Inselhüpfen auf den Balearen, Kur-Urlaub in Andalusien, eine Busreise durch Schlesien: Die Reisen der Firma Lebenslust Touristik GmbH führen meistens nicht zu Zielen, die als nur ansatzweise riskant oder gefährlich gelten. Und doch hat der Anschlag in Istanbul nun ausgerechnet eine Gruppe des Berliner Veranstalters getroffen.
Sämtliche zehn beim Terroranschlag in Istanbul getöteten deutschen Touristen hatten dort gebucht. Sieben weitere Mitglieder der Gruppe seien verletzt worden, sagte Lebenslust-Sprecher Jörg Manthei.
Sie waren Teilnehmer einer Dreiländertour, die in die türkische Millionenstadt, nach Dubai und Abu Dhabi führen sollte. Insgesamt 33 Menschen hatten die Reise gebucht. Am Montagabend waren sie in Istanbul gelandet, am Dienstagvormittag besuchten viele von ihnen die Wahrzeichen der Stadt. Zwischen der Hagia Sophia und der Blauen Moschee wurde das Sprengstoffattentat verübt.
Lebenslust hat ein Büro mit 20 Beschäftigten am Michaelkirchplatz im Berliner Stadtteil Mitte sowie eine Niederlassung in Frankfurt am Main. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von knapp 13 Millionen Euro. Zielgruppe sind laut eigenen Angaben "reiselustige Leute in den besten Jahren, die gerne im Kreise Gleichgesinnter verreisen", womit wohl hauptsächlich Menschen über 50 Jahren gemeint sind. Immer sind deutschsprachige Begleiter dabei.
Seelsorger im Einsatz
Die Türkei steht nun vorerst nicht mehr im Programm der Webseite. "Die schrecklichen Ereignisse des heutigen Tages machen uns tief betroffen", sagte der Geschäftsführer des Reiseveranstalters, Marco Scherer, bereits am Dienstagabend. Zwei Mitglieder der Geschäftsführung sowie ein dreiköpfiges Hilfeteam wurden nach Istanbul geschickt. Seelsorger sowohl aus Deutschland als auch aus der Türkei kümmern sich um die Touristen vor Ort.
Der Veranstalter bietet an, dass alle Kunden kostenfrei stornieren können, die eine Reise nach Istanbul mit Beginn bis zum 31. Januar gebucht haben. Für die Istanbul-Reisegruppe organisiert das Unternehmen nach eigenen Angaben Flüge für die Rückreise nach Deutschland sowie Reisen von Angehörigen nach Istanbul. Einige Teilnehmer wollen demnach aber auch nach Dubai weiterreisen. Für Angehörige der Opfer wurde eine Hotline unter 030-880013039 eingerichtet.
Bei dem Anschlag in Istanbul hatte sich am Dienstag ein Selbstmordattentäter nahe der Blauen Moschee in die Luft gesprengt. Dabei riss er zehn Deutsche mit in den Tod - zunächst hatte die deutsche Regierung von acht getöteten Bundesbürgern gesprochen. Sieben deutsche Verletzte würden noch in Krankenhäusern behandelt, davon fünf auf der Intensivstation, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.
Video: Türkischer Geheimdienst warnte vor Anschlag