ITB Berlin Weltgrößte Reisemesse öffnet ihre Tore
Berlin - Mit einer Rekordbeteiligung hat heute die weltgrößte Reisemesse ITB in Berlin eröffnet: Fast 11.000 Aussteller aus 184 Ländern präsentieren rund um den Funkturm bis zum kommenden Sonntag Traumziele und wenig bekannte Urlaubsregionen, am Wochenende ist die Messe für Privatbesucher geöffnet. Zudem werden wieder aktuelle Reisetrends aufgezeigt. Partnerland ist in diesem Jahr Indien. Die Messe Berlin erwartet Geschäftsabschlüsse von über fünf Milliarden Euro. Erstmals gibt es eine eigene Halle für Ferienimmobilien und Immobilienprojekte.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sieht die deutsche Reisebranche und auch das Urlaubsland Deutschland für die anstehende Sommersaison gut gerüstet. Das Konsumklima sei gut, die Stimmung in der Wirtschaft habe sich deutlich verbessert, sagte Glos am Vorabend bei der offiziellen Eröffnungsgala. 2006 seien die hiesigen Übernachtungen um zwei Prozent gestiegen. Die Rekordzahl von Ausstellern passe zum boomenden Tourismus. Er verwies darauf, dass die Deutschen 2006 wieder Reiseweltmeister waren und die Bundesrepublik auch als Urlaubsland gut da stehe.
Glos zitierte vor den mehreren tausend Gästen eine aktuelle Untersuchung des World Economic Forums, wonach Deutschland Platz drei der weltweit attraktivsten Tourismusstandorte belegt, knapp hinter der Schweiz und Österreich. Im globalen Wettbewerb der Reiseziele müsse sich Deutschland nun behaupten, mahnte der Minister. "Was zählt, sind erstklassige Produkte und qualifizierte Mitarbeiter." Zur Rekordzahl der Übernachtungen ausländischer Gäste im Jahr 2006 sagte Glos: "Dabei hat die Fußball-WM ordentlich geholfen. Für das Reiseland Deutschland war sie ein echter Volltreffer."
Glos: Flugverkehr muss Beitrag zum Klimaschutz leisten
Glos verwies auf Prognosen der World Tourism Organization (WTO), wonach sich der internationale Reiseverkehr bis 2020 nahezu auf 1,6 Milliarden Touristenankünfte pro Jahr verdoppeln wird. Es sei wichtig, sich in diesem weltweiten Wettbewerb gut zu positionieren. Das gelte auch für den Deutschland-Tourismus. Dabei zähle vor allem die Qualität, sagte der Minister. Nach Angaben von WTO-Generalsekretär Francesco Frangialli stieg die Zahl der Touristenankünfte 2006 weltweit um rund 40 Millionen auf 842 Millionen. Auch in Zukunft erwarte die WTO eine Zunahme von vier Prozent pro Jahr bei den Ankünften, vor allem dank der großen Zahl potenzieller Touristen in den Schwellenländern Asiens.
Beherrscht wird die diesjährige Messe von der neu entflammten Debatte über mehr Klimaschutz und umweltverträgliches Reisen. Politiker und Wissenschaftler hatten am Wochenende an die Deutschen appelliert, künftig Fernreisen mit dem Flugzeug massiv einzuschränken und besser Urlaub in der Heimat machen. Minister Glos mahnte in der Diskussion zu mehr Sachlichkeit. Auch er halte es für "unbedingt notwendig", dass der Flugverkehr einen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Er warnte jedoch vor "einseitigen Lösungen" und "Schnellschüssen". So mache es keinen Sinn, wenn eine Fluggesellschaft mit einer Kerosinsteuer belastet werde, während die Konkurrenzlinie auf der gleichen Flugstrecke keine zusätzlichen Kosten habe.
Reisebranche rechnet mit Wachstum von zwei Prozent
Dazu sagte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), eine generelle Beschränkung von Urlaubsreisen mit dem Flugzeug wäre die falsche Antwort auf die drohende Klimakatastrophe. Vielmehr müsse die Industrie für Autos und Flugzeuge neue umweltfreundlichere Techniken entwickeln. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Klaus Laepple, sagte, der Tourismus brauche eine intakte Umwelt. Allerdings müssten die Probleme beim Klimaschutz global gelöst werden: "Alleingänge einzelner Staaten helfen nicht weiter", sagte Laepple.
Trotz der Umweltschutz-Debatte und der Mehrwertsteuererhöhung ist die Reiselust der Bundesbürger allerdings ungebrochen: Die deutsche Reisebranche rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von zwei Prozent. Damit könnte sie ihr bislang bestes Jahr 2001 überflügeln. Schon 2006 war mit einem Umsatz von 19,6 Milliarden Euro und zwei Prozent Zuwachs positiv verlaufen.
abl/dpa/ddp/AP