Luftschiff-Hotel Weißer Wal für Luxustouristen
Die Vision des französischen Designers Jean-Marie Massaud sieht aus wie ein großer weißer Wal mit Flossen und Fluke: Das Luftschiff "Manned Cloud" (bewohnte Wolke) soll einst Luxustouristen beherbergen, die die Schönheiten der Welt geruhsam aus der Luft betrachten wollen. Als umweltfreundlich bezeichnet das Unternehmen Massaud Studio das Wolken-Hotel: Die Gäste könnten so unberührte Traumlandschaften genießen, ohne dass diese durch touristische Infrastruktur verunstaltet oder ausgebeutet werden, sagt die Sprecherin Aurélie Ullrich.
Nach Massauds Plänen wird das luftige Sightseeing-Hotel 40 Gäste in 20 Zimmern aufnehmen können, dazu 15 Angestellte. Ein Restaurant, eine Bücherei, ein Fitnessstudio und eine Bar sorgen für die Unterhaltung, falls der Ausblick aus den riesigen Panorama-Fenstern mal nicht spektakulär genug sein sollte. Oder der Aufenthalt auf dem Sonnendeck über den beiden gewaltigen Helium-Auftriebskörpern zu langweilig. Mit 130 km/h kreuzt das Luftschiff im Sightseeing-Tempo, soll aber bis zu 170 km/h erreichen können. Erst nach 5000 Kilometern wird es wieder auftanken müssen und damit rund drei Tage in der Luft bleiben können.
Der Franzose hat sich einen namhaften Partner für sein Projekt ins Luftboot geholt, die französische Raumfahrtagentur Onera wird die Technik für das rund 210 Meter lange, 82 Meter breite und 52 Meter hohe Gefährt entwickeln. Genaueres ist im Moment noch nicht geklärt, sagt Ullrich. Weder zum Antrieb, noch zur Landetechnik gebe es bisher Pläne. Im Moment müsste das 20-Zimmer-Hotel von einem gewaltigen Auftriebskörper mit einem Volumen von 520.000 Kubikmetern getragen werden. Eventuell werde auch über eine kleinere Version nachgedacht, sagt Ullrich, damit die "Manned Cloud" realisiert werden kann. Auch Investoren müssten mit genaueren Konzepten noch gefunden werden. Die Designer hoffen, im Jahr 2020 das Lufthotel eröffnen zu können.
Immer wieder wird auch heute noch, 156 Jahre nach der ersten Jungfernfahrt, über den Einsatz von Luftschiffen für touristische Zwecke nachgedacht. Bisher blieb es bei kurzen Rundfahrten, denn finanziell haben sich solche Projekte nicht gerechnet. Doch vor kurzem hat das US-amerikanische Unternehmen Worldwide Aeros Corporation den Bau einer Kreuzung aus Luftschiff und Flugzeug angekündigt, mit der auch Luftkreuzfahrten denkbar wären.
Der sogenannte Aeroscraft kann das Traggas Helium an Bord komprimieren und damit sein Gewicht für Starts und Landungen variieren. Außerdem erhält der Flieger allein durch seine aerodynamische Form auf dem Streckenflug 30 Prozent seines Auftriebs. Die rund 500 Quadratmeter große Passagierkabine liegt anders als bei Zeppelinen im Aeroscraft selber. Mit bis zu 220 km/h wird das Luftschiff flott unterwegs sein, ein erster, kleiner Prototyp ist bereits im Bau. Elegant wirkt das Aeroscraft allerdings nicht: wie eine fette Zigarre mit kleinen Flügeln. Beim Design hat Massauds weißer Wal die Nase entschieden vorne - die Technik scheint dagegen in Frankreich zweitrangig zu sein.
Für den Entwurf "Manned Cloud" hat der 41-jährige Designer bereits einen Preis eines Pariser Design-Instituts erhalten. Der APCI-Observeur-Design-Preis 2008 habe auch gewürdigt, sagt Ullrich, dass das Projekt Partner zusammenbringe, die sonst schwer zueinander gefunden hätten: einen Designer, eine Raumfahrtagentur und den potentiellen Investor.