Internetzugang im Flugzeug Lufthansa muss FlyNet über China abschalten

Die Surfer unter den Japan-Fluggästen wird es freuen: Die Lufthansa hat ihren kostenpflichtigen Internetzugang FlyNet für Flüge gen Osten erweitert. Doch noch hat der Service einen Makel - und auch Passagiere des Flaggschiffs A380 bleiben außen vor.
FlyNet der Lufthansa: Surfpause über China

FlyNet der Lufthansa: Surfpause über China

Foto: TMN

Die Lufthansa rüstet ihre Langstreckenflotte für Surfer auf. Bislang war der Internetzugang nur für Strecken nach Nordamerika verfügbar - doch am vergangenen Wochenende wurde das FlyNet genannte System auch für Flüge von und nach Japan aktiviert. Damit sind inzwischen 55 von etwas mehr als hundert Langstrecken-Flugzeugen der Lufthansa für das System umgerüstet; im September 2011 waren es 34.

Doch es gibt bei dem im Dezember 2010 gestarteten Drahtlos-Netzwerk ein Problem: Fliegen die Flugzeuge über chinesisches Hoheitsgebiet, muss der Internetzugang ausgeschaltet bleiben. Chinas Behörden würden vom FlyNet-Anbieter Panasonic "verschiedenste Tests" fordern, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Man rechne im Mai mit einer Genehmigung.

Wie man bis dahin mit einer Kostenerstattung für die Kunden wegen des zeitweisen Nutzungsausfalls umgehen wolle, ließ die Lufthansa unbeantwortet. "Die Verbindung zum Internet wird für die Zeit im chinesischen Luftraum unterbrochen. Sobald dieser wieder verlassen ist, kann sich der Gast erneut einloggen", teilte die Lufthansa mit.

Die Kosten für den drahtlosen Zugang an Bord sind happig: 10,95 Euro kostet eine Stunde Surfen, ein 24-Stunden-Voucher ist für 19,95 Euro zu haben. Wahlweise können 3500 beziehungsweise 7000 Meilen vom "Miles&More"-Konto für den Internetzugang eingesetzt werden. Die Gäste würden das Preisniveau "positiv aufnehmen", sagte ein Sprecher. Manche Lufthansa-Passagiere im Status eines "Senators" bekamen bislang einen Zugangsgutschein als Geburtstagsgeschenk.

Bis 2015 weltweit 6100 Maschinen mit Internetzugang

Nach wie vor bleibt allerdings das Flaggschiff der Flotte, der Airbus A380, vom Internetzugang für Passagiere ausgeschlossen. Als das Flugzeugmuster im Dezember 2001 geordert wurde, sei die "Entwicklung bei Lufthansa FlyNet nicht bekannt gewesen, so die Gesellschaft. Es sei eine "komplette Neuzulassung aller Systemkomponenten für diesen Flugzeugtyp erforderlich". Realistisch sei dies erst für das Jahr 2014. Für die Fluggesellschaft Emirates war das Problem offenbar vorhersehbar: Sie bietet auch auf ihren A380-Maschinen einen Internetzugang an.

Überhaupt ist Lufthansa längst nicht allein auf dem Drahtlos-Markt: Ob etwa American Airlines, Delta, United Continental, US Airways, Turkish Airlines oder eben Emirates - alle bieten auf mehr oder weniger Strecken einen solchen Service an. Das Luftfahrt-Fachmagazin "Aviation Week & Space Technology" zitiert eine Analyse der US-Beratungsfirma In-Stat, nach der Ende 2011 weltweit 1835 Flugzeuge mit einem drahtlosen Internetzugang für Passagiere ausgestattet waren. Glaubt man der Studie, sollen es 2015 schon 6100 Flugzeuge sein.

Manche Gesellschaften, vor allem in den USA, bieten diesen Service auch schon auf kurzen Flügen an. Die Lufthansa prüfe derzeit, "verschiedenen Optionen" für ihre Europaflotte. Die Deutsche Bahn, auf vielen innerdeutschen Strecken schärfster Konkurrent der Lufthansa, hat bereits konkrete Pläne und will bis 2014 mit ihrem "Railnet" genannten Netzzugang die wichtigsten Bahnstrecken komplett versorgt haben.

SMS-Service bei Lufthansa noch immer im Test

Tabu bleibt an Bord von Lufthansa-Flugzeugen nach wie vor die Sprachtelefonie, etwa über Internetdienste wie Skype oder "Voice over IP"-Systeme, die ebenfalls auf eine Datenleitung zugreifen. Die "laute Telefonie" sei weiterhin "bewusst nicht gestattet, um andere Mitreisende nicht zu stören", so der Lufthansa-Sprecher. Mancher Passagier vermutet, dass es auch daran liegen könnte, dass es fest eingebaute Telefone in der Nähe der Bordküchen gibt. Diese ermöglichen Satelliten-Telefonate zu horrenden Preisen.

Die Nutzung von Handy-Diensten, etwa dem Versenden von SMS, entpuppt sich bei der Lufthansa unterdessen als unendliche Geschichte. Zunächst war die Einführung für das Frühjahr 2011 propagiert worden. Dann verschob die Gesellschaft den Service auf Anfang 2012. Nun heißt es auf Anfrage: "Ein Testflugzeug ist damit bereits unterwegs, der interne Test ist recht positiv angelaufen."

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