
Machu Picchu in Peru: Neuer Flughafen für den Inka-Tourismus
Umstrittenes Projekt Peru baut Flughafen nahe Machu Picchu
Widersprüchlicher könnten die Maßnahmen kaum sein. Während Peru gerade damit angefangen hat, die Anzahl der Touristen am Machu Picchu testweise zu begrenzen, entsteht nahe der Inkastadt ein internationaler Flughafen.
Bereits im Februar sind Bulldozer und Baustellenfahrzeuge in Chinchero angekommen, einer 30 Kilometer nordwestlich von Cusco liegenden Stadt. Hier sollen ab 2023 Touristen aus aller Welt landen können, um dann deutlich schneller als zuvor die Sehenswürdigkeit anzusteuern, die bei so vielen Menschen auf der Bucket List steht.
Millionen Tonnen Erde seien bereits umgegraben worden, schreibt die britische Zeitung "The Guardian" . Für Archäologen und andere Wissenschaftler ist das ein Desaster. "Dies ist eine gestaltete Landschaft", sagt Natalia Majluf, peruanische Kunsthistorikerin an der Cambridge University. "Die Inkas haben hier Terrassen und Wege angelegt. Ein Flughafen hier würde alles zerstören."

Machu Picchu in Peru: Neuer Flughafen für den Inka-Tourismus
Majluf hat eine Petition ins Leben gerufen, die bereits Tausende Menschen unterzeichnet haben. "Salvemos Chinchero, patrimonio cultural de la humanidad", heißt es auf der Website des Aufrufs - "Lasst uns Chinchero retten". Hier, am Eingang des Heiligen Tals der Inka, befindet sich die historische Inka-Stadt, die laut Petitionsbeschreibung "starken Schaden nehmen" würde, wenn der Flughafen entstünde. "Lärm, Verkehr und unkontrollierte Urbanisierung" würden die Landschaft unwiderruflich zerstören.
Kritiker würden laut "Guardian" auch bemängeln, dass die Flugzeuge dicht über das nahe Ollantaytambo aus der Inka-Zeit und seinen archäologischen Park fliegen würden und damit auch dort unberechenbaren Schaden anrichten könnten. Andere sorgten sich, dass der Bau das Grundwasser des Piuray-Sees entleeren würde, mit dem Cusco die Hälfte seines Wasserbedarfs deckt.
Bis zu sechs Millionen Passagiere pro Jahr würden einen einfacheren Zugang zu dieser und anderen Inkastätten aus dem 15. Jahrhundert - wie auch Machu Picchu - bekommen, schreibt die Zeitschrift "Science " unter Berufung auf peruanische Behörden. Die Gefahr: Die vielen Touristen könnten ausgerechnet das zerstören, was sie sich ursprünglich anschauen wollten - nämlich die archäologischen Stätten.
Mehr als zehn Flugsteige
Derzeit kommen die meisten Besucher über den Flughafen in Cusco. Dieser hat nur eine Startbahn und kann nur kleinere Maschinen abfertigen - etwa aus der Hauptstadt Lima kommend oder aus La Paz in Bolivien. Der neue Flughafen wird laut der Luftfahrtdatenbank Capa mit einer Fläche von mehr als 480.000 Quadratmetern geplant, einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge soll er über mehr als zehn Flugsteige verfügen.
Im Jahr 2017 haben mehr als 1,5 Millionen Touristen Machu Picchu besucht - das entspricht doppelt so vielen Menschen wie maximal von der Unesco empfohlen. Konsequenz: Die Steinoberflächen leiden und drohen zu zerfallen.
Das ist auch der Grund, warum die Regierung in Lima nun damit begonnen hat, den Zutritt zum Sonnentempel, dem Tempel des Kondors und dem Intihuatana-Stein zu begrenzen - zunächst für zwei Wochen. Die Maßnahmen seien "angesichts der Anzeichen des Verfalls notwendig, um Machu Picchu zu bewahren", ließ das Kultusministerium kürzlich verlauten. Experten sollen schließlich die Auswirkungen der Maßnahmen analysieren und bewerten, bevor ab dem 1. Juni dauerhaft neue Regeln gelten sollen.
Fast 6000 Besucher dürfen Machu Picchu täglich betreten. Die vom Inka-Herrscher Pachacútec erbaute Stadt war im Juli 1911 vom US-Archäologen Hiram Bingham für die Wissenschaft entdeckt worden. Heute gehören die auf einem Bergrücken in 2500 Meter Höhe gelegenen Ruinen zu den bekanntesten archäologischen Stätten der Welt. Seit 1983 zählen sie zum Unesco-Weltkulturerbe.
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels war die Rede von einer geplanten Gesamtfläche von 40.000 Quadratmetern. Diese Angabe bezieht sich jedoch auf das Terminal. Der Flughafen in Chinchero soll mehr als 480.000 Quadratmeter groß werden.