzept. Das ist von denen, die nicht gekommen sind, nicht erkannt worden", sagte der Landschaftsplaner.
Sein Job ist am Sonntag noch nicht beendet. Von Montag an wird das IGS-Gelände zurückgebaut, die Hochbahn abmontiert und eingelagert. In Etappen werde der Park freigegeben, sagte Baumgarten. Mitte nächsten Jahres sei er fertig. Ob das Areal dann als weiteres Hamburger Naherholungsgebiet angenommen wird, wird sich zeigen.
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Pflanzenfreunde zwischen Dahlien: In Hamburg endet die Internationale Gartenschau, die seit April rund 1,2 Millionen Menschen besucht haben.
Flora und Fauna in Hamburg-Wilhelmsburg: 2,5 Millionen Besucher wurden erwartet, doch schon zur Eröffnung am 26. April machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Der Sommer lockte dann doch viele Menschen auf die Internationale Gartenschau - doch ein Defizit in Millionenhöhe wird wohl bleiben.
Gärtner am Werk: Voraussichtlich wird von der IGS nicht nur ein schöner Park übrig bleiben, sondern auch ein sattes Defizit, im Raum stehen unbestätigt rund 25 Millionen Euro.
Berufswunsch Gärtner? Der 100 Hektar große Park liegt in Hamburg-Wilhelmsburg, einem Stadtteil, der lange von der Politik vernachlässigt wurde.
Pause vom Pflanzengucken: Als Kosten der Schau waren knapp 50 Millionen Euro veranschlagt worden. In das Wilhelmsburger Gelände hatte die Stadt rund 70 Millionen Euro investiert.
Regenponchos für die Besucher: Möglicherweise hat auch das schlechte Wetter dafür gesorgt, dass weniger Menschen als erwartet die IGS besuchten.
Spaziergang im Regen: Bevor die IGS am Sonntag endet, wird Besuchern noch einmal ein buntes Abschlussprogramm geboten. Am Wochenende gibt es klassische Musik, ein Feuerwerk, Licht- und Laser-Animationen.
Blumen als Fotomotive: Die Pflege der Grünanlage und der Biotope auf dem Gelände müsse dauerhaft gesichert werden, fordern Naturschützer.
Von Montag an wird das IGS-Gelände zurückgebaut und die Hochbahn abmontiert.
In Etappen soll der Park dann freigegeben werden, sagt IGS-Chef Heiner Baumgarten.
Leuchtende Dahlie: Ob das Areal dann als weiteres Hamburger Naherholungsgebiet angenommen wird, wird sich zeigen.
Skater in Hamburg: Auf 1700 Quadratmeter Fläche können sich die Sportler so richtig austoben.
Der moderne Skatepark entstand im Rahmen der Internationalen Gartenschau (IGS) Hamburg - 500.000 Euro hat die Anlage gekostet.
Auch Biker sind willkommen: Wer den recht happigen Eintrittspreis für die IGS bezahlt, kann zwischen einer großen Vielfalt an Sportarten wählen.
Die Anlage wurde von der Firma Minus Ramps gebaut, bei der es Einstellungskriterium ist, dass man selber Skateboard fährt.
Die "Bowl": Erfahrene Skateboarder heben hier zu waghalsigen Sprüngen ab.
Zahlreiche Schrägen und Hindernisse bringen auch gestandene Skater an die Grenzen ihres Gleichgewichts.
Ein bisschen Grün musste auch sein: Bei der Gestaltung der Anlage hatten auch die Gartenschau-Macher ein Mitspracherecht.
Vom Underground-Phänomen zum Big Business: Heute verdienen professionelle Skateboarder mit Sponsoring, Marketing und Videospielen Millionen. Manche behaupten deshalb, die Helden der Straße hätten ihre Seele verkauft - und die des Sports gleich mit.
Ein wichtiger Tipp für Anfänger: "Wenn ihr das Gleichgewicht verliert, fallt ihr besser nach vorne als nach hinten."
Durch die vielen konvexen und konkaven Wölbungen werden die Skater in der "Bowl" extrem schnell.
Wunderbar weich: Auf dem glatten Beton haben die Skateboards beste Fahreigenschaften.
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