Leserreaktionen Dank Bahn-Streik exmatrikuliert
Hamburg - "Das schönste Geschenk, das uns die Deutsche Bahn bescherte, sind zehn Exmatrikulationen allein in meinem Studiengang", berichtet Studentin Claudia Möser SPIEGEL ONLINE. Da ihre Kommilitonen wegen des Arbeitskampfes nicht rechtzeitig zu einer wichtigen Prüfung an der Universität Potsdam erschienen seien, müssten sie nun befürchten, das Studium nicht fortführen zu können. "Wir danken der Bahn dafür recht herzlich", schreibt Möser zynisch.
Ebenfalls nicht gut auf den Streik zu sprechen ist SPIEGEL-ONLINE-Leser Bruno Jost. Der wollte heute alles richtig machen und informierte sich bei der von der Bahn eingerichteten Hotline über seine Verbindung. "Um 6:30 Uhr erhielt ich die Auskunft, der von mir angefragte Zug werde pünktlich um 7:10 Uhr fahren", berichtet Jost. Am Bahnhof angelangt, erreichte ihn per Lautsprecherdurchsage die Nachricht, die Bahn würde "streikbedingt leider ausfallen". "Wozu dann noch eine Hotline?", fragt Jost.
Nicht das einzige Beispiel für die Desorganisation der Bahn am heutigen Streiktag: "Witzig ist, wenn die Bahn einen Regionalexpress mit 'Fällt aus' beschildert und der dann doch eintrudelt - fast pünktlich", erzählt Uwe Dierkes, der heute von Köln nach Düsseldorf fuhr. Er findet das "sehr fragwürdig", kann jedoch dem Arbeitskampf der GDL auch etwas Positives abgewinnen: "Der Zug hat endlich einmal Sitzplätze für alle", berichtet Dierkes in seiner E-Mail. "Find' ich klasse!"
Zahlreiche Pendler wollten heute über die Straße ihr Ziel erreichen - sehr zur Freude verbliebener Bahn-Kunden. Ulrich Schmidt pendelt seit fast sieben Jahren zwischen Dortmund und Düsseldorf. In der Regel ist sein Zug pünktlich, jedoch stets überfüllt. "Heute allerdings war ich sehr überrascht", berichtet Schmidt. "Spätestens ab Duisburg ist sonst immer 'Stopfen! Stopfen! Stopfen!' angesagt", erzählt Schmidt. Doch heute bescherten ihm die Auto-Umsteiger eine entspannte Fahrt zur Arbeit. "Dankeschön, GDL, und viel Erfolg für den Tarifabschluss kann ich da nur sagen!"
Nicht amüsiert hat sich heute Bahn-Kunde und SPIEGEL-ONLINE-Leser Boris Haut: 20 Minuten wartete er auf seinen Zug in Weetzen. Als der dann einfuhr, war er so überfüllt, dass es ihm nicht möglich war, zuzusteigen. Haut stieg auf sein Auto um - zu spät: Auf den Straßen reihte sich bereits ein Fahrzeug an das andere. "Ich habe eine Stunde länger zur Arbeit gebraucht als sonst."
Auch Alexander Wiegand hat heute mehr Zeit als nötig im Auto verbracht. Während er die Freundin im nördlichen Teil des Landkreises Heilbronn wohlbehalten in eine - wenn auch um 20 Minuten verspätete - Regionalbahn Richtung Stuttgart setzen konnte, blieb der Student auf dem Weg nach Ludwigsburg mit dem Auto stecken. "Es war eine Blechlawine, wie ich sie dort um diese Zeit noch nie gesehen habe", schreibt Wiegand.
sil