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Rheintalbahn: Die ersten Züge fahren wieder

Foto: Uli Deck/ dpa

Kritik an der Rheintalbahn-Sperrung Plan B? Fehlanzeige

Täglich bis zu 370 Züge haben die Rheintalbahnstrecke passiert - jetzt ist sie nach Tunnelbauarbeiten abgesackt und auf unbestimmte Zeit stillgelegt. Kritik an der Bahn wird laut: Warum hat sie keinen Notfallplan?

Längst war die 200 Kilometer lange Rheintalbahn zwischen Basel und Karlsruhe bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet. Auf 182 Kilometern Länge von Rastatt bis Basel sollten zwei zusätzliche Gleise sowie mancherorts Tunnel gebaut werden - bei Arbeiten an einem dieser Tunnel sackten in Rastatt am 12. August die Gleise der bestehenden Strecke ab.Seitdem ist die wichtige europäische Nord-Süd-Hauptstrecke zwischen Rastatt und Baden-Baden gesperrt.

Angesichts der andauernden Sperrung mehrt sich die Kritik an der Deutschen Bahn - wegen Fehlplanung und wegen des Krisenmanagements. "Die Bahn ist einfach in der Kommunikation zu langsam. Da sind sie noch der alte Staatsbetrieb", sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) dem "Mannheimer Morgen". Man brauche in solchen Fällen einen Krisenplan. "Da könnte man schon die Risiken und mögliche Zwischenfälle kalkulieren und durchspielen." Hermann will sich am Mittwoch vor Ort ein Bild von der Lage machen. Der Ausbau ist neben Stuttgart 21 das größte Bahnprojekt in Baden-Württemberg.

Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) warf der Bahn schlechte Planung vor. "Wenn man da so eine große Baustelle hat, dann wäre es selbstverständlich, einen doppelten Boden zu planen", sagte der Bundesvorsitzende Wasilis von Rauch im Radioprogramm "SWR Aktuell". "Das heißt: Im Falle eines Unfalls, wie jetzt geschehen, sollte es einen Plan geben, wie man mit der Situation umgehen kann. Und der liegt offensichtlich nicht vor." Alternativstrecken seien nicht rechtzeitig ausgebaut worden, monierte er.

Pro Bahn: Europas Bahnsysteme sollte sich angleichen

Minister Hermann äußerte sich im "Mannheimer Morgen" auch verärgert über das Schienenkonzept der Bundesregierung. Im neuen Bundesverkehrswegeplan seien alle Vorschläge aus Baden-Württemberg zur Beseitigung von Engpässen abgelehnt worden.

"Es rächt sich jetzt auf fatale Art und Weise, dass das Netz so ausgedünnt ist. Nur die Hauptstrecken sind modern. Nebenstrecken sind nicht elektrifiziert, nur eingleisig und weisen Engpässe auf." Das sei eine lange Kette der Versäumnisse, die nicht nur der amtierende Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), sondern auch seine Vorgänger und die jeweiligen Regierungskoalitionen zu verantworten hätten.

Unterdessen drängte der Fahrgastverband Pro Bahn darauf, Eisenbahnsysteme in Europa anzugleichen. "Hier von Rastatt geht eine Strecke (...) rüber nach Frankreich, die man sofort benutzen könnte", sagte Gerhard Stolz vom Regionalverband Pro Bahn Mittlerer Oberrhein im Morgenmagazin von ARD und ZDF. "Aber da hat man in den vergangenen Jahren (...) auf europäischer Ebene einfach versäumt, dass man sagt, wir machen die Eisenbahnen kompatibler untereinander." Dadurch sei das deutsche Eisenbahnnetz zweigeteilt in Norden und Süden.

Tunnelbohrer wird mit einbetoniert

Der beschädigte Tunnelabschnitt unter der abgesackten Rheintalbahn im badischen Rastatt soll bis Freitag auf 150 Metern Länge mit Beton gefüllt sein. Bisher seien etwa 6000 von geplanten 10.000 Kubikmetern Beton in die Röhre eingefüllt worden, sagte der zuständige Arbeitsgebietsleiter der Deutschen Bahn, Jürgen Kölmel, bei einer Besichtigung der Baustelle im Stadtteil Niederbühl am Montag.

Unfallstelle bei Rastatt: Reparaturarbeiten der Bahn

Unfallstelle bei Rastatt: Reparaturarbeiten der Bahn

Foto: Deutsche Bahn

Die 18 Millionen Euro teure und 90 Meter lange Tunnelvortriebmaschine wird komplett mit einbetoniert. Anschließend sollen die Gleise wieder hergestellt werden. Bereits am Mittwochabend war zur Stabilisierung der Problemstelle ein kegelförmiger Pfropfen aus Beton in den Untergrund gegossen worden, um eine bereits fertiggestellte Tunnelröhre gegen den Schadensbereich abzusichern Am Wochenende hatte das Unternehmen mitgeteilt, die Ursachenforschung für den Schaden beim Bohren des Tunnels könne länger dauern.

Die Strecke selber wird auch noch einige Wochen lang gesperrt werden: Voraussichtlich erst ab Samstag, 7. Oktober soll sie wieder in Betrieb genommen werden. Dies teilten die Deutsche Bahn und die Arbeitsgemeinschaft Tunnel Rastatt am Dienstag in Karlsruhe mit. Für den Personenverkehr gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen, Pendler benötigen für die Strecke Rastatt-Baden-Baden bis zu einer Stunde länger.

abl/dpa
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