Flughafen von Palma de Mallorca
Foto: Jens Kalaene/ dpaDie Regionalregierung der Balearen fordert ein Alkoholverbot in Flugzeugen und auf Flughäfen. Ziel sei es, die Sicherheit der Passagiere und des Sicherheitspersonals zu verbessern, sagte die Tourismusbeauftragte der Balearen-Inseln, Pilar Carbonell Raya. Zu den Balearen gehören unter anderem die beliebten Ferieninseln Mallorca und Ibiza, auf denen es immer wieder zu Alkoholexzessen von Touristen kommt. Mallorcas Polizei hatte zuvor ebenfalls ein Alkoholverbot gefordert.
Die Wachleute müssten sich häufig mit betrunkenen Reisenden auseinandersetzen. Mit dem Alkoholverbot solle "antisozialer Tourismus" bekämpft werde, so Carbonell-Raya. Sie richtete den Appell an die EU und die Zentralregierung in Madrid. Aus der Erklärung ging nicht hervor, ob sich die Forderung nur auf Flüge auf die Balearen bezieht oder ob sich die Regionalregierung für ein Alkoholverbot auf allen Flügen innerhalb der Europäischen Union ausspricht.
In den Partyhochburgen auf den Balearen-Inseln kommt es immer wieder zu Alkoholexzessen, einige Touristen betrinken sich schon im Flugzeug. Im Mai mussten spanische Polizisten auf dem Flughafen in Palma de Mallorca eine Schlägerei in einer Ryanair-Maschine beenden. Drei betrunkene Männer hatten sich während des gesamten Flugs von Manchester nach Mallorca geprügelt.
Auf Mallorca wollen die Behörden verstärkt gegen Krawalltouristen vorgehen. Deutsche seien "selbstverständlich" weiterhin willkommen, sagte der neue Bürgermeister der Inselhauptstadt Palma, Antoni Noguera, dem "Mallorca Magazin". "Fakt ist aber auch, dass es eine kleine Minderheit unter den deutschen Urlaubern gibt, die Probleme bereitet, durch Besäufnisse, Schlägereien. Hinzu kommen Neonazi-Gruppen. Diese Art von Urlauber ist hier nicht willkommen", sagte der links-grüne Politiker.
Noguera sagte, man sei dabei, die Zusammenarbeit der Lokal- mit der Nationalpolizei besser zu koordinieren. Er wolle sich außerdem "mit der deutschen Konsulin treffen, um Wege der Zusammenarbeit zu finden". Die Playa, zu der auch der "Ballermann" gehört, befinde sich in einem bedeutenden Wandel. "Die Unternehmervereinigung Palma Beach setzt auf hochwertige touristische Qualitätsangebote. Das wird vom Rathaus unterstützt", sagte der Bürgermeister, der auch vor einer "Deutschen-Phobie" auf der Insel warnte.
Nach der jüngsten Schlägerei zwischen deutschen Touristen auf der Ballermannpromenade war Noguera diese Woche unter anderem von der "Mallorca Zeitung" mit den Worten zitiert worden: "Der Abschaum, der uns geschickt wird, ist nicht angenehm." Der 38-jährige Sozial- und Jugendpädagoge hatte am 1. Juli im Rahmen eines Koalitionsabkommens der linken Stadtregierung nach der Hälfte der Legislatur den Sozialisten José Hila als Bürgermeister abgelöst.
Die Linken, die sowohl in Palma de Mallorca als auch in der Autonomen Gemeinschaft der Balearen seit 2015 das Sagen haben, wollen nicht nur Rechtsradikale, sondern auch Low-Cost- und Sauf-Tourismus verbannen. Sie wünschen sich betuchtere Besucher, die sich gut benehmen und auf der Insel mehr Geld ausgeben. Dazu wurden unter anderem der Bau von Nobelhotels gefördert und Strandkioske modernisiert.
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Flughafen Palma de Mallorca: Die Polizei würde gerne Alkohol im Airport und in anreisenden Maschinen verbieten. Viel Aussicht auf Erfolg hat der Wunsch allerdings nicht.
Am Strand von Arenal: Anfang Juni gab es einen Eklat um deutsche Neonazis im Partylokal "Bierkönig". Kein Einzelfall, wie Mallorquiner sagen.
Sonne, Saufen, Mallorca: Die Insel versucht, mit Benimmregeln den Exzessen trinkfreudiger Touristen Einhalt zu gebieten.
Costa Betona Arenal: An Palmas Hausstrand ist jeder Quadratmeter verbaut - und im Sommer auch gebucht. So ist das überall auf der größten Baleareninsel, und vielen Einwohnern ist das des Guten zu viel.
Menschenabfüllanlage am Ballermann: Mit den Exzessen des Sauftourismus hadert Mallorca seit Jahren. Versuche, das Problem unter Kontrolle zu bekommen, blieben halbherzig - man verdient ja auch kräftig daran.
Voll was los: Inzwischen ist die Überfüllung aber überall spürbar. Auch auf dem Marktplatz von Sineu (eigentlich 3600 Einwohner) herrscht im Sommer ein Treiben von fast großstädtischer Dichte. Kein Wunder: Auf jeden Mallorquiner kommt im Sommer ein Gast.
Das ist vor allem wegen der Ressourcen ein Problem: Woher so viel Trinkwasser nehmen, wohin mit all dem Abwasser und Müll? Dazu muss das Gros der Nahrungsmittel auf die Insel gebracht werden - im Sommer läuft logistisch außer Nahrungstransporten fast nichts mehr.
Niemals einsam: Touristen haben sich ein schönes Fleckchen gesucht, um einen romantischen Sonnenuntergang zu erleben. Mallorca-Reisende kennen das - und leben damit. In Wuppertal, Neumünster, Dingolfing oder Zwickau mag es abends einsamer sein, aber Sonnenuntergang über warmem Meer hat man da nicht.
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